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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten
Autoren: dtv
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auch noch das   –«
    »Wo ist denn dieses Luder von einer Magd!« Der Müller schien näher zu kommen.
    »Oh! Hintern aus dem Korb«, zischte Marie. Ihr war zum Weinen zumute.
    Immerhin. Zwei Eier waren wie durch ein Wunder heil geblieben.
    Sie nahm wortlos den Korb und eilte zur Mühle. Vor dem Haus stand schon der Müller, die Hände in die Hüften gestemmt, und erwartete seine Magd. Aber wenn sie gedacht hatte, er würde glauben, die Hühner hätten an diesem Tag nur zwei Eier gelegt, dann hatte sie sich gründlich getäuscht. Nein, er nahm die restlichen zwei Eier und warf sie Marie wutschnaubend an den Kopf, nannte sie eine ungeschickte Ziege und schickte sie zur Strafe noch einmal hinaus zum Misthaufen. Um den stinkenden Mist umzugraben und um dabei zu schauen, ob sie nicht doch noch Eier fände.
    Das kam Marie allerdings heute sehr gelegen und sie musste sich ein Grinsen verdrücken, als sie an den merkwürdigen Pilger aus Paris dachte.
    »Jakob?« Sie schaute sich nach allen Seiten um. Aus Trotz und weil sie auch nicht so schnell klein beigab, hatte sie aus der Speisekammer einen halben Laib Brot und eine Handvoll Oliven mitgehen lassen. Damit dieser Jakob Flamel nicht nur rohe Eier, sondern auch etwas Anständiges zu essen bekam.
    »Jakob?«, wiederholte sie zögernd.
    Da hörte sie ein leises Schnarchen, und als sie hinters Gebüsch am Mühlenbach spähte, sah sie Jakob friedlich in der Sonne liegen und schlafen. Den Kopf hatte er auf sein Bündel gelegt und mit seinen Händen hielt er ein merkwürdig aussehendes Buch umklammert.
    »Jakob Flamel aus Paris«, sagte Marie laut und stupste ihn mit den Zehenspitzen an. »Ich habe dir etwas zum Frühstücken mitgebracht.«
    Mit einem Satz sprang Jakob auf die Beine. »Wie? Was? Du kriegst mich nicht, du elender Räuber!«, rief er und schlug wild um sich.
    Marie lachte auf. »Hände hoch! Es gibt Frühstück!«
    Als Jakob erkannte, wo er war und wer vor ihm stand, wurde er rot. »Geh du mal die ganze Nacht durch Sümpfe und Misthaufen, da schläft jeder irgendwann mal ein«, murmelte er und nahm dankbar das Brot, das Marie ihm reichte.
    »Du heißt also Marie«, sagte er mampfend.
    »Woher weißt du das?«, fragte Marie erstaunt.
    »Das habe ich kombiniert!«, sagte er und freute sich über ihr verdutztes Gesicht. »Na – es war ganz einfach! Der Müller hat dich so genannt, als er nach dir gerufen hat.«
    »Ach so.« Marie lachte. »Ja, ich heiße Marie, ich bin elf Jahre alt und bin hier die Magd.«
    »Ich bin schon zwölf!«, sagte Jakob und kaute zufrieden sein Brot. »Deshalb durfte ich ja auch mit auf Pilgerfahrt!«
    Marie setzte sich neben ihn auf die Steine und ließ die Füße ins Wasser baumeln. Kalt strömte es zwischen ihren nackten Zehen hindurch.
    »Wie lange seid ihr denn schon unterwegs nach Santiago, dein Vater und du?«, fragte sie neugierig.
    »Schon vier Wochen«, antwortete Jakob und spuckte einen Olivenkern aus. »Ein echtes Abenteuer! Wir gehen zwar nicht wegen eines Gelübdes, wir gehen ja nur wegen des Buchs   –«
    Er schlug sich auf den Mund. »Vergiss es, vergiss es! Mein Vater ist ein Forscher, ein Schreiber und ein ziemlich bekannter Buchhändler in Paris und da hat er natürlich mit Büchern zu tun und weiter nichts.« Jakob unterbrach sich und aß stumm weiter. »Eine Schande, dass du noch nie von ihm gehört hast«, hörte Marie ihn schließlich murmeln.
    Das wurde ja immer spannender! Sie wusste, dass die meisten Pilger aus Dank oder wegen eines Gelübdes nach Santiago de Compostela aufbrachen, nach Galizien, im äußersten Norden Spaniens, und wer weiß, vielleicht wären ihre Eltern, wenn sie von ihrer Krankheit wieder genesen wären, auch zum Grab des heiligen Apostels Jakobus in Santiago gepilgert, um Jakobus oder Gott oder beiden zu danken. Manche Pilger, das hatte Marie auch gehört, gingen auch, um für etwas zu bitten, für ihre Stadt oder Burg oder für ihr Seelenheil. Was sollte also diese Geheimniskrämerei? Was wollten Jakob und sein Vater in Santiago?
    Es blieb ihr keine Zeit zu fragen, denn in diesem Augenblick raschelte es hinter den beiden.
    »Du bist mir ja ein schönes Früchtchen!«, hörte sie den Müller bellen. Breitbeinig und groß stand er über ihnen.
    »Nennst du das Misthaufenumgraben?« Marie spürte, wie sich Jakob erschrocken an sie drückte. »Ha! Eine hinterhältige dreckige Diebin ist meine Magd, mehr nicht! Hast deinem kleinen Liebhaber was aus der Speisekammer geholt, ha?«
    Marie brachte
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