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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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wichtig war, wenn sie weiterging. Der Sensenmann hatte das Haus bestimmt nicht grundlos betreten.
    Allmählich näherte sie sich dem Eingangsbereich. Zwei Türen mußte sie noch passieren, dann hatte sie die letzte Stufe einer kleinen Treppe erreicht.
    Sarah hielt sich dort nicht auf. Ihre Hand strich über das Geländer hinweg, als sie die Stufen nach unten ging. Es waren nur vier, dann stand sie auf einem Steinboden in dem Entree, das im Vergleich zum Flur recht geräumig war.
    Hier waren auch die Büros der Verwaltung untergebracht. Es gab auch Zimmer für das Personal, das nicht unten in der Stadt eine eigene Wohnung besaß.
    Sarah fiel der Lichtschein auf, der unter einer Türritze herfiel. Er hinterließ einen schmalen Balken auf dem Boden, der heller war als das trübe Deckenlicht. Sie schaute nach rechts an den Garderobenhaken vorbei, und ihr Blick fiel auf die Eingangstür, die geschlossen war. Ein Schlüssel steckte nicht von innen. Demnach mußte sie nicht schon abgeschlossen sein.
    Sarah Goldwyn ging auf die Tür zu. Sie versuchte, sie zu öffnen. Es war ihr tatsächlich möglich. Der Verdacht wurde zur Gewißheit. Für sie stand jetzt fest, daß der Sensenmann durch den normalen Eingang das Haus betreten hatte.
    Aber wo hielt er sich auf?
    Sie war nicht in der Lage, die Frage zu beantworten. Wahrscheinlich hatte der die zweite Treppe nach oben genommen. Was sich dort befand, wußte sie nicht. Und sie traute sich auch nicht, die Treppe hoch in das dort lauernde Dunkel zu steigen.
    Es war nicht gut, wenn sich diese Gestalt im Haus aufhielt und es keiner wußte. Vielleicht war es besser, wenn sie Bobby Eberle Bescheid sagte, denn sein Name stand an der Bürotür, unter der der Lichtstreifen zu sehen war.
    Sarah schaute sich noch einmal um, ging hin, klopfte an und hörte ein erstaunt klingendes »Herein…«
    Sie öffnete die Tür.
    Helles Licht. Ein Schreibtisch, hinter dem ein Mann saß und in Papieren blätterte. Sarah hatte ihn bei ihrer Ankunft nur kurz gesehen und ihn als freundlichen Menschen eingestuft. Jetzt zeigte sein Gesicht Erstaunen.
    »Sie?«
    »Ja, Herr Eberle.« Sarah tat etwas verlegen.
    Bobby stand hinter seinem Schreibtisch auf. »Was kann ich denn für Sie tun?«
    »Ich möcht gerne ein paar Worte mit ihnen wechseln, wenn Sie die Zeit haben.«
    »Klar, natürlich. Kommen Sie herein.«
    Das ließ sich die Horror-Oma nicht zweimal sagen, und so übertrat sie die Schwelle.
    Sie schloß die Türe leise hinter sich und schaute auch nicht mehr zurück.
    So sah sie auch nicht den Schatten, der sich im Dunkel auf der nach oben führenden Treppe aufhielt und selbst kaum zu sehen war – bis auf das Blatt seiner tödlichen Sense…
    Er hatte das Haus betreten. Er war nicht gesehen worden. Nur zuvor von den beiden Frauen, die am offenen Fenster gestanden hatte. Sie hatten ihn nicht nur gesehen, sie schienen auch auf ihn gewartet zu haben. Das machte ihm nichts aus, er wollte seinen Plan verfolgen. Er mußte Zeichen setzen. Er war zurückgekehrt. Sie hatten ihn vergessen, all die Jahrhunderte lang. Er paßte nicht in das Image dieser katholischen Stadt. Es gab hier eine Vergangenheit, die man lieber ruhen lassen wollte. Über diese Zeit wollte kaum jemand etwas wissen.
    Der Sensenmann dachte anders darüber.
    Er verließ die Treppe, und niemand hätte ihn gehört, auch nicht wenn er in der Nähe gestanden hätte. Es gelang ihm, die Stufen lautlos hinter sich zu lassen.
    Eine der beiden Frauen, die ihn beobachtet hatten, war in das Büro des Heimleiters gegangen. Sicherlich würde sie mit dem Mann über ihn sprechen.
    Das kümmerte den Unheimlichen nicht. Sein Plan stand fest, und er setzte ihn auch sofort in die Tat um.
    Wie ein großer, unheimlicher und lautloser Schatten ging er durch den von schwachem Licht erhellten Gang. Das Blatt der Sense schimmerte wie tödlicher Stahl…
    ***
    Maria Much wußte nicht, was sie tun sollte. Daß Lady Sarah das Heft in die Hand genommen hatte, gefiel ihr gar nicht. Aber damit hätte sie rechnen müssen. Sie war eben in jeder Beziehung etwas Besonderes, das wußte Maria auch aus den Briefen, die sie in unregelmäßigen Abständen erreicht hatten. Für sie war es ein Rätsel, wie jemand in dem Alter noch so aktiv sein konnte und zudem einem derartig außergewöhnlichen Hobby frönte.
    Sie wußte auch nicht so recht, wie sie sich Sarah gegenüber verhalten sollte. Außerdem fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, sie herzuholen.
    Es gab ihn.
    Er war da.
    Auch
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