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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
Autoren: Katia Fox
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sollte, dann untersuchte er den Falken. »S ein Bein blutet! « , sagte er und blickte Isaac bekümmert an. »W ir sollten es verbinden, so wie Rose es bei Maries Arm gemacht hat, als sie vom Pferd gefallen ist « , erwiderte William nachdenklich. Rose war die gute Seele des Hauses, die sowohl ihn als auch Isaacs Töchter aus erster Ehe – Agnes und Marie – aufgezogen hatte, während sich Williams Mutter Ellenweore um Isaacs Schmiede gekümmert hatte. William nahm einen der Leinenstreifen, die seine Mutter zum Umwickeln der Schwertscheiden benutzte, und riss ihn in zwei Stücke. Mit dem einen tupfte er das Blut ab, bevor er das andere um das Bein des Vogels schlang und die Wunde damit verband.
    »E s wäre sicher besser, deine Mutter käme vorläufig nicht her « , bemerkte Isaac ganz nebenbei. »F alls du den Vogel länger behalten willst, solltest du besser ein anderes Versteck für ihn suchen. Und komm lieber bald in die Schmiede, ehe Ellenweore dich vermisst « , riet er William, »i ch gehe schon mal vor. « Er nickte verschwörerisch und verließ den Schuppen.
    William atmete auf. Isaac würde ihn sicher nicht verraten! Er stellte den Falken auf einen Holzstapel, wartete kurz und nahm ihm dann den Umhang ab.
    Der Greif schüttelte sich und schimpfte laut.
    »P ssst! « William legte erschrocken den Zeigefinger auf die Lippen. »S ei still! Wenn dich jemand hört und uns verrät … « , warnte er seinen neuen Freund im Flüsterton und trat ein paar Schritte zurück.
    »I saac hat recht « , murmelte er traurig. »I ch muss in die Schmiede, sonst zieht sie mir die Ohren lang. Aber keine Angst, ich komme bald wieder, nur musst du solange ganz leise sein « , wisperte er dem Greif eindringlich zu.
    In der kommenden Nacht würde seine Mutter die Schwerter härten, die sie in den letzten Wochen geschmiedet hatte. Dabei wurde das erhitzte Eisen in einen Trog mit Wasser getaucht. Wichtig war beim Härten, dass die Vorarbeiten fehlerfrei ausgeführt waren und die Klinge durch das rasche Abkühlen nicht spröde wurde. Williams Mutter härtete wie die meisten Schwertschmiede immer nur in Neumondnächten, bei absoluter Dunkelheit. Vor diesem bedeutenden Arbeitsgang, der darüber entschied, ob eine Klinge gut war oder sich als unbrauchbar erwies, war sie für gewöhnlich den gesamten Tag angespannt und reizbar. Es wäre also unklug, sie noch zusätzlich zu verstimmen.
    Vorsichtig näherte sich William dem Falken und streichelte ihm mit nur einem Finger über die Brust.
    Der Vogel schloss die Federn enger zusammen und hob unwillig die Flügel an.
    William wusste, was das bedeutete, und ließ die Hand sinken. Der Falke fürchtete sich. Er musste sich erst an ihn gewöhnen. Wer glaubte, Greifvögel jagten mit dem Menschen, weil sie auf ihn angewiesen waren, der irrte. Sie sahen im Falkner zunächst einen Feind, später allenfalls einen nützlichen Gefährten, der sie mit dem besten Futter versorgte. Wirklich lieb gewannen sie ihn jedoch nicht. Trotzdem beherrschte William der Wunsch, Falkner zu werden. Die Scheu der Greifvögel vor dem Menschen machte es so schwierig, sie locke zu machen, deshalb galt es als große Kunst, sie dazu zu bringen, immer wieder zu ihrem Herrn zurückzukehren, obwohl sie doch bei jedem Flug aufs Neue die Freiheit schmeckten. Guillaume le Maréchal hatte ihm so anschaulich davon erzählt, dass es nun sein größter Traum war, die besten Falken Englands abzutragen. Ein durchaus angemessenes Ziel für den Bastard eines Ritters, fand William, seit er durch einen Zufall erfahren hatte, dass sein Vater ein echter Ritter war. Mehr hatte er allerdings trotz großer Bemühungen nicht in Erfahrung bringen können, denn in dieser Angelegenheit schwieg seine Mutter sich hartnäckig aus. William seufzte und dachte an den wilden Sperber, den er im Sommer des vergangenen Jahres gefangen hatte, um ihn locke zu machen und abzutragen. Leider war der Vogel schon beim ersten Flugversuch für immer in der Weite des Himmels verschwunden, deshalb nahm sich William vor, diesmal genügend Zeit darauf zu verwenden, den Falken an sich zu gewöhnen, bevor er ihn fliegen ließ.
    »W illiam? «
    Er schrak aus seinen Gedanken. Obwohl die Stimme seiner Mutter nur gedämpft zu ihm hereindrang, konnte er die Ungeduld darin deutlich hören. Wenn sie jetzt nur nicht in den Schuppen kam! William hielt den Atem an.
    Ellenweore rief noch einmal.
    Durch eine Lücke in der Bretterwand spähte William hinaus. Seine Mutter stand mit dem
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