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Der schwarze Schleier

Der schwarze Schleier

Titel: Der schwarze Schleier
Autoren: Charles Dickens
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Lage, so kunstvoll zu bibbern, ich bin nicht in der Lage, so lebhaft zu sein, und ich bin nicht in der Lage, die Nummer mit der erflehten Schreibarbeit abzuziehen; ich bin nur in der Lage, mir die Werke auszudenken und sie auszuführen. Weswegen Sie mich nie sehen; Sie meinen, mich zu sehen, sehen aber jemand anderen, und dieser andere ist nichts als eine kommerzielle Person. Der, den ich mit Mr. Click an der Waterloo Road gesehen habe, kann nur ein einziges Wort schreiben, und das habe ich ihm beigebracht, und es ist »Multiplikation« – was Sie ihn immer auf dem Kopf schreiben sehen werden, weil er es richtig herum nicht hinbekommt. Der, den ich mit Henrietta beim Geländer vom Green Park gesehen habe, kann nur gerade eben mit seiner Manschette und dem Löscher die beiden Enden des Regenbogens hinschmieren – wenn es hart auf hart kommt, macht er ein großes Theater darum –, aber der könnte die Wölbung des Regenbogens niemals zeichnen, und wenn sein Leben davon abhinge, genauso wenig wie ihm das Mondlicht, der Fisch, das Schiffsunglück, der Hammel, der Eremit oder irgendein anderes meiner am meisten gefeierten Kunstwerke gelingen würde.
    Um auf die Weise abzuschließen, wie ich begonnen habe: Wenn je eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens verkannt war, dann bin ich es, und so oft Sie meine Werke gesehen haben, sehen und weiterhin sehen werden, ist stets die Wahrscheinlichkeit fünfzigtausend zu eins, dass Sie mich je zu Gesicht bekommen, es sei denn, wenn die Kerzen heruntergebrannt sind und die kommerzielle Person heimgegangen ist und Sie zufällig einen abgerissenen jungen Mann erblicken, der mit großer Ausdauer die letzten Spuren der Bilder fortwischt, damit niemand diese erneuern kann. Das bin dann ich.
    Kapitel 4
    Sein wundersames Ende
    Sie werden inzwischen bemerkt haben, dass ich die obenstehenden Schriften verkauft habe. Aus der bloßen Tatsache, dass sie hier auf diesen Seiten gedruckt stehen, wird der Leser (darf ich hinzufügen: der geneigte Leser?) mittlerweile zu dem Schluss gekommen sein, dass ich sie an jemanden verkauft habe, der in seiner Güte … 17
    Nachdem ich mich von den Schriften in höchst zufriedenstellender Weise getrennt hatte – denn habe ich mich nicht, als ich die Verhandlungen mit der vorliegenden Zeitschrift eröffnete, in die Hände eines Experten begeben, von dem man mit den Worten eines anderen mit Fug und Recht sagen kann … 18 –, nahm ich meine gewöhnliche Arbeit wieder auf. Aber nur zu bald entdeckte ich, dass der Seelenfrieden von einer Stirn geflohen war, die bisher die verstreichende Zeit nur des Haupthaars beraubt, die sie aber innerlich ruhig und heiter gelassen hatte.
    Es ist müßig, dies zu verhehlen – die Stirn, auf die ich hier anspiele, ist meine.
    Ja, über diese Stirn breitete sich Unruhe wie der zobelbraune Flügel des sagenhaften Vogels 19 , den … denzweifellos alle belesenen Menschen mit Leichtigkeit erkennen werden. Wenn nicht, dann bin ich leider im Augenblicknicht in der Lage, weiter auf dieses Fabelwesen einzugehen. Die Überlegung, dass die Schriften nun unweigerlich gedruckt würden und dass ER vielleicht noch lebte und sie zu Augen bekommen könnte, hockte mir wie ein ständiger Albtraum auf der matten Brust. Die Beweglichkeit meines Geistes war dahin. Flaschen brachten keine Abhilfe, ob sie nun Wein oder Arznei enthielten. Ich nahm Zuflucht zu beiden, und die Auswirkungen beider auf meine Konstitution waren vernichtend und finster.
    In diesem Zustand der Niedergeschlagenheit, in den ich verfiel, als ich mir zum ersten Mal durch den Kopf gehen ließ, was ich wohl sagen würde, wenn ER – der Unbekannte – in der Kaffeestube erschiene und Genugtuung forderte, widerfuhr mir eines Vormittags im vergangenen November eine Wendung, bei der die Hände des Schicksals und des Gewissens einträchtig im Spiel gewesen sein müssen. Ich befand mich allein in der Kaffeestube und hatte gerade das Feuer geschürt, dass es nur so loderte, stand mit dem Rücken dazu und versuchte, ob nicht die Wärme mich durchdringen und einen mildernden Einfluss auf meine innere Stimme ausüben könnte, als ein junger Mann mit Mütze und einem intelligenten Gesicht, der allerdings dringend einen Haarschnitt benötigte, vor mir stand.
    »Mr. Christopher, der Oberkellner?«
    »Der Nämliche.«
    Der junge Mann schüttelte sich das Haar aus den Augen – deren Blick es erheblich behinderte –, nahm ein Päckchen aus der Brusttasche, reichte es mir und sagte,
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