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Der Seelenschluessel

Der Seelenschluessel

Titel: Der Seelenschluessel
Autoren: Olivia Woods
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verstand. Viel zu lange schon hatte er keine wahren Soldaten in die Schlacht geführt, viel zu lange nicht den Willen der Gründer erfüllt.
    Viel zu lange hatte er nicht seiner Programmierung entsprochen.
    Wie alle von der Norm abweichenden Jem’Hadar erwartete auch ihn wahrscheinlich ein schneller Tod. Er brauchte kein Ketracel-White. Dieser Makel war bereits vor seinem Exil entdeckt worden und hätte seinen Tod bedeutet, wäre da nicht die Mission nach Deep Space 9 gewesen. Doch aus dem einen Defekt waren inzwischen mehrere geworden – sein Körper benötigte gelegentlich Nahrung und Schlaf, und sein von Iliana Ghemor und L’Haan geschundener Geist träumte sogar. Vermutlich hatte nicht einmal mehr Odo Verwendung für ihn, insbesondere wenn er erfuhr, was Taran’atar mit Kira Nerys gemacht hatte.
    Das war akzeptabel. Lieber als Jem’Hadar sterben, denn als Anomalie leben.
    Ein Alarm blinkte auf der Konsole auf. Das Komm-System hatte in mehreren Parsec Entfernung ein schwaches Subraumsignal entdeckt. Er ignorierte es.
    Augenblicke später sah er erneut auf die Konsole.
Eine Audioübertragung
.
    Taran’atar schaltete die Kabinenlautsprecher ein und bekam statisches Rauschen … aber nicht nur. Da war noch etwas. Er verstärkte das Signal und modifizierte den Empfang.
    »… jemand …«
    Taran’atar aktivierte einen Filter und hoffte, er könne das Rauschen aussortieren, bis nur noch die von diesem übertönte Stimme übrigblieb.
    »… angegriffen. Bitte …«
    Er versuchte einen zweiten Filter, dann einen dritten. Irgendwann war die Nachricht so klar, wie er sie bei der Signalstärke und mit den begrenzten technischen Möglichkeiten zu bekommen glaubte. Eine blechern klingende Stimme quäkte durch die Kabine.
    »… spricht das unabhängige Kurierschiff
Even Odds.
Ich rufe jeden, der in Reichweite dieser Übertragung ist. Wir werden angegriffen. Ich wiederhole: Wir werden angegriffen. Bitte, falls mich jemand hört, wir benötigen dringend Hilfe …«
    Dann begann die Botschaft erneut. Eine Schleife.
    Nach der achten Wiederholung wurde das Signal deutlich leiser, obwohl er es mit jedem Trick, den er kannte, zu verstärken versuchte. Er verließ die Reichweite des Signals.
    Nach der einundzwanzigsten Wiederholung verschwand es völlig.
    Er schaltete die Lautsprecher ab, und sein stilles Schiff flog weiter Richtung Dominion-Raum. Neun weitere Minuten lang dachte er über das Signal nach.
    Dann fasste Taran’atar einen Entschluss.
    Er änderte seinen Kurs und machte sich auf die Suche nach dem Ursprung des Notrufs.

Epilog
    Die Aszendenten versammelten sich – zum ersten Mal seit Jahrtausenden. Sie waren auf einen kargen Planeten gerufen worden. Raiq spürte die Wärme in ihrer Seele aufsteigen, als immer mehr Suchende über den Rand des Kraters kamen. Langsam und zielsicher stiegen sie die Hänge hinab und schlossen sich den Rängen großer, strahlender Ritter an, die bereits in der Kaldera aus schwarzem, vulkanischem Glas Aufstellung nahmen.
    Mit jedem Neuankömmling schien das Feuer im Zentrum der Versammlung heller zu brennen. Seine tanzenden Flammen spiegelten sich auf den organischen Rüstungen der Suchenden, in ihren Gesichtern.
    Raiq wandte den Blick zum Himmel und den sie beobachtenden Sternen. Was auch immer die Nacht bringen würde, die Unnennbaren würden es sehen. Dieses Wissen erfüllte Raiq mit Freude.
    In ihren langen Lebenszyklen hatte sie nie zu hoffen gewagt, an einer solchen Versammlung teilnehmen zu dürfen. Sie hatte auf ihren Glauben gebaut, laut dem die Festung des Wahren noch binnen ihrer Lebensspanne gefunden würde … und doch waren bereits zahllose Generationen von Suchern gekommen und gegangen. Auch sie hatten geglaubt, ihre Zeit wäre die, in der die Unnennbaren und ihr erwähltes Volk wieder vereint sein würden, wenn die Aszendenten beurteilt und dann verbrannt würden, um sich danach ein für alle Mal an die Seite ihrer Götter zu stellen. Denn dies war der sehnlichste Wunsch aller Ritter: lange genug zu leben, um ihren Glauben belohnt zu sehen.
    Doch mit den langen Jahrhunderten war ihre Zahl gesunken, sie hatten sich immer weiter im All verstreut. Die endlose Suche nach dem Finalen Aufstieg hatte sie zu einer Nomadenrasse gemacht, zu stolzen Einzelgängern, und nur selten kam es noch zu für den Fortbestand ihrer Spezies nötigen Paarungen. Seit dem letzten gemeinsamen Krieg, als sie die ketzerischen Eav’oq vertrieben hatten, hatte es keinen Anlass mehr gegeben, die
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