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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz
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Stimme.
    Sofort meldete sich auch die zweite: »Daaaas Niichts. Iiiich biiiin daaaas Niichts.«
    Jetzt hatte ich Angst. Vielleicht wäre es besser gewesen, zu Stein zu werden, als hier in der Finsternis zu stehen und mit der Dunkelheit und dem Nichts zu reden. Vielleicht wäre es noch besser, ich wäre zu Hause. Meine Eltern machten sich bestimmt schon Sorgen um mich.
    »Ich möchte sofort nach Hause!«, rief ich, so laut ich konnte.
    Als Antwort hörte ich nur Gelächter.
    »Haha, haha, haha, haha«, lachte die Dunkelheit. »Du kommst nie nach Hause. Ich werde dich verschlucken.«
    »Haaaa, haaaa, haaaa, haaaa«, lachte das Nichts. »Du kommst nie nach Hause. Ich werde dich vernichten.«
    Nun hatte ich schon richtig Angst. Ich fing an hin und her zu laufen. Ich wollte versuchen eine Wand zu finden. Denn wo eine Wand war, war meistens auch eine Tür. Ich lief und lief. Aber ich konnte nichts finden. Überall sah es gleich aus, Dunkelheit und Nichts, Das Einzige, was neu war, war, dass ich jemanden schnarchen hörte.
    Das ist nicht schlecht, dachte ich. Entweder die Dunkelheit oder das Nichts schläft. Das muss ich ausnützen und versuchen uns zu retten.
    Ich erinnerte mich daran, dass ich am Morgen ein Streichholz eingesteckt hatte. Sofort griff ich in die linke Hosentasche. Ich war mir sicher, dass das Streichholz dort war. Aber die Tasche war leer, genauso wie die rechte. Es war sehr komisch, ich konnte nicht einmal die Hosentaschen finden. Ich suchte weiter. Aber alles, was ich finden konnte, war nichts. Und alles, was ich brauchen konnte, war etwas, das Licht machte.
    Ich dachte noch darüber nach, womit ich hier Licht machen könnte, da hörte ich eine zarte singende Stimme. Die Stimme war ganz nah, aber ich wusste nicht, woher sie kam. Sie zwitscherte eine wunderschöne Melodie, dann sang sie:
     
    »Alles dunkelt alles nichtig.
    Richtig, richtig. Licht ist wichtig.«
     
    Die Stimme wiederholte es dreimal und begann wieder zu zwitschern. Vielleicht kann mir das helfen, dachte ich. Diesmal möchte ich nicht so lange warten wie im Stein.
    Deshalb wiederholte ich die Worte sofort:
    »Alles dunkel, alles nichtig. Richtig. Richtig. Licht ist wichtig!«, schrie ich ganz laut.
    »Diiiieseeee Woooorteeee siiiind beiiii uuuuns veeeer-booooteeeen!«, hörte ich das Nichts sagen.
    »Verboten. Verboten. Alles, was Licht macht, Licht macht, ist verboten, verboten«, meinte die Dunkelheit mit ängstlicher Stimme.
    »Es ist mir egal, was hier verboten ist. Ich brauche ein Streichholz«, antwortete ich.
    »Höööör auuuuf!«, meldete sich wieder das Nichts.
    »Verboten. Verboten!«, rief die Dunkelheit.
    Es geschah etwas sehr Interessantes. Als ich »Streichholz« gesagt hatte, war die Dunkelheit auf einmal gar nicht mehr so dunkel. Ich konnte noch immer nichts sehen, aber ich wusste jetzt, dass es heller werden würde, sooft ich etwas erwähnte, das Licht machte.
    Als ich sagte: »Ich brauche ein Lagerfeuer«, merkte ich, dass die Dunkelheit schon fast verschwunden war. Ich konnte gut sehen, was um mich herum war. Das Erste, was ich sah, war der Prinz, der ein paar Schritte von mir entfernt mit meiner Schultasche als Kopfkissen schlief. Er schnarchte, als ob gar nichts passiert wäre.
    Sofort versuchte ich ihn zu wecken, aber das war gar nicht so einfach. Ich zog ihm meine Tasche unter dem Kopf weg, das weckte ihn nicht. Er murmelte nur etwas und schlief weiter.
    Die Dunkelheit kam schneller zurück als erwartet.
    »Sonne, komm!«, rief ich, und die Dunkelheit war wieder weg. Und dann sah ich etwas, was man nur ein Wunder nennen konnte. Von oben kam eine lange rote Feder und begann neben uns einen Bach zu zeichnen. Als die rote Feder damit fertig war, zeichnete sie auch noch einen hölzernen Badetrog. Dann verschwand sie ebenso schnell und geheimnisvoll, wie sie gekommen war.
    Mit all meiner Kraft hob ich meinen schlafenden Freund in den Holztrog. Dann schob ich unser Boot ins Wasser, ohne dabei meine Schuhe oder Tasche nass zu machen.
    Der Bach nahm uns auf und bald hatten wir diesen ausgesprochen ungemütlichen Ort, an dem die Dunkelheit und das Nichts herrschten, weit hinter uns zurückgelassen.
     

Auf dem Zauberbach im Badetrog
     
    Zuerst untersuchte ich den Badetrog gründlich, ob er auch nirgendwo Wasser hereinließ. Er war glücklicherweise trocken. Der Bach war überall um uns herum, aber nicht in unserem Badetrog, der aus festem Holz gemacht war.
    Ich streichelte über das glatte Holz des Troges. Das war
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