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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee
Autoren: Karl May
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und zog, vor Grimm brüllend, eine der Pistolen hervor, um sie auf den Gegner zu richten. Dieser aber nahm seine rechte Hand aus der Tasche, in welcher er einen Revolver stecken gehabt hatte.
    »Fort mit der Pistole!« gebot er, indem er den Lauf seiner kleinen, aber guten Waffe auf die rechte Hand des Gegners hielt.
    Ein - zwei - drei dünne aber scharfe Knalle - - der Cornel schrie auf und ließ die Pistole fallen.
    »So, Bursche!« sagte der Riese. »Du wirst nicht gleich wieder Ohrfeigen geben, wenn man es verschmäht, aus dem Glase zu trinken, an welchem du vorher dein großes Maul abgewischt hast. Ich habe dir die Hand zerschmettert. Und wenn du nun noch wissen willst, wer ich bin, so - - -«
    »Verdammt sei dein Name!« schäumte der Cornel, »Ich mag ihn nicht hören. Dich selbst aber will und muß ich haben. Drauf, auf ihn, Jungens; go on!«
    Jetzt zeigte es sich, daß diese Kerls eine wirkliche Bande bildeten, in welcher alle für einen standen. Sie rissen ihre Messer aus den Gürteln und warfen sich auf den Riesen, welcher verloren zu sein schien, ehe der Kapitän seine Leute zu Hilfe rufen konnte. Der mutige Mann aber streckte einen Fuß vor, erhob die Arme und rief: »So kommt heran, wenn ihr es wagt, mit Old Firehand anzubinden!«
    Der Klang dieses Namens war von augenblicklicher Wirkung.
    Der Cornel, welcher sein Messer mit der unverletzten Linken wieder ergriffen hatte, hielt den Schritt an und rief: »Old Firehand! Alle Teufel, wer hätte das gedacht! Warum habt Ihr das nicht vorher gesagt!«
    »Ist's etwa nur der Name, der einen Gentleman vor euern Ungezogenheiten schützt? Macht euch von dannen, setzt euch ruhig in einen Winkel und kommt mir nicht wieder vor die Augen, sonst lösche ich euch alle aus!«
    »Well, wir sprechen später weiter!«
    Er drehte sich um und ging mit seiner blutenden Hand nach vorn. Die Seinen folgten ihm wie Hunde, welche Prügel bekommen haben. Dort setzten sie sich nieder, verbanden ihrem Anführer die Hand, sprachen leise und angelegentlich miteinander und warfen dabei Blicke nach dem berühmten Jäger, welche zwar keineswegs freundliche waren, aber doch bewiesen, welch einen gewaltigen Respekt sie vor ihm hatten.
    Aber nicht allein auf sie hatte der weitbekannte Name gewirkt.
    Es gab unter den Passagieren wohl keinen, der nicht schon von diesem kühnen Manne, dessen ganzes Leben aus gefährlichen Thaten und Abenteuern zusammengesetzt war, gehört gehabt hätte. Man trat unwillkürlich ganz ehrerbietig von ihm zurück, und betrachtete nun viel eingehender die hohe Gestalt, deren doch so harmonische Dimensionen und Verhältnisse jedem schon vorher aufgefallen waren.
    Der Kapitän reichte ihm die Hand und sagte im freundlichsten Tone, zu dem ein Yankee sich verstehen kann: »Aber, Sir, das hätte ich wissen sollen! Ich hätte Euch meine eigene Kajüte abgetreten. Bei Gott, es ist eine Ehre für den »Dogfish«, daß Eure Füße seine Planken betreten haben. Warum habt Ihr Euch anders genannt?«
    »Ich habe Euch meinen wirklichen Namen gesagt. Old Firehand aber werde ich von den Westmännern genannt, weil das Feuer meiner Büchse, von meiner Hand geleitet, stets ein verderbenbringendes ist.«
    »Ich hörte, Ihr schießt nie fehl?«
    »Pshaw! Fehlschießen eine Unmöglichkeit! Jeder gute Westmann kann das genau so wie ich. Aber Ihr seht, welchen Vorteil ein bekannter Kriegsname hat. Hätte sich der meinige nicht so weit herumgesprochen, so wäre es gewiß zum Kampfe gekommen.«
    »In welchem Ihr gegen diese Übermacht hättet unterliegen müssen!«
    »Meint Ihr?« fragte Old Firehand, indem ein selbstbewußtes, doch gar nicht stolzes Lächeln über sein Gesicht flog. »So lange man nur mit Messern kommt, ist mir gar nicht bange. Ich hätte mich gewiß so lange gehalten, bis Eure Leute zur Hand gewesen wären.«
    »An denen hätte es freilich nicht gefehlt. Aber was thue ich nun mit den Halunken? Ich bin Herr, Gebieter und Richter hier. Soll ich sie in Ketten legen und dann abliefern?«
    »Nein.«
    »Oder soll ich sie ans Ufer setzen?«
    »Auch nicht.«
    »Aber Strafe muß doch sein.«
    »Ich rate Euch, darauf zu verzichten. Ihr macht diese Tour mit Eurem Steamer doch wohl nicht zum letztenmal?«
    »Fällt mir gar nicht ein! Ich denke, noch lange Jahre auf dem alten Arkansas auf und ab zu schwimmen.«
    »Nun, so hütet Euch, jetzt die Rache dieser Menschen zu erwecken! Es würde sicher zu Eurem Verderben sein. Sie sind im stande, sich irgendwo am Ufer festzusetzen und Euch
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