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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod
Autoren: Volker Kutscher
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haben.
    »Was wollen hie'? Ich rufen Polizei!«
    Er drehte sich um. Der Chinese stand vor ihm und hielt sich den Kopf. In der Hand hielt er ein großes Küchenmesser. »Ich bin die Polizei!« Rath zeigte seine Marke.
    Der Chinese verbeugte sich und legte das Messer weg.
    »Sie halten sich besser ganz ruhig«, sagte Rath, »wenn Sie nicht
    wollen, dass ich Sie wegen Tierquälerei drankriege.«
    »Mein Hund! Gnädige Hee' Maaquaad mi' geschenkt!«
    »Damit Sie ihn verwursten? Wir sind hier in Deutschland!« »Nicht fü' Wu'st, was rede da? Fü' Nichte Numme' zwei! Hat bald Gebuustag! «
    »Nichts für ungut, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten. Aber aus Ihrem Geburtstagsgeschenk wird leider nichts. Der Hund gehört mir, Herr Marquard ... «
    »Hee' Maaquaad mi' geschenkt, nicht Polizei!«
    So weit ging sein Respekt vor den Ordnungshütern dann wohl doch nicht. Der Chinese machte einen Schritt auf Rath zu und wollte nach dem Hund greifen. Aber Kirie bellte ihn an, und er schreckte wieder zurück.
    »Sehen Sie! Der Hund will nichts von Ihnen wissen.« »Mein Hund, Hee' Maaquaad fragen! Mein Hund!«
    So schnell gab der Chinese nicht auf, er griff noch einmal nach Kirie, doch die wurde immer unruhiger, bellte und knurrte den Chinesen an, bis Rath sie nicht mehr halten konnte. Sie sprang aus seinen Armen und jagte davon.
    Der Chinese wollte hinterher. Rath wusste sich nicht anders zu helfen, er verpasste dem Mann einen kurzen Schwinger unters Kinn und knackte ihn noch einmal aus.
    »'tschuldigung«, sagte er.
    Die Aufregung und die Anstrengung hatten ihm zu schaffen gemacht. Noch war er nicht über den Berg, hatte noch immer nicht genügend Zucker in seinem Blut. Oder viel zu viel Insulin. Er griff die Flasche Apfelsaft und machte sich auf den Weg, den der Hund eingeschlagen hatte. Kirie würde am besten wissen, wo es hier rausging.
    Jetzt hätte er seine Mauser gut gebrauchen können. Er überlegte kurz, ob er sich mit einem Messer aus der Küche bewaffnen sollte, ließ es aber bleiben. Was sollte er damit, er eignete sich nicht zum Messerstecher.

Kapitel 57
    Wolfgang Marquard empfing sie stilecht vor einem flackernder Kamin. Er trug einen Hausmantel, der irgendwie orientalisch und sehr teuer aussah.
    »Entschuldigen Sie meine Aufmachung, ich hatte mich schon zurückgezogen, als Albert mir von Ihrem Besuch erzählte. Es ist wichtig, sagt er. Dann erzählen Sie mir doch mal, was Sie auf dem Herzen haben. Aber vorher trinken Sie doch einen Schluck mit
    mir.«
    Er nahm eine bereitstehende Flasche Armagnac und schenkte selbst ein.
    »Sie können sich zurückziehen, Albert«, sagte er, »ich brauche Sie heute nicht mehr.«
    »Sehr wohl, gnädiger Herr.«
    Marquard lächelte Charly freundlich an und reichte ihr ein Glas.
    Sie schaute sich den Mann an, der selbst im Hausmantel eine gute Figur machte. Schlank, ein wenig zu klein vielleicht und die Nase eine Idee zu groß, was seinem Gesicht aber eine umso interessantere Note verlieh. Der geborene Verführer, dachte sie. Und dann diese Stimme! Eine Stimme, der man ewig zuhören konnte, so angenehm sanft kam sie daher. Warum sollte so ein Mann Schauspielerinnen umbringen? Er könnte Schauspielerinnen die Herzen brechen.
    Sie hoben ihre Gläser und tranken.
    »Also«, sagte Marquard, »was führt Sie zu mir?«
    »Gereon Rath«, antwortete Paul, »ein Freund von uns - er hat uns gesagt, wir würden ihn hier finden.«
    »Dann hat er Ihnen eine falsche Uhrzeit genannt. Herr Rath war hier, ist aber schon vor Stunden wieder gefahren.«
    »Wissen Sie denn, wohin er gefahren ist?«
    Marquard zuckte die Achseln. »Leider nicht. Nach Hause, vermute ich.«
    »Wie viel Uhr war das ungefähr?«, fragte Charly.
    Marquard überlegte. »Sechs, vielleicht halb sieben. Viel später jedenfalls nicht.«
    »Was wollte er denn von Ihnen? War er dienstlich hier oder privat?«
    »Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen darf. Er war als Polizist hier, und polizeiliche Angelegenheiten unterliegen, denke ich, einer gewissen Diskretion. Außerdem tut das ja auch gar nichts zur Sache.«
    »Natürlich.«
    Alle drei schraken zusammen, als plötzlich und unerwartet ein Hund irgendwo in der Nähe bellte. Dann lief ein schwarzes Wollknäuel ins Zimmer und schnüffelte an dem Sessel, in dem Charly saß.
    Der Hund bellte wieder, er schien ziemlich aufgeregt zu sein. Er wedelte mit dem Schwanz und schaute Charly mit einem Gesichtsausdruck an, der eindeutig an ein Lächeln erinnerte.
    »Kirie?«, rief sie
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