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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Sekretär spielte mit einem Ring an seinem Finger. »Und um sicher zu gehen, muss eine zweite Grabung unternommen werden?«
    »Ja!« Sie freute sich, dass er es begriffen hatte. »Allerdings benötigen wir dazu ungefähr fünfhunderttausend Xenni für Ausrüstung und –«
    »Ich verstehe.« Er nickte bedeutsam vor sich hin. »Nun, wie Ihr wisst, hat König Bekkard ein großes Interesse an der Archäologie.«
    Kriss und Alrik lehnten sich vor.
    »Aber soweit ihm bekannt ist, hat Eure erste Ausgrabung in Ka-Scha-Raad nichts von Wert zutage gefördert.«
    Kriss richtete ihre Brille. »Wie ich schon sagte: Die wirklich wertvollen Funde liegen vermutlich immer noch dort unten. Wenn wir die Tempelchroniken –«
    Ihr Gegenüber hob eine manikürte Hand, unbeirrt lächelnd. »Ich fürchte, Ihr habt mich falsch verstanden. Ich meinte nichts von – wie soll ich es ausdrücken? – materiellem Wert.«
    »Nein, aber –!«
    Wieder die Zunge über den Lippen. »Doktor Odwin. Ich muss Euch nicht daran erinnern, dass Seine Majestät bereits Eure erste Ausgrabung großzügig unterstützt hat. Aber das Große Feuer hat die Staatskasse stark geschröpft. Der Krieg hat gewaltige Opfer von uns allen gefordert.«
    Kriss sagte nichts. Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder die Parade vor acht Jahren; ihren Vater in blitzendem Kürass, die Muskete auf der Schulter, zwischen seinen behelmten Kameraden kaum zu sehen. Wie er ihr und Bria zulächelte. »Der Krieg ist bald vorbei«, hatte er gesagt. »Nur ein paar Monate, dann bin ich wieder bei euch!«
    Die ölige Stimme des Sekretärs riss sie zurück in die Gegenwart. »Wie die Dinge stehen, ist es Seiner Majestät unmöglich, eine weitere Grabung zu finanzieren. Zumal allein auf die Vermutung hin, dadurch ein paar ... Priestertagebücher zu retten.«
    »Aber es wäre ein gewaltiger Dienst für –!«
    »Da bin ich sicher. Doch was Seiner Majestät fehlt, ist eine mehr, ah, praktische Anwendung Euer Entdeckung.«
    Das war es also. Natürlich. »Ælonische Waffen, meint Ihr«, sagte Kriss bitter. »So ist es doch, oder? Ein Krieg ist vorbei und alles, woran Ihr denken könnt, ist einen neuen anzufangen!«
    Alrik legte seine Hand auf ihre. »Kriss ...«
    »Habt Ihr denn gar nichts aus der Vergangenheit gelernt?«, fragte sie verzweifelt. Aber der Gesichtsausdruck des Mannes vor ihr änderte sich keinen Deut.
    »Doktor Odwin«, sagte er geduldig. »Der Krieg ist nicht zu Ende. Es herrscht nur ein, ah, Waffenstillstand. Während wir hier sprechen, sammeln sich parandirische Truppen hinter der Grenze und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie zum Angriff blasen. Wenn das Königreich Miloria weiterhin bestehen soll, müssen wir dagegen gewappnet sein.«
    Kriss konnte nicht länger sitzen bleiben. »Ich möchte Seine Majestät sprechen!«, sagte sie, fordernder als es ihr zustand. »Persönlich!«
    Der Sekretär schien amüsiert. »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Und leider fehlt mir die Zeit für weitere Unterredungen«, sagte er mit einem Blick zur Standuhr. Er erhob sich und richtete unnötigerweise seinen Kragen. »Ich bedaure, Euch keine besseren Nachrichten überbracht zu haben. Guten Tag, Doktor Odwin. Professor Dawalos.« Er verneigte sich und ließ sie einfach stehen.
    »Aber –!«
    »Lass gut sein, Mädchen«, sagte Alrik und drückte ihre Hand. »Komm. Hier haben wir nichts mehr verloren.«
     
    Es war ein kühler Frühlingsmorgen. Luftschiffe verkehrten mit dröhnenden Luftschrauben am blassen Himmel und streiften dabei die Qualmsäulen aus den Schloten der Mechanofakturen. Der Anblick verwirrte Kriss immer noch. Fast drei Monate waren sie in der Wüste gewesen und sie konnte sich nicht erinnern, dass es vorher schon so viele Schlote gegeben hatte. Aber nach dem Versiegen des Ælons vor zweihundert Jahren gehörte den Dampfmaschinen nun mal die Zukunft.
    Eine Kutsche brachte sie vorbei am Parlamentsgebäude und die Promenade am Ufer des Arlenn entlang, zurück zur Universität. Der Graubuckel, der das Gefährt zog, war uralt; Narben furchten seine Haut und seine Stoßzähne wirkten brüchig und vergilbt. Während seine säulenförmigen Beine über das Pflaster stapften, gab er murrende Laute von sich.
    Kriss teilte den Unmut des Tiers. Sie war immer noch damit beschäftigt, ihre Wut niederzukämpfen. Alrik, der neben ihr saß, war dies nicht entgangen.
    »Auch wenn es dich nicht trösten wird«, sagte er, »aber du hättest noch hundert Jahre auf ihn einreden
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