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Der Schattensucher (German Edition)

Der Schattensucher (German Edition)

Titel: Der Schattensucher (German Edition)
Autoren: Timo Braun
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außer mir würde dahinterkommen, wenn er den Stein sah. Er wollte vermeiden, dass ein anderer in den Besitz des Blutes kommt. Der Stein war ein Aufbewahrungsmittel, sollte der Fall eintreten, dass wir uns nicht mehr begegneten. Er glaubte wohl fest daran, dass der Stein eines Tages seinen Weg zu mir finden würde.«
    »Das hat er getan.« Aus der Schale stieg Dampf in das Rohr und ließ es zunehmend trübe werden. Levin sah den Vorgängen auf dem Labortisch benommen zu. Er hatte das Gefühl, als hätte er die Tragweite dessen, was Thanos ihm erzählte, nicht in vollem Ausmaß verstanden.
    Thanos deutete auf den Kessel mit der gelben Flüssigkeit. »Das ist mein Heilserum, wie wir es bislang verwendet haben. Es war gut, aber es hat nicht gereicht.«
    »Was bewirkt dieser Dampf?«
    »Er trägt die Wirkung des Blutes in sich. Seine bloße Anwesenheit erfüllt das Serum mit der Lebenskraft, die wir brauchen. Das Gute daran ist, dass wir eine ungeheure Menge davon herstellen können.«
    Zuletzt füllte Thanos ein Fläschchen mit dem neuen Serum. Dann stieß er Levin an und sie rannten los.
    Was nun geschah, konnte Levin in der darauffolgenden Zeit lange nicht fassen. Elena, die kaum noch atmete und beim Anblick der beiden mit letzten Kräften ein Lächeln zustande brachte, saß eine halbe Stunde später aufrecht im Bett und lachte herzlich. Ihre Grübchen an den Wangen waren wieder zu sehen. Sie redete und hörte zu, umarmte Levin immer wieder und hielt ihre Freudentränen nicht zurück. Nur die Flecken in ihrem Gesicht und ihre schwachen Glieder verrieten, dass der Tod sie eben noch in seinen Klauen gehabt hatte. Als Thanos sah, dass sein Mittel wirkte, sprang er auf und stieß einen ungehemmten Jubelschrei aus, der vermutlich im ganzen Palast zu hören war.
    Schon am nächsten Tag konnte Elena wieder gehen. Immerzu sagte Levin: »Ich fasse es nicht, das kann nicht sein. Bist du sicher, dass nichts mehr da ist?« Sie gingen durch den Hof, erzählten, was passiert war, und hinterließen verdutzte Gesichter.
    Am Abend zogen sie ihre feinen Kleider an und nahmen am Festessen teil, das Thanos für alle Bediensteten im Palast veranstaltete. Levin musste lachen, als er sah, wie voll sich Jason den Teller lud und wie er versuchte, über Thanos’ Witze zu lachen. Er schien sich vorgenommen zu haben, sich ganz behutsam seinem Erbauer zu nähern.
    Thanos hielt keine lange Tischrede, doch er verschwieg den Anlass der Feier nicht. Er hob den Becher und wies sie an, sich jeden Ernst für den nächsten Tag aufzusparen.
    Später waren Levin und Elena mit Thanos allein in seinem Gemach. Er wollte mit ihnen den Nachtisch genießen.
    »Dieses Kompott«, sagte er zu Elena, »wirst du dein Leben lang nicht vergessen.«
    Er schaute erwartungsvoll zu Levin, der sich räusperte. »Ist es etwa das vom letzten Mal?«
    »Allerdings. Du wirst mir doch zustimmen.«
    »Ich habe schon Besseres gegessen.«
    »Das ist nicht wahr! Du hast es ja gar nicht wirklich probiert.«
    »Und ob ich das habe.«
    »Du wirst es gut finden, wenn du es ernsthaft kennengelernt hast.«
    Sie lachten und Levin nahm sich eine große Portion. Irgendwann fragte Elena: »Was wirst du nun machen, Thanos?«
    »Ich werde mich bald schlafen legen«, antwortete er und ließ sich eine Traube in den Mund fallen.
    »Ich meine natürlich nicht jetzt, sondern überhaupt.«
    »Jetzt, wo wir das Serum haben, meinst du?«
    »Ja.«
    »Ich werde auf den Turm steigen, zur Stadt hinunterschauen und rufen: ›Glaub mir endlich, Alsuna!‹«
    »Weiter nichts?«, fragte Levin unsicher. »Wir können die Menschen von ihrer Krankheit befreien.«
    Thanos stand auf, ging zur Wand und kam kurz darauf zurück. Er hielt ihnen den Prinzenmantel entgegen. Elena machte große Augen. »Zu Recht hast du von wir gesprochen. Du weißt so gut wie ich, dass es noch eine Menge Arbeit gibt. Für den Senat ist es, als wäre alles beim Alten. Gereon mag tot sein und Elena mag gesund geworden sein. Das Bewusstsein der Menschen hat sich deshalb nicht verändert. Es wird nicht leicht werden, sie davon zu überzeugen, dass es ein rettendes Serum gibt. Bald werden sie strengere Gesetze für Heilmittel einführen und sie werden nur ihre eigenen zulassen.
    Als ich Alvin damals losschickte, sollte er Menschen um sich sammeln, die an seine Sache glaubten. Diese Menschen gibt es immer noch und es braucht jemanden, der sie anführt. Thekla ist nicht mehr sehr jung und außerdem hat sie nur darauf gewartet, bis ein würdiger
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