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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
Autoren: R.J. Ellory
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ergießt. Die Oberschenkelarterie muss verletzt worden sein.
    Und Tommy kann jetzt kaum noch aufrecht sitzen. Er rutscht weg, findet keinen Halt. Er hält das Rasiermesser in der Hand, und alles geht den Bach runter.
    Er fängt an zu weinen. Wie ein kleines Kind. Als hätte er mit seinem Ball ein Fenster eingeworfen und mächtig Ärger bekommen; als täte es ihm leid, weil er deshalb einen Monat lang kein Taschengeld bekäme. Er wollte es doch nicht. Gibt es denn nicht so was wie ein Versehen? Es war ein Versehen, um Gottes willen, und jetzt prasselt die ganze Scheiße auf ihn nieder, all dieser S-C-H-W-A-C-H-S-I-N-N …
    Hey, sagt Frank mit leiser Stimme, beruhigend, fast väterlich. Frank hat Kinder. Es sagt Kinder , aber inzwischen sind sie erwachsen. Caitlin und Robert. Er ist zweiundzwanzig, sie zwei Jahre jünger. Sie haben es aufs College geschafft und machen sich dort gut. Jedenfalls nach seinem letzten Informationsstand. Ihre Mutter ist ein Albtraum in High Heels mit Lipgloss. Nein, das sollte er wohl nicht sagen. Er sollte toleranter sein. Er sollte nachsichtiger sein. Ach, scheiß drauf, sie ist eine Schlampe.
    Also sagt er: Hey, Tommy, mit freundlicher und fester Stimme. Hey, mein Sohn. Wir kommen da schon durch. Alles wird gut, das verspreche ich dir.
    Sie können mir nix versprechen, sagt Tommy, und Frank registriert, wie sich auf dem Rasiermesser das trübe Licht spiegelt, das durchs Fenster fällt. Es ist ein düsterer Tag. Ein grauer gesichtsloser Tag. Kein guter Tag zum Sterben.
    Sie können mir überhaupt nichts versprechen, Frank. Egal, was Sie hier sagen, es zählt nicht. Sie sagen sowieso, was die Ihnen aufgetragen haben, damit ich sie nicht absteche, stimmt’s?
    Frank wünscht sich, er hätte seine Pistole dabei. Er hat sie an der Tür liegen lassen. Um überhaupt bis hierhin zu kommen, musste er Bedingungen erfüllen. Lassen Sie die Waffe draußen. Knöpfen Sie Ihr Hemd bis zur Taille auf. Nehmen Sie den beschissenen Empfänger aus Ihrem verdammten Ohr. Ich will nicht, dass Sie sich mit anderen Leuten außer mir unterhalten. Kapieren Sie das, Frank? Haben Sie mich in diesem Punkt verstanden?
    Aber klar, hatte Frank gesagt. Er ließ seine Waffe an der Tür liegen, zog den Ohrknopf heraus, legte die Jacke ab und knöpfte sein Hemd auf … und draußen im Flur halten sich vielleicht acht oder zehn andere Typen auf, Unterhändler, Experten für allen möglichen Schwachsinn, und jeder Einzelne ist qualifizierter für diese Situation als er, und jeder Einzelne ist komplett nüchtern, während Frank sich seinen Weg durch den Schatten dreier versoffener Tage bahnen muss. Reichlich Bushmills-Whiskey, und ihm ist erbärmlich schlecht. Es fließt nicht genug irisches Blut in seinen Adern, um den Ansturm von Übelkeit zurückschlagen zu können.
    Doch Tommy Scott ist ein halbes Dutzend Mal von Frank Parrish verhaftet worden. Tommy kennt Franks Namen. Als dann ein Notruf wegen irgendeines Arschlochs mit einem Rasiermesser hereinkommt, das seine Freundin in einer Badewanne aufschlitzt, als daraufhin ein Uniformierter hier aufkreuzt und Meldung macht, sagt Tommy: Holen Sie Parrish. Holen Sie mir den verdammten Frank Parrish, sonst steche ich ihr auf der Stelle das Messer in die verdammte Kehle!
    Also ist er hier. Schuhe ohne Socken. Kotzspuren auf seinen Hosenbeinen. Keine Waffe. Kein Ohrhörer. Am frühen Montagmorgen nach drei Tagen mit Bushmills. Und er fühlt sich, als hätte der Teufel ihm ein zweites Arschloch gegraben und seine Innereien durch dieses herausgezogen.
    Okay, jetzt haben wir genug von diesen Spielchen, sagt er. Er beginnt an den Ecken auszufransen. Er will hier raus. Er will nach Hause. Er will duschen, ein paar saubere Socken finden, einen Kaffee trinken und eine rauchen. Er hat die Nase voll von Tommy Scott und seiner dämlichen Fotze von Freundin, und er wünscht sich, dass sie die Sache auf die eine oder andere Art hinter sich bringen.
    Und genau das tut Tommy.
    Fuck it Baby one more time, singt er und legt das Rasiermesser an einer Seite ihres Gesichts an. Dann reißt er es herum, als zöge er an der Schnur einer Kettensäge.
    Blut – das bisschen, das noch übrig ist – schießt an die Wand links von Tommy und spritzt zurück gegen den Duschvorhang.
    NEI-I-I-N !, hört Frank sich brüllen. Doch in dem, was er sieht, liegt etwas derart Magnetisches, derart grausig Faszinierendes, dass er in seinen bekotzten Schuhen wie angewurzelt stehen bleibt. Das Einzige, was er tun kann, ist,
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