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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders
Autoren: Lynn Kurland
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Patrick gewesen, der darauf bestanden hatte, dass sie lernte, sich selbst zu verteidigen - und dabei nicht zimperlich zu sein. Sie hatte schließlich eingewilligt, weil sie vermutete, er könnte recht haben. Sie und Madelyn hatten einen guten Teil des vergangenen Sommers darauf verwendet, sich verschiedene nützliche Dinge anzueignen. Das heißt, sie hatte sich verschiedene nützliche Dinge angeeignet. Madelyn dagegen hatte den Großteil ihrer Zeit damit verbracht, ihren sehr schwangeren Leib in einen bequemen Sessel zu lümmeln und mit hochgelegten Beinen Sunny anzufeuern, die sich unermüdlich darin übte, Patricks gnadenlose Attacken abzuwehren.
    Sie hatte sich ganz besondere Mühe gegeben, nur für den Fall, dass sie nicht nur sich, sondern auch Madelyn einmal beschützen müsste. Dann hatte sie ihre Fertigkeiten ruhen lassen, da sie glaubte, in der Praxis keine Verwendung dafür zu haben - so ähnlich wie bei der Geometrie, die man in der zehnten Klasse lernte. Und nun hatte sie ausgerechnet darauf zurückgreifen müssen, weil sich Tavish Fergusson nur für einen einzigen geometrischen Neigungswinkel interessierte: die Horizontale.
    Sie verbrachte ein paar Stunden damit, den einen oder anderen Kunden zu bedienen und sich nützlich zu machen. Dennoch war sie durchaus nicht unglücklich, als die Uhr sechs schlug.
    »Möchten Sie, dass ich abschließe?«, fragte sie.
    Tavish blickte sie kalt an. »Nein, ich kann mich nicht auf Sie verlassen.«
    Sie verdrehte die Augen. »Jetzt machen Sie mal einen Punkt, Tavish. Vielleicht weiß ich Ihre Avancen nicht recht zu würdigen, den Wert Ihrer Gemischtwaren aber sehr wohl. Ich würde den Laden niemals unverschlossen lassen.«
    »Dazu bekommen Sie auch gar keine Gelegenheit mehr, denn Sie werden nicht mehr länger hier sein.«
    Sie blickte ihn eine Weile entgeistert an, bis sie begriff, worauf er hinauswollte. »Wollen Sie mich etwa feuern?«
    »Genau das. Nessa Paine kann die Yogastunden übernehmen.«
    »Wer?«, fragte Sunny überrascht.
    »Nessa Paine«, wiederholte Tavish mit einfältigem Grinsen. »Sie ist jung und wunderschön. Genau, was wir brauchen. Warum gehen Sie nicht wieder in ihre Berge zurück und sind dankbar, dass ich Sie nicht wegen Körperverletzung anzeige?«
    »Wegen Körperverletzung?«, echote sie.
    Er deutete auf sein Auge.
    Sie klappte den Mund zu und marschierte schnurstracks durch den Laden. Zufrieden registrierte sie, dass er zurückzuckte, als sie hinter die Theke trat, um ihre Tasche zu holen. Sie wühlte darin herum und legte dann die Ladenschlüssel sorgsam auf seine Unterlagen.
    »Sie können ja Ihren Bruder Hamish anrufen und ihm was vorjammern«, sagte sie und warf sich die Tasche über die Schulter, »aber dann müssten Sie ihm wohl auch erklären, warum Sie meine Faust ins Auge bekommen haben, nicht wahr? Und das wäre Ihnen vermutlich weniger angenehm.«
    »Der Tag wird kommen, an dem keine MacLeods in der Nähe sind, um Ihnen zu Hilfe zu kommen«, knurrte Tavish.
    Sie blieb auf dem Weg zur Tür stehen und wandte sich halb um, damit sie ihn ansehen konnte. »Ist das eine Drohung?«
    Er starrte sie wütend an. »Gehen Sie.«
    Ein halbes Dutzend schlagfertiger Antworten lag ihr auf der Zunge, aber sie konnte sich sehr gut beherrschen, verkniff sich alle und ging. Sie zog die Tür hinter sich zu und blieb eine Weile stehen, damit die frische Luft ihre Wut abkühlen konnte. Kein Wunder, dass die MacLeods die Fergussons so sehr verabscheuten.
    Sie holte tief Luft und ging los - doch schon im nächsten Augenblick knallte sie der Länge nach auf den Boden. Sie griff hastig nach ihrer Tasche, bevor die womöglich mit ihrem Angreifer verschwand, doch dann merkte sie, dass ihre Tasche gar nicht in Gefahr war, ihr Inhalt aber umso mehr. Dennoch blieb sie einen Augenblick reglos liegen, zu benommen, um sich zu rühren, und hörte, wie ihre Besitztümer über das nasse Trottoir rollten.
    »Passen Sie doch auf«, fauchte eine weibliche Stimme. »Jetzt wäre ich fast über sie gestolpert.«
    Sunny kam nicht einmal dazu, sich aufzurichten, da trat die Frau auch schon auf eine ihrer Hände. Es tat so weh, dass sie nur laut nach Luft schnappen konnte.
    »Das musste ja so kommen«, höhnte die Frau verächtlich. »Die ist wohl besoffen.«
    Was für eine Person musste das sein, die noch nicht mal stehen blieb, um einer Betrunkenen, wenn nötig, auf die Füße zu helfen? Nun, zumindest hatte der Trampel keine Stöckelschuhe getragen — es hätte noch viel
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