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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker
Autoren: Tania Carver
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hat mich als Kind manchmal zum Segeln mitgenommen …«
    Phil überraschte sich selbst mit einem Lächeln. »Wirklich?«
    Mickey zuckte die Achseln. »Ja, aber ich hab’s gehasst. Musste jedes Mal kotzen.« Er grinste schief. »Daran hat sich ja nicht so viel geändert.«
    »Zur Sache«, mahnte Phil. »Ihr Kopf zeigt also in Richtung Bug. Sie liegt im rechten Winkel zur Kabine und zum Lichtmast. Ihre Beine sind gespreizt.« Er sah die anderen beiden fragend an. »Ist das Absicht? Wollte der Mörder, dass wir sie genau so finden? Oder ist das bloß Zufall?«
    »Ich finde, es sieht auf jeden Fall nach Absicht aus«, meinte Rose. »Der Täter hätte die Leiche einfach abladen können, stattdessen hat er sich die Zeit genommen, sie so hinzulegen.«
    Mickey zeigte auf das hölzerne Deck. »Da sind Abriebspuren von Schuhsohlen. Meinen Sie, die könnten vom Täter stammen?«
    »Möglich wäre es«, meinte Phil. »Vielleicht hat er eine gewisse Zeit gebraucht, um die Leiche genau so abzulegen, wie er sie haben wollte. Da ist außerdem noch Blut – Schmierspuren, wo er sie bewegt hat.«
    »Ein einzelner Täter, Boss? Oder könnten es auch mehrere gewesen sein?«
    Phil zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Sie ist zierlich. Einer allein hätte vielleicht Mühe gehabt, aber es wäre machbar gewesen. Zwei hätten sie natürlich mit Leichtigkeit tragen können.«
    »Zwei Killer, die im Team arbeiten?«, sagte Rose. »Vergewaltiger und Mörder?«
    »Wir wissen noch nicht, ob sie vergewaltigt wurde, Rose.«
    »Liegt aber nahe«, meinte Mickey und deutete auf das verstümmelte Geschlecht der Toten. Er musste schlucken.
    »Also war es eine sexuell motivierte Tat?«, fragte Phil.
    Rose sah sich auf dem Schiff um. »Die Beine gespreizt, dazwischen ein riesiger Lichtmast? Freud für Anfänger, würde ich sagen.«
    »Sieht ganz so aus, aber wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Warten wir ab, was Nick Lines zu sagen hat. Was wir in jedem Fall mit Sicherheit wissen, ist, dass sie nicht hier getötet wurde. Dazu ist hier nicht genug Blut. Und ich denke, es muss einen Grund geben, warum sie ausgerechnet hier abgelegt wurde.«
    »Ihre Wohnung«, versetzte Rose.
    Phil sah sie wartend an.
    Rose zeigte über den Fluss hinweg zu einem der Apartmentkomplexe auf der anderen Seite. »Sie hat da drüben gewohnt. Ich glaube sogar, man kann das Schiff von ihrem Fenster aus sehen.«
    Phil spürte das altbekannte Kribbeln im Bauch, das sich immer dann einstellte, wenn Informationen sich langsam zu einem Muster zusammensetzten. Noch wussten sie nicht, was es zu bedeuten hatte, doch er war sich sicher, dass die Sache mit der Wohnung wichtig war.
    Er nickte. »Also doch mit Absicht.«
    »Außerdem besteht wohl kein Zweifel daran, dass der Täter ein Frauenhasser war«, meinte Rose, die sich alle Mühe gab, nicht auf die Buchstaben zu schauen, die in die Stirn der Leiche geritzt waren.
    »Ja, davon können wir ausgehen.« Phil warf einen Blick auf seine Uhr. »Ist die CSI schon unterwegs?« Er hatte keine Ahnung, was an dem Wort »Spurensicherung« so falsch sein sollte, aber seit die Serie CSI ihren Siegeszug über die Fernsehbildschirme der Welt angetreten hatte, bestand man im Präsidium darauf, mit der Zeit zu gehen und entsprechende Abkürzungen zu verwenden.
    Rose nickte. »Ben hat sie vom Auto aus angerufen.«
    Ben, dachte Phil.
    »Wahrscheinlich haben sie unterwegs angehalten, um sich ein Eis zu kaufen«, meinte Mickey und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Phil ignorierte den Kommentar. »Niemand fasst was an«, sagte er dann und blickte dabei ausdrücklich seinen DS an. »Keinen Schweiß und erst recht kein Erbrochenes mehr. Gehen wir an Land, dann können die Kollegen den Tatort sichern.«
    Die drei überließen den Uniformierten das Feld. Die Straße wurde gesperrt, gelbes Flatterband über sämtliche Zufahrtswege gespannt, der Verkehr gestoppt und umgeleitet. Die Spurensicherung ging bei jedem Tatort zunächst immer vom größtmöglichen Gebiet aus und rückte dann, wie ein Raubtierrudel in Weiß, das den Kreis um seine Beute immer enger zieht, Stück für Stück nach innen vor, um mit Hilfe ebenso arbeitsintensiver wie geheimnisvoller Prozesse zu rekonstruieren, wie die Leiche dorthin gekommen war und wer sie dort abgelegt hatte. Mit etwas Glück lieferten sie sogar Hinweise darauf, wie der Täter gefasst werden konnte.
    Auf einer Bank aus Holz und Beton saß ein Mann im blauen Polohemd vor einem Wandbild zur
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