Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
erscheinen läßt. Sie wissen, daß man ihn nur mit seinem eigenen Staube poliren kann, und eben seine Härte ist es, die seit einigen Jahren seine Verwendung beim Durchbohren von Felsen veranlaßte. Ohne Mithilfe dieses Steines würde es nicht allein sehr schwierig sein, Glas und andere harte Substanzen zu bearbeiten, sondern auch die Durchbohrung von Tunnels, von Bergwerksstollen, artesischen Brunnen und dergleichen würde sehr bedeutend erschwert sein.
    – Ah, nun wird mir’s klar, sagte Alice, welche plötzlich eine gewissen Hochachtung vor den armen Diamanten, die sie früher kaum geschätzt hatte, bekam Doch, Herr Méré, diese Kohle, von der Sie sagen, daß sie sich in krystallisirten Zustande befindet – nicht wahr, so ist es wohl richtig ausgedrückt – was ist die Kohle im Grunde?
    – Das ist ein sogenannter einfacher, nicht metallischer Körper, der sonst ungemein häufig in der Natur vorkommt, antwortete Cyprien. Alle organischen Verbindungen ohne jede Ausnahme, das Holz ebenso wie das Fleisch und Brot, enthalten davon eine gewisse Menge. Sie verdanken sogar der Gegenwart der Kohle oder des »Kohlenstoffes« unter ihren Elementen den Grad der Verwandtschaft, welche man zwischen ihnen beobachtet.
     

    Cyprien hatte in der Arbeit bald Zerstreuung gefunden. (S. 37.)
     
    – Wie merkwürdig! rief Miß Watkins. Also das Gebüsch da, das Gras dieser Weide, der Baum, der uns beschützt, das Fleisch meiner Dada, des Straußes, und ich selbst, auch Sie, Herr Méré, wir bestehen zum Theil aus Kohle… wie die Diamanten? In der Welt ist wohl Alles aus Kohle?
    – Wahrhaftig, Fräulein Alice, schon lange Zeit hat man das sozusagen vorausgefühlt; die heutige Wissenschaft aber bringt Tag für Tag neue Beweise dafür bei, oder mit anderen Worten, sie verkleinert immer mehr und mehr die Zahl der einfachen Elementarkörper, an der früher Niemand zu rütteln wagte. Die Errungenschaften der Spectralanalyse haben in dieser Beziehung auf dem Gebiete der Chemie ganz neues Licht verbreitet. Es könnten vielleicht sogar die zweiundsechzig Substanzen, welche bisher als einfache Elemente oder Fundamental-Körper betrachtet wurden, nur auf einen einzigen Stoff zurückzuführen sein – z. B. auf Wasserstoff – der nur in Folge verschiedener elektrischer, dynamischer und calorischer Verhältnisse in wechselnder Gestalt erschiene.
    – O, Sie machen mir Angst, mit so vielen hochtönenden Worten, rief Miß Watkins, erzählen Sie mir lieber mehr von der Kohle. Könnten die Herren Chemiker diese denn nicht ebenso künstlich zum Krystallisiren bringen, wie zum Beispiel Schwefel, von dem Sie mir kürzlich so hübsche Exemplare zeigten? Das wäre doch weit bequemer, als erst tiefe steile Löcher in die Erde zu graben, um darin Diamanten zu finden.
    – Wohl hat man häufig versucht auszuführen, was Sie da erwähnen, sagte Cyprien, und sich bemüht, durch Krystallisation ganz reinen Kohlenstoffes künstliche Diamanten herzustellen, und bis zu einer gewissen Grenze ist es sogar als gelungen zu betrachten. Im Jahre 1853 haben Desprez, und ganz neuerdings ein anderer Gelehrter in England, wirklichen Diamantenstaub erzeugt, indem sie ganz reine, von allen Mineralbestandtheilen befreite und übrigens aus Zucker gewonnene Kohle im luftleeren Raum einem sehr starken elektrischen Strome aussetzten. Das Problem ist jedoch noch nicht so weit gelöst, um schon eine gewerbliche Ausnützung desselben in Aussicht zu stellen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit freilich darf man das aber wohl nur als eine Frage der Zeit betrachten. Heute oder morgen, vielleicht in der Stunde, wo wir darüber sprechen, Miß Watkins, kann die künstliche Erzeugung von Diamanten recht wohl entdeckt worden sein.«
    So plauderten sie lustwandelnd auf der sandigen Terrasse, welche längs der Farm hinlief, oder saßen auch gegen Abend auf der lustigen Veranda und bewunderten die glänzenden Sterne des südlichen Himmels.
    Dann verließ Alice den jungen Ingenieur, wenn sie ihn nicht mitnahm, um ihre kleine Straußheerde anzusehen, welche in einem Gehege, am Fuße der kleinen Anhöhe – auf der John Watkins’ Wohnung sich befand – – gehalten wurde. Der kleine weiße Kopf der Thiere, der den schwarzen Körper so hoch überragt, ihre langen steifen Beine, die Büschel gelblicher Federn, welche die Flügelenden und den Schwanz zieren, alles das interessirte das junge Mädchen, die es sich seit einem oder zwei Jahren zum Vergnügen machte, ein ganzes Volk dieser riesigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher