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Der Sprung ins Jenseits

Der Sprung ins Jenseits

Titel: Der Sprung ins Jenseits
Autoren: Clark Darlton
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besaß keine Planeten. Für meine Zwecke war er nutzlos, also eilte ich weiter. Es gab keine Grenzen mehr für mich, und die Trauer um den Verlust der Erde war dem unbeschreiblichen Glücksgefühl schrankenloser Freiheit und der Gewißheit unbegrenzter Macht gewichen. Ich erschrak bei dem Gedanken daran, daß im Grunde genommen jeder Mensch diese Macht besitzen konnte, wenn er sie entdecken würde.
    Bildete ich mir wirklich ein, eine Ausnahme sein zu dürfen?
    Auch die nächste Sonne hatte keine Planeten. Also weiter.
    Und dann geriet ich in ein Sonnensystem mit zehn Planeten, die einen weißgelben Stern umkreisten, der meiner Schätzung nach etwa die Größe unserer Sonne besaß. Der Anblick war nach der langen Suche derart beglückend, daß ich mich zum Bleiben entschloß. Eine schnelle Übersicht überzeugte mich davon, daß das System unbewohnt war. Selbst der dritte Planet, der alten Erde in der Form ähnlich, zeigte keine Spur von Leben. Ich entschied mich für den fünften Planeten, der bereits vortreffliche Bedingungen aufwies.
    Yü hatte recht gehabt, dachte ich, als ich über die Urlandschaft schwebte – kahle Felsen, flache Meere und gebirgige Kontinente. Die Atmosphäre hatte sich bereits gebildet, während sie auf dem vierten Planeten erst im Entstehen begriffen war. Der dritte Planet hingegen war voller tätiger Vulkane, die erst die Voraussetzungen für eine spätere Atmosphäre bildeten. Meere gab es noch nicht. Eine weitere Suche nach der Erde war sinnlos. Es gab keine Rückkehr für eine verirrte Seele. Das Weltall war zu groß und unübersichtlich. Mir blieb nichts übrig, als eine neue Heimat zu finden.
    Ich glaubte, sie gefunden zu haben.
    Der fünfte Planet hatte keinen Mond, und seine Oberfläche war mit Pflanzenwuchs bedeckt. Reglos stand ich über der steinigen Ebene am Rand des Urmeers und begann, die um mich fließende Energie zu sammeln und zu konzentrieren. Die vom Wind leicht bewegte Oberfläche des Ozeans reflektierte das Licht der hellen Sonne und blendete mich. Fast leer war dieses Meer. Es gab Muscheln und Schalentiere, wenig Fische – und kein Salz. Es war eine einfache Verbindung von Sauerstoff und Wasserstoff, mehr nicht.
    Aber es war die Voraussetzung für alles Leben der Welt.
    Ich konzentrierte mich auf die Bildung meines Körpers. Ich wußte nicht, wie dieser Körper aussehen würde, aber ich konnte mir vorstellen, daß er einem Menschen ähneln würde. Die Bedingungen waren einzigartig dafür.
    Und es wurde ein Mensch.
    Noch während er entstand, bemerkte ich geringfügige Unterschiede, die aber kaum ins Gewicht fallen würden. Das von mir ›erdachte‹ Geschöpf würde fähig sein, auf dieser Welt zu überleben, denn alle Voraussetzungen waren dazu gegeben – es gab Pflanzen und niedere Tiere. Aber meine Schöpfung sollte nicht allein bleiben. Also verzichtete ich darauf, in seinen Körper einzudringen, sondern schuf einen zweiten Körper. Dann erst tat ich das, was Yü mir geraten hatte: Ich spaltete mein Bewußtsein und drang gleichzeitig in zwei verschiedene Lebewesen ein, von denen nun jedes die Hälfte meiner Seele besaß.
    Wie ich schon früher einmal sagte: Die Zeit hatte ihre Bedeutung für mich verloren, wenn ich nun auch wieder ein Zeitgefühl hatte. Aber was bedeuten Jahre oder Jahrmillionen für einen Unsterblichen? Und immer dachte ich an Yüs Warnung. Ich hütete mich davor, das Bewußtsein meiner Seele weiter zu zersplittern. Meine Schöpfungen handelten rein instinktiv, als sie sich fanden und vermehrten. Ich aber blieb unsichtbar – und wieder vereint – über dem fünften Planeten und beobachtete seine Entwicklung.
    Bald – nach Hunderttausenden von Jahren – gab es viele Millionen der menschenähnlichen Geschöpfe, deren Instinkt sich allmählich in Intelligenz wandelte. Dieses Erwachen der Intelligenz war zuerst ein Rätsel für mich. Bis ich begriff, daß eine andere ruhelose Seele in meine fertigen Geschöpfe geschlüpft war und ihnen den Verstand verliehen hatte. Es gelang mir nie, mit dieser Seele Verbindung aufzunehmen, aber ihr Vorhandensein war die einzige Erklärung für die plötzliche Wandlung auf dem fünften Planeten des noch immer namenlosen Sonnensystems.
    Mein Erstaunen verwandelte sich in Entsetzen, als die ›Menschen‹, wie ich sie nannte, ihre Religion entwickelten. Sie dachten über das Entstehen ihrer Welt nach – und sie lehrten, ein unsichtbares, übernatürliches Wesen habe sie erschaffen. Sie verehrten es als Gott.
    Und
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