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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger
Autoren: Monika Feth
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mit Jette besetzt. Merle machte sich Sorgen. Sie hatte sich so sehr darüber gefreut, dass Luke im Leben ihrer Freundin aufgetaucht war wie das Licht am Ende eines Tunnels, doch mittlerweile verfluchte sie den Tag, an dem die beiden einander begegnet waren.
    Obwohl sie diesem denkwürdigen Tag den Bauernhof verdankten, denn Luke mit seinem Job bei Kerres und Söhne war nicht ganz unschuldig daran, dass sie schließlich unter den zahlreichen Mitbewerbern den Zuschlag bekommen hatten.
    Von Anfang an hatte Luke sein eigenes Süppchen gekocht und keinen in die Töpfe gucken lassen. Er hatte Jette verzaubert, hatte ihr Vertrauen gewonnen und sich selbst nur höchst bruchstückhaft offenbart. Merles Gefühle ihm gegenüber hatten eine Achterbahnfahrt zurückgelegt. Zuerst hatte sie ihn sympathisch gefunden, ihm dann misstraut, ihn schließlich abgelehnt und ihm vor kurzem die Hand zur Versöhnung gereicht.
    Und jetzt?
    Häufig verspürte sie den Impuls, einen Raum zu verlassen, nachdem Luke ihn betreten hatte. Das passierte ihr sonst nur bei den aalglatten Labortypen, die, angeblich im Dienst der Forschung, skrupellos Versuchstiere quälten. Gegen die jedoch konnte sie sich als Mitglied einer starken Tierschutzgruppe wehren.
    Aber gegen Luke?
    Sie löschte das Licht in der Scheune und kehrte über den Innenhof zur Küche zurück, wobei sie ihre Schritte unmerklich beschleunigte. Dabei fürchtete sie sich normalerweise nicht im Dunkeln.
    Fang nicht an, Gespenster zu sehen, dachte sie und zwang sich, langsam zu gehen. Die Solarlampen erhellten die Umgebung nur spärlich mit ihrem kühlen, blassen Licht. Merle mochte sie nicht, aber sie waren ein Geschenk von Jettes Mutter gewesen, also hatte sie sich mit ihnen abgefunden.
    Irgendwo raschelte es.
    Wahrscheinlich eine Maus. Oder eine fremde Katze. Den ganzen Tag über standen sämtliche Türen offen, da gelangte alles mögliche Viehzeug hier herein. Donna, Julchen oder Smoky konnten es nicht sein. Denen war die ungewohnte Freiheit immer noch unheimlich und sie bevorzugten in den Nächten die Geborgenheit im Haus.
    Merles Gedanken kehrten zu Luke zurück. Er war wie eine ungelöste Matheaufgabe, eine Formel, die ihr nichts sagte. Sie hatte keine Lust, sich mit ihm auseinanderzusetzen, doch sie konnte ihn nicht einfach aus ihrem Leben werfen, denn Jettes Liebe zu diesem Kerl machte ihn zu einem wesentlichen Teil davon. Merle musste sich mit ihm arrangieren, ob sie wollte oder nicht.
    Sie räumte die Spülmaschine aus, verbrannte sich die Finger an dem noch viel zu heißen Porzellan und fluchte. Die Küche sah aus wie ein Schlachtfeld. Nachdem der letzte Gast gegangen war, hatten die andern sich gerade noch dazu aufraffen können, das schmutzige Geschirr zusammenzustellen und die erste Maschine anzuwerfen. Dann waren sie gähnend in ihre Betten gefallen.
    »Und wenn sie nicht gestorben sind«, murmelte Merle, »ratzen sie immer noch wie die Murmeltiere.«
    Allmählich wurde sie doch müde. Sie befüllte die Spülmaschine ein zweites Mal, drückte auf Start , löschte das Licht und ging in ihr Zimmer.
    Auf ihrem Schreibtisch saß Smoky, unbewegt und rätselhaft, und blickte sie aus schmalen Augen an.
    Merle streifte die Kleider ab und kroch unter die Bettdecke. Sie hatte sich noch nicht ganz ausgestreckt, da schmiegte Smoky sich bereits schnurrend an ihre Füße.
    »Du weißt doch, dass du nicht …«
    Doch da schnarchte er schon und hörte ihr nicht mehr zu.
    *
    Zuerst dachte ich, ein Geräusch hätte mich geweckt, doch als ich lauschte, rührte sich nichts. Ich schlüpfte in meine Jogginghose und drehte eine Runde durchs Haus, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.
    Sämtliche Fenster waren zu, ebenso wie die Türen. Nur die von Merle stand einen Spaltbreit offen. Wahrscheinlich hatte Smoky sich wieder bei ihr eingeschlichen. Der alte Charmeur mit dem grau verwitterten Fell kannte seine Macht über sie und wusste, dass sie ihm nichts abschlagen konnte.
    Die Haustür war abgeschlossen, draußen war alles ruhig.
    Mein Magen knurrte, und ich hatte große Lust, ihn mit den Resten vom Festessen zu besänftigen. Stattdessen holte ich mein Handy, schüttete mir ein Glas Wasser ein und schrieb Luke eine SMS .
    Vermisse dich schrecklich. Hast was verpasst. Würd dich gern küssen. J.
    Wo immer du auch sein magst, dachte ich und fragte mich wieder, warum er sich nicht meldete. Welchen Grund konnte es geben, mir nicht mal eine kurze Nachricht zu schicken?
    Ich malte mir die schrecklichsten
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