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Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Titel: Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Autoren: David Weber
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Diplomatie berühmt, und Bahzell dämmerte es mit der Zeit, dass er wohl noch weniger Talent dafür besaß als die meisten anderen. An einem anderen Ort wäre es ihm vielleicht leichter gefallen – sich jedoch im Zaum zu halten, wenn eine Blutklinge ihm irgendwelche Beleidigungen an den Kopf warf, die selbst Gefährten vom Pferdedieb-Stamm Blut gekostet hätten, strapazierte seine Selbstbeherrschung bis aufs Äußerste. Manchmal fragte er sich, ob Churnazh insgeheim hoffte, dass Bahzell die Kontrolle verlor und sich der Blutrunst hingab, damit sich der Prinz von Navahk endlich dieser demütigenden Verträge entledigen konnte. Oder glaubte Churnazh seinen Worten tatsächlich, wenn er höhnisch behauptete, in Hurgrum sei die Blutrunst erloschen und ihre Krieger wären rückgratlose Waschlappen? Man konnte sich bei den Navahkanern nie sicher sein, aber zwei Dinge waren so gewiss wie der Tod: Churnazh hasste und verachtete Prinz Bahnak, und seine Abscheu vor dem, was Bahnak in Hurgrum neu einführte, war grenzenlos.
    In gewisser Weise konnte Bahzell das sogar nachvollziehen, schließlich war auch er ein Hradani. Er kannte die Sehnsucht nach der Schlacht, die schreckliche, verzehrende Gier der Blutrunst, und er teilte die Verachtung gegenüber der Schwäche seines Volkes. Doch für blinde Dummheit hatte er genauso wenig übrig, und deshalb konnte er nicht verstehen, wieso Churnazh Bahnak nach wie vor für einen Narren hielt. Churnazh mochte Hurgrum als eine Stadt von Krämerseelen verspotten, die vergessen hatten, wie es sich anfühlte, Krieger zu sein. Doch selbst er konnte es ja wohl nicht nur auf pures Glück schieben, dass
Hurgrum ausnahmslos jede Schlacht gegen Navahk gewonnen hatte!
    Natürlich hatte Bahzell als Jugendlicher einige eigenartige Entscheidungen seines Vaters ebenfalls in Frage gestellt. Welchen Nutzen besaß es wohl für einen Krieger, schreiben, lesen und rechnen zu können? Warum sollte man sich über Händler und Künstler oder so alberne Dinge wie Gesetze, die Geldverleih oder Besitzrechte regelten, den Kopf zerbrechen? Welche Ehre gewann man, wenn man lernte, eine geschlossene Formation zu halten, statt einfach anzugreifen und sich ruhmvoll durch die Reihen der Feinde zu schlagen? Und ganz gewiss ruinierte es die Gesundheit jedes Mannes, wenn er einmal in der Woche badete. Bahzell lächelte bei dieser Erinnerung.
    Mittlerweile stellte er all das nicht mehr in Frage. Hurgrums Armee hatte nicht nur ein mehr als fünfmal so großes Heer besiegt, sie hatte die feindlichen Truppen geradezu abgeschlachtet und die Überlebenden in panischer Flucht vom Schlachtfeld vertrieben, und zwar nur darum, weil sie als disziplinierte Einheit gekämpft hatte und weil Hurgrums Karten genau waren. Und weil die Befehlshaber der rasch voranschreitenden Truppen, zumindest aber ihre Adjudanten, die Befehle lesen konnten, die ihnen der Prinz schickte, und deshalb in der Lage waren, ihrem Feind in koordinierten Angriffen nachzusetzen. Dies alles gelang ihnen nur, weil es überall gelehrt wurde, weil die Krieger ihre Formation hielten und mit Waffen aus den Händen und Schmieden der »Krämerseelen« ihrer eigenen Stadt ausgerüstet waren, die Churnazh so verachtete.
    Diese Lektion wussten auch die anderen Clans der Pferdediebe zu schätzen, was die vielen neuen Bundesgenossen erklärte, die nach Hurgrum drängten. Seit Bahzell jedoch Navahk gesehen hatte, begriff er einen viel weitreichenderen Aspekt der Errungenschaften seines Vaters. Um Prinz Bahnaks Geburtsstadt war es schon schlimm bestellt gewesen, bevor er an die Macht kam, dennoch herrschten in Navahk noch weit entsetzlichere Zustände, als es sie je in Hurgrum gegeben hatte. Sehr viel entsetzlichere. Navahk war eine Stadt mit lärmenden Straßen, die
von Müll, den Abfällen der Nacht und Tierkadavern übersät waren. Und der Gestank der ungewaschenen Bevölkerung und die Pestilenz drohender Seuchen war beinahe unerträglich. Beherrscht wurden die Straßen von Schlägern in den Uniformen eines Prinzen, der sein Volk eigentlich regieren und nicht knechten sollte.
    Andererseits war Churnazh ein gemeiner Brigant gewesen, bevor er in die Armee Navahks eingetreten war. Dort stieg er rasch auf, usurpierte den Thron und war stolz auf die brutale Gewalt, mit der er seinen Herrschaftsanspruch stützte. Auch Bahzell schätzte Stärke und verabscheute Schwäche. Sein Vater hätte seinen Thron niemals behalten, wenn ihn seine Krieger auch nur einen Moment lang für einen
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