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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten
Autoren: Jules Verne
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dieser bei der Vandergaart-Kopje hervor, einer der neuentdeckten Fundstätten, welche, um das nebenbei zu bemerken, dem Eigenthümer des Häuschens gehört, in welchem ich jetzt an Sie schreibe.
    »Schüttet man in ein Gefäß eine, verschiedene fremde Körper enthaltende Flüssigkeit, was geht dann vor? Die fremden Körper setzen sich speciell am Boden und längs der Ränder des Gefäßes ab. Nun gut, das ist genau derselbe Vorgang, der sich in einer Kopje abspielt. Diamanten findet man hier vor Allem im Grunde und gegen die Mitte des Bettes, ebenso wie an den äußersten Rändern derselben.
    »Diese Thatsache ist so unzweifelhaft beobachtet, daß die dazwischen liegenden Claims meist schnell im Preise sinken, während die in der Mitte liegenden Claims und diejenigen, welche sich nahe dem Umfange befinden, dagegen schnell einen ungeheuren Werth erhalten, sobald die Gestalt des Fundplatzes hinlänglich bekannt ist. Die Analogie spricht sonach deutlich für die Herbeischaffung des Materials unter Mithilfe von Wasser.
    »Außerdem weisen auch noch viele verschiedene Umstände, welche Sie in meinem Berichte aufgezählt finden, auf die Bildung der Krystalle an Ort und Stelle hin, während sie die Zuführung derselben in fertigem Zustande unwahrscheinlich machen. Um davon nur zwei oder drei zu wiederholen, sind die Diamanten fast stets in Gruppen von derselben Natur und der gleichen Farbe vereinigt, was gewiß nicht der Fall sein würde, wenn sie schon fertig von einem Wasserstrom mitgebracht worden wären. Häufig findet man zwei Stücke, die mit einander verklebt sind, so daß sie sich schon durch leichten Anschlag trennen lassen. Wie hätten diese also der Reibung und den sonstigen Zufälligkeiten bei einer Weiterführung durch Wasser widerstehen sollen? Dazu finden sich die großen Diamanten fast nur unterhalb eines Felsstückes, was darauf hinzuweisen scheint, daß gewisse, durch dieses bedingte Einflüsse, seine Wärmeausstrahlung oder irgend eine andere Ursache, die Krystallisation erleichtert haben. Endlich ist es selten, sogar sehr selten, daß große und kleine Diamanten nahe bei einander gefunden werden. Allemal, wenn man einen schönen Stein aufgräbt, liegt dieser isolirt. Es macht den Eindruck, als ob alle Diamanten-Elemente des betreffenden Nestes sich in diesem Falle, unter dem Einflusse unbekannter Ursachen, zu einem einzigen Krystalle vereinigt hätten.
    »Diese Gründe, sowie noch mehrere andere, erfüllen mich mit der Ueberzeugung, daß nach Zuführung der Elementarstoffe der Krystallisation durch das Wasser die endliche Bildung der Steine an Ort und Stelle stattgefunden haben müsse.
    »Woher aber nehmen diese Wasser den Weg, welche den organischen Detritus, der sich in Diamanten umformen sollte, mit sich führten? Darüber hab’ ich mir trotz eingehendster Studien der verschiedenen Lagerstätten noch kein Urtheil bilden können.
     

    »Ich reise noch heute.« (S. 43.)
     
    »Eine weitere Erklärung hierüber würde immerhin von weittragender Bedeutung sein. Wenn man dazu gelangte, den Weg, welchen einst das Wasser genommen, zu erkennen, warum sollte man dann nicht bei Rückverfolgung desselben zu dem Punkte kommen, von dem die Diamanten ausgegangen sind, und wo sich ohne Zweifel eine bedeutend größere Menge derselben finden dürfte, als in den bis heute ausgebeuteten Lagerstätten? Das würde meine Theorie nach allen Seiten bestätigen, und mir eine große Befriedigung gewähren. Ich selbst habe diese Frage freilich ihrer Lösung kaum entgegenzuführen vermocht, denn ich stehe bereits nahe dem Ende meiner Mission, und es ist mir, wie erwähnt, bisher unmöglich gewesen, über jenen unaufgeklärten Punkt weiteres Licht zu verbreiten.
    »Mit mehr Erfolg habe ich viele Analysen der Felsarten ausgeführt….«
    In seinem vertraulichen Berichte ging der junge Ingenieur nun bezüglich seiner Arbeiten in technische Details ein, welche zweifellos für ihn und den Adressaten von großem Interesse waren, über die jedoch der profane Leser nicht das gleiche Urtheil fällen möchte. Es erscheint uns deshalb rathsam, ihn damit gänzlich zu verschonen.
    Um Mitternacht, nachdem er seinen langen Bericht beendet, löschte Cyprien die Lampe, streckte sich in seinen Hamac, und schlief den Schlaf des Gerechten.
    Arbeit überwindet jeden Kummer – wenigstens für einige Stunden – aber ein reizendes Trugbild drängte sich mehrmals in die Träume des jungen Gelehrten und es schien ihm zuzuflüstern, daß er noch
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