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DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

Titel: DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)
Autoren: Roy Spring
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brillierte Roger in den sprachlichen Fächern. An der Kletterstange war der kleingewachsene Wägeli mit Abstand der Schnellste («Roger schaffte es nur mit letzter Kraft bis ganz nach oben»), und beim Handball stand er im Tor und beobachtete kopfschüttelnd, wie Kreisläufer Schawinski hin- und herspurtete, «total nervös, die Zunge fast am Boden und wegen jeder Kleinigkeit fluchend.»
Nach Schulschluss war Wagemann nicht mehr zu bremsen: Bereits während seiner Banklehre beförderte man ihn zum Buchhaltungschef. Mit 20 erhielt er die Handlungsvollmacht, mit 23 die Prokura, mit 26 rückte er zum Vizedirektor auf, mit 29 zum stellvertretenden Direktor. Nach 25 Jahren wechselte er erstmals die Stelle – und war Bankdirektor. Ebenfalls am Arbeitsplatz lernte er seine Frau kennen, mit der er heute zwei erwachsene Söhne hat.
In all den Jahren Jahren seines rasanten Aufstiegs hörte er nichts von Roger Schawinski. Nur einmal habe er vernommen, er sei aus dem Gymi geflogen und später überstürzt nach Südamerika verreist.
Doch eines Tages rief ihn Michel Previtali an, ein alter Schulfreund. Er müsse unbedingt am nächsten Montag im Fernsehen den Kassensturz schauen. Es sei kaum zu glauben: «Der Schawinski hat es doch noch zu etwas gebracht!»
Und tatsächlich, da war er wieder, «genau der gleiche Gispel wie früher!» Unweigerlich kamen ihm Bilder vom Orientierungslauf in den Sinn. «Obschon er überhaupt nicht Karten lesen konnte, wusste er immer alles besser.» Also sei er einfach vorausgeeilt und habe gerufen: «Hier lang! Alles mir nach!»
Bei der ersten Klassenzusammenkunft gerieten sie sich sofort in die Haare. «Für mich bist du erstens ein Populist und zweitens ein verkappter Kapitalist», griff ihn Wagemann vor allen anderen an. Jedem Kenner der Materie sei sofort klar, dass er nicht viel vom Metier verstehe, wenn er im Kassensturz über Banken und Versicherungen herziehe.
Als Schawinski drohte, bald komme er auch ihn mit einem Filmteam besuchen, konterte Wagemann: «Aber ohne Mikrophon! Sonst drehst du mir das Wort im Mund herum.» Natürlich meinte er das nicht böse, doch er wollte seinen ehemaligen Schulkollegen nicht wie die anderen uneingeschränkt bewundern, nur weil er jetzt beim Fernsehen war.

Nach dem Essen besuchten sie alle einen Nachtclub beim Hauptbahnhof. Doch wo immer das Grüppchen auftauchte, war Schawinski umschwärmter Mittelpunkt. «Er ist wie bei einem Filmstar», sagt Wagemann, «und um ihn herum sind die anderen nur Luft.»
Als sie in einer Ecke zusammensassen, kam plötzlich ein Unbekannter auf Schawinski zu und wollte seine Meinung zur Ölkrise wissen. Er sei privat hier, wehrte er ab, ob er nicht morgen ins Büro anrufen könne. Als der Fan nicht locker liess, griff Wägeli ein: «Bitte verschwinden Sie doch endlich, ich zahle Ihnen ein Bier an der Bar!»
Zum Schluss des Gesprächs erlaubt Werner Wagemann einen Blick in den Keller seiner Villa. «Zugegeben, in der Schweiz ist Roger ein Star», sagt er beim Öffnen der unscheinbaren Türe. Zum Vorschein kommt – man traut seinen Augen nicht! – die originalgetreue Nachbildung eines Western-Saloons.
«In Amerika kennt Schawinski doch kein Mensch!» sagt Wagemann leise.

Nach all den negativen Gerüchten um Tele 24 holt Schawinski zum Gegenschlag aus

Small-talk in der Badehose und ein gefüllter Benzintank fürs nächste Jahrtausend

Am Morgen des 10. Juni 1999, einen Tag vor seinem 54. Geburtstag und am Tag des Bombenstopps im Kosovo, ruft Schawinski an: «Sie müssen unbedingt um elf Uhr an die Pressekonferenz bei der Credit Suisse kommen!» sagt er aufgedreht. Was dort abgehe, könne für das Buch recht interessant sein.
Perfekt, denke ich, mein letztes Kapitel!
Beim Eingang gibt es eine Mappe: «Credit Suisse First Boston Private Equity erwirbt 40-Prozent-Beteiligung an Belcom Holding AG.»
Die Pressekonferenz ist bereits im Gang. Schawinski sitzt in der Mitte, links und rechts von ihm zwei Banker. «Wenn ich in der Champions League des Mediengeschäfts mitspielen will, kann ich nicht wie bisher alles aus meinem eigenen Kässeli bezahlen», erklärt er. Er sei total happy, denn jetzt könne er «mit gefülltem Benzintank ins nächste Jahrtausend» fahren und zuschlagen, wann immer eine neue Entwicklung auf ihn zukomme.
Neugierige Journalisten stellen Fragen. Zum Beispiel diese: «Wie fühlt man sich im Schoss der Gnomen von Zürich?» Er habe doch damals bei der Tat den Chiasso-Skandal aufgedeckt.
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