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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
Autoren: Katia Fox
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ohne aufzufallen erfahren konnte. Wie hätte er sich da die Gelegenheit, einen so wundervollen Vogel einzufangen und für sich zu behalten, entgehen lassen können?
    Der Maréchal, den er seit jenem Tag glühend bewunderte, wäre sicher beeindruckt, dachte William stolz und straffte die Schultern. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich ausmalte, wie es sein würde, einen eigenen Falken zu besitzen. Ein heißes Glücksgefühl durchströmte ihn, und seine Schritte wurden schneller.
    Als William wenig später endlich die Schmiede erreichte, blickte er besorgt erst zur einen, dann zur anderen Seite. Der Hof war menschenleer. Gut so. William atmete ein wenig auf. Die anderen mussten im Haus oder in der Werkstatt sein. Nur Graubart lag träge in der Herbstsonne, wo er sich die alten Knochen wärmte. Als der betagte Hund ihn bemerkte, wedelte er müde mit dem Schwanz, ohne jedoch auch nur kurz den Kopf zu heben.
    Hastig überquerte William den Hof. Er durfte sich nicht erwischen lassen! Gehetzt blickte er sich um. Er würde den Falken zunächst in dem Schuppen unterbringen, in dem sie das Holz trockneten und aufbewahrten. Da es seine Aufgabe war, für Nachschub zu sorgen, kam außer ihm nur selten jemand hierher. Als er endlich vor dem Schuppen stand, hob William mit dem Ellenbogen geschickt den großen Riegel hoch, öffnete die Tür mit dem Fuß, schlüpfte hinein und drückte sie erleichtert hinter sich zu.
    Im Inneren war es fast dunkel. Die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die Ritzen der Bretterwand fielen, tauchten den Schuppen in diffuses Licht. William setzte sich rittlings auf einen Holzstapel.
    »I ch werde mir dein Bein einmal ansehen « , murmelte er, ohne recht zu wissen, wie er das anstellen sollte. Er versuchte gerade, den noch immer unter dem Umhang verborgenen Vogel vorsichtig zwischen seinen Schenkeln einzuklemmen, als sich die Tür mit einem schabenden Geräusch öffnete.
    »W illiam? «
    Obwohl er die warme, dunkle Stimme seines Stiefvaters erkannte, gab William keine Antwort. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und Schweiß stand ihm auf der Stirn. William wagte kaum zu atmen, als könnte er sich auf diese Weise unsichtbar machen.
    Vielleicht geht er ja wieder, hoffte er und schalt sich im selben Moment einen Narren. Er musste Isaac draußen übersehen haben. Der aber hatte vermutlich beobachtet, wie sein Stiefsohn mit seinem eigentümlichen Bündel über den Hof geeilt war.
    William drehte sich um. Die hereinfallende Sonne blendete ihn. Er blinzelte und fürchtete einen Moment lang, niesen zu müssen.
    »W as tust du da? « , fragte Isaac freundlich, trat ein und schloss die Tür beinahe lautlos hinter sich.
    William schien das Blut in den Adern zu stocken, und sein Hemd klebte mit einem Mal feuchtkalt auf seinem Rücken. »N ichts « , log er. Doch ihm war unbehaglich dabei. Er liebte Isaac wie einen leiblichen Vater, und hatte ein schlechtes Gewissen. Darum vermied er, ihm in die Augen zu sehen. Der Falke auf Williams Schoß begann, mit den Füßen zu rudern.
    »W as verbirgst du da? « Isaac sah seinem Stiefsohn über die Schulter und deutete mit seinem gesunden Arm auf Williams Umhang. Seine Stimme hatte auf einmal einen schärferen Klang. »D u wirst doch nichts gestohlen haben? «
    »N ein, Vater! « Williams Kopf schnellte hoch. »W irklich nicht! « Es war zu spät, um den Falken vor Isaac verheimlichen zu können. Nun konnte er nur noch versuchen, seinen Stiefvater zu seinem Verbündeten zu machen.
    »I ch … habe einen Falken gefunden, sein Fuß ist verletzt. « William ärgerte sich darüber, dass seine Stimme ein wenig dünn klang. Schließlich hatte er nichts verbrochen!
    »L ass mal sehen « , forderte Isaac und legte ihm die Hand schwer auf die Schulter.
    »S olange ich seinen Fuß nicht genauer betrachtet habe, sollten wir den Umhang noch drüber lassen. Wenn er uns sieht, wird er noch mehr zappeln « , erklärte William eifrig. »A ber du könntest mir helfen, ihn zu halten, damit ich nach seinem Fuß schauen kann … «
    Isaac trat näher und fuhr seinem Stiefsohn über den braunen Lockenkopf. »W enn du meinst, dass ich das kann … « Seufzend hob er seinen Armstumpf hoch. Man hatte ihm einige Jahre zuvor seine linke Hand und den halben Unterarm abnehmen müssen, weil eine Wunde brandig geworden war. Es hatte lange gedauert, bis er sich mit seiner Verstümmelung abgefunden hatte und damit zurechtgekommen war.
    »S icher kannst du das. « William zeigte Isaac, was er tun
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