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Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition)
Autoren: Scott Nicholson
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Telefon klingeln, ich dachte, es sei jemand an der Tür und – entschuldigen Sie das Geschwafel.“
    Er betrachtete sie dieses Mal etwas länger, dann senkte er den Blick. „Na, ja, ich hätte rufen sollen, als ich sah, dass die Tür offen war.“
    „Es ist wirklich nicht Ihre Schuld.“ Julia ärgerte sich über ihre Panik. „Ich wünschte nur, Herr Webster hätte mir gesagt, dass Sie kommen.“
    „Er sagte, er hätte eine Nachricht auf Ihrem Anrufbeantworter hinterlassen.“
    Sie nickte erneut. Ihr Körper fühlte sich so hölzern an wie die auf dem Boden zerstreuten Spielzeugblöcke. „Machen Sie nur weiter. Ich muss in Kürze wieder zur Arbeit.“
    „Dauert nicht lange.“ Er war so um die Dreißig. Sein braunes Haar war gerade lang genug, dass es sich an den Enden leicht kräuselte. Seine muskulösen Hände zeigten einige Narben aber sein Gesicht war glatt unter dem kurzen Bart. Er machte nicht den verwitterten Eindruck vieler Menschen, die mit den Händen arbeiteten, obschon die Schatten auf seinem Gesicht einen Anflug von Dunkelheit und Trauer vermuten ließen. Er sah nicht aus wie ein Mensch, der Scherze mit Holzblöcken trieb.
    Aber das taten sie alle nicht.
    „Kommen Sie herein.“ Julia trat beiseite, um dem Handwerker Platz zu machen. Sein Werkzeuggürtel klapperte beim Vorbeigehen. Er ging zu den vorderen Fenstern, klappte die Schlösser zurück und schob die Scheiben nach oben. Eine Brise duftender Waldluft wehte durch das Zimmer.
    Julia ließ die Tür offen und setzte sich auf das Sofa, von wo aus sie ihn beobachten konnte. Sie gab vor, in einem Psychologiejournal zu blättern. Ihre Hand umklammerte den Pfefferspray. Der Hausbesitzer schien es übertrieben eilig gehabt zu haben, das Haus zu vermieten. Wie viele Schlüssel für das Haus Webster wohl besaß?
    „Alles in Ordnung“, sagte der Handwerker und schloss die Fenster. „Diese Art Fenster sind solide gebaut. Doppelscheiben. Sie sparen eine Menge Heizungsgeld.“
    „Ich heize mit Holz“, sagte sie und blätterte im Journal bis zu einem Artikel mit dem Titel „Wertvolle Erinnerungen: So bewahren Sie die Vergangenheit Ihrer Familie auf.“ Sie betrachtete die Klötze auf dem Boden.
    „Nicht schlecht. Billiger und außerdem verschaffen Sie sich so etwas Bewegung. Woher kommen Sie?“ fragte er sie, ohne sich umzudrehen. Sein Schraubendreher quietschte, als er eine Gardinenstange befestigte.
    „Memphis.“
    „Sie werden staunen. Bei uns schneit es mindestens acht bis zehn Mal im Winter. In Memphis schneit es sicher selten.“
    „Nur manchmal. Der Schnee schmilzt jedoch sofort zu einem schmutzigen Brei.“
    „Verstehe. Ich selbst halte es in der Stadt nicht lange aus. All diese Menschen so nahe beieinander wie Sardinen in einer Büchse. Da bekomme ich einen Schweißausbruch.“
    Julia antwortete nicht. Gesprächige Schreiner waren etwas Neues für sie. In Memphis verrichteten Handwerker ihre Arbeit leise. Julia war sich an Menschen wie Journalisten, Künstler oder die Anwaltsfreunde von Mitchell gewohnt. In der Stadt blieben die Leute unter sich. Es sei denn, sie trachteten nach ihrem Fleisch und Blut oder nach ihrer Seele.
    „Wie lange wohnen Sie schon in Elkwood?“ fragte er sie, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    „Vier Monate“, sagte sie.
    „Na klar“, sagte er. „Ich habe anfangs Sommer hier einige Arbeiten verrichtet. Das Haus stand mindestens zwei Jahre leer.“
    „Komisch. Es ist doch ein gemütliches kleines Haus.“
    „Hartley hat hier gewohnt.“ Der Handwerker spukte den Namen aus, als ob es sich um einen alten Todfeind handelte.
    „Nun sagen Sie bitte nicht, dass ich in einem verhexten Haus wohne.“
    „Nein. Keine Geister. Nur schlechte Erinnerungen.“
    Er sammelte sein Werkzeug ein und ging in die Küche. Julia blieb zurück, steckte den Pfefferspray in die Hosentasche und blätterte erneut im Journal.
    Sie hörte das Auf- und Zuschieben der Fenster und das Klappern von Werkzeugen. Nach einigen Minuten stand der Handwerker am Ende des Flurs.
    „Ist es okay, wenn ich in Ihr Schlafzimmer gehe?“ fragte er.
    Er hatte sicher schon einige peinliche Dinge bei seiner Arbeit in privaten Räumen entdeckt. Julia verbarg jedoch keine Geheimnisse in ihrem Schlafzimmer, nichts, weswegen sie erröten müsste. Keinen Spiegel an der Decke, kein Sexspielzeug, keine von den Bettpfosten hängende Ledergürtel oder Ketten.
    Nur einen verrückten Wecker, der um 4:06 Uhr steckenblieb.
    „Gehen Sie nur“, sagte sie.
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