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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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zurück, nur zur Sicherheit!«
    Zögernd ließ Kriss den alten Archäologen vor die Tür treten. Sie las den Text noch einmal vor: »›Galbals Wagen geht und Haru erscheint‹ ...«
    Alrik berührte die Symbole des Roten Mondes und der Sonne, woraufhin sich ihr Glühen verstärkte. Kriss zog den Kopf ein, kniff ein Auge zusammen.
    Nichts geschah. Noch nicht.
    »... ›Gorns Kinder zittern vor dem Auge‹«, vollendete sie.
    Alriks Finger tippten auf das Feuersymbol und auf das Zeichen des Planeten Raka. Kriss hörte, wie er die Luft einsog. Ihr Herzschlag donnerte ihr in den Ohren.
    Bitte , flehte sie stumm, bitte!
    Auch die letzten beiden Symbole leuchteten auf ...
    ... und von einem leisen, mahlenden Geräusch begleitet schob sich die Tür auf!
    Kriss unterdrückte einen Aufschrei der Freude. Alrik lächelte nur, als habe er nichts anderes erwartet. »Na, wer sagt’s denn? Ich hätte es selbst nicht besser machen können.«
    »Danke«, sagte Kriss verlegen. »Aber ich hatte ja auch gute Lehrer.«
    »Die Besten, möchte ich behaupten!« Alrik gab ihr die Laterne zurück und zwinkerte ihr zu. »Bria wäre stolz auf dich.«
    Kriss sah ihn nicht an. Auf einmal spürte sie einen Stich in ihrem Herzen. »Sie kann es noch immer sein«, sagte sie leise. »Vielleicht ist sie auf der Insel, weit weg von allem, und wartet auf Hilfe!«
    »Kriss«, begann er, sprach aber nicht weiter.
    Kriss schloss die Augen. Alrik war nicht nur ihr Mentor, sondern auch der ihrer Mutter. Doch anders als Kriss hatte er längst die Hoffnung aufgegeben, seine ehemalige Schülerin jemals wiederzusehen.
    Aber sie lebt. Sie muss leben, irgendwo dort draußen. Sie muss!
    »Wir sehen uns wieder«, hatte Bria damals versprochen. Und sie hatte ihre Versprechen gehalten, immer.
    Kriss holte zitternd Luft, in dem Versuch, ihre plötzliche Verzweiflung abzuschütteln. Sie sah Alrik an und setzte ein tapferes Lächeln auf. »Also, worauf warten wir noch?«
    Hinter der Kristalltür hatte sich ein kurzer Gang aufgetan. An seinem Ende gab es eine Tür aus Bronze.
    Kriss folgte Alrik mit weichen Knien. Wenn sie wirklich die Tempelchroniken fanden, wäre das eine noch größere archäologische Sensation als der Fund des Tempels an sich. Es würde sie auf einen Schlag berühmt machen. Aber Ruhm und Ehre waren ihr egal. Sie wollte mehr wissen, über die Menschen von damals. Ihre Ängste, ihre Sorgen, ihre Hoffnungen und Träume. Denn wer die Vergangenheit verstand, würde auch die Gegenwart besser verstehen, wie Bria ihr beigebracht hatte.
    Ich wünschte nur, du könntest jetzt hier sein ...
    Alrik schob die Bronzetür ohne große Mühe auf.
    Dahinter eröffnete sich ihnen eine kleine Halle. Rund, mit einer kuppelförmigen Decke, genau wie die Haupthalle im oberen Teil des Tempels. Hier brauchten sie keine Laternen: Kristalle auf vier Bronzestativen tauchten den Raum in ein unwirkliches, grünes Licht. Schillernder Staub umschwirrte sie wie bunte Leuchtkäfer.
    Auch hier stand eine Statue der Göttin der Zeit, doch gegen sie wirkte ihr Gegenstück von oben wie billiger Tand. Silberne Federn schmückten die ausgestreckten Flügel, ihr nackter Körper war mit poliertem Gold überzogen. Kriss erkannte sie vor allem an den Augen wieder. Weise und traurig und aus riesigen Saphiren geschliffen. Man konnte den Blick nur schwer von ihnen lösen.
    In die Wände ringsum waren halbkreisförmige Nischen eingelassen. Hunderte davon. Darin lagen Zylinder aus Keramik. Kriss kannte sie aus anderen Bauwerken dieser Epoche. Memogramm-Behälter! In ihnen befanden sich ælonische Kristalle, auf denen die Hohepriester ihre Erinnerungen festgehalten hatten. Sie hatte sich nicht geirrt!
    »Die Tempelchronik!«, flüsterte sie ergriffen.
    »Ja ...« Alriks Stimme klang seltsam belegt. »Aber wie es aussieht, sind wir nicht die ersten hier.«
    Kriss stutzte und folgte ihm zur anderen Seite der Statue. Zu Füßen der Göttin lag ein Skelett in zerlumpter Kleidung. Seine Knochen waren weiß, wie aus Elfenbein geschnitzt. Leichname in der Wüste sahen so aus, vom Sand blank gefräst. Jedoch hatte Kriss im Museum der Universität zu viele Gerippe dieser Art gesehen, als dass sie ihr Angst einjagen konnten.
    »Du hättest dir einen anständigen Beruf suchen sollen, mein Freund.« Alrik blies den Knochen eine verächtliche Rauchwolke entgegen.
    »Zumindest war er schlau genug, an der Kristalltür vorbeizukommen«, sagte Kriss.
    Alrik sah sie an. »Aber was hat ihn dann
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