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Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition)
Autoren: Scott Nicholson
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gelähmt an.
    Wieso weiterkämpfen?
    Die Silhouette des Schurken hob sich gegen das Sonnenlicht und den blauen Himmel ab und die Herbstfarben umgaben seinen Kopf wie einen Heiligenschein.
    Julia hob die Arme, schloss instinktiv die Augen und wartete auf die Erfüllung des jahrzehntealten Versprechens. Zuerst würde jedoch die Segnung kommen, die Worte, die tiefer eindrangen als die Klinge des Messers.  
    Sie hörte seine Stimme. Es war jedoch nicht die donnernde Stimme eines Mörders, sondern ein weiches, schockiertes Ausatmen. „Du lieber Himmel.“
    Sie guckte ihn zwischen den vor das Gesicht gehaltenen Armen an. Die Augenbrauen des Fremden verzogen sich zu einem besorgten Ausdruck. Seine hellgrünen Augen erinnerten sie an einen trüben, vom Sonnenlicht beschienen Teich. Hellgrün, nicht rot wie die des Unholds. Er ließ die Arme sinken. Das scheinbare Messer war ein Schraubendreher, den er lose in der Hand hielt.
    Der Mann trat zwei Schritte zurück und verlor am Rande der Veranda beinahe das Gleichgewicht. „Ich wurde beauftragt, die Fenster zu überprüfen.“
    „Fenster?“ Das Wort drang mühevoll durch die zusammengeschnürte Kehle.
    „Um sie winterfest zu machen. Der Hausbesitzer schickt mich.“ Er zögerte, kniff die Augen zusammen und sprach weiter mit langgezogenen Vokalen, dem typischen Akzent der südlichen Appalachen-Gegend. „Dies ist doch 102 Buckeye Creek Road, nicht?“
    Sie zwang sich, mit dem Kopf zu nicken. Wie sie nun sah, waren die Waffen an seinem Gürtel nur Werkzeuge – ein Hammer, Messband, einige Schraubendreher – alles ordentlich in einem Werkzeuggürtel mit auf den Hüften aufliegenden Taschen verstaut.
    „Ich war soeben dabei zu klopfen, als sie um die Ecke flitzten“, sagte er eilig. Er war ebenso verlegen wie sie und klopfte mit übertriebener Stärke auf die Brust. „Mein Herz hüpft noch immer wie ein Frosch.“  
    Sie grinste beinahe vor Erleichterung, doch ihre Gesichtsmuskeln fühlten sich wie eingefroren an. Kein Unhold.
    Oder doch? Schurken konnten sehr clever sein. Oft genossen sie das Spiel selbst mehr als den Sieg und zogen es jahrelang in die Länge.       
    Doch sie hatte sich vor zwei Tagen beim Hausbesitzer erkundigt, ob er die Fenster überprüfen lassen könnte, die Vorreiberschlösser sowie die Abdichtungen. Aber vielleicht hatte dieser Kerl die Telefonleitung angezapft und wusste –
    Nein ,   Dr. Forrest würde diesen Gedankengang ganz sicher ablehnen. Ich bin neu und gesünder. Nicht vergessen.
    Julia guckte am Handwerker vorbei und sah einen alten grünen Jeep, der am anderen Ende der Straße unter den Bäumen geparkt war. Deswegen hatte sie ihn beim Hinfahren nicht sehen können.
    Ein Ekel in einem Vehikel? Das klang eher nach einer Kindergeschichte von Dr. Seuss als nach Gefahr. Albern. Kein Bengel sondern ein Engel, ein Gemunkel im Dunkeln, ein Trubel Kuddelmuddel. So ein Blödsinn. Doch ihre Nerven prickelten noch immer vom Adrenalinschub und ihre Finger zuckten.
    Sie räusperte sich. Ein letzter Test. „Hat Sie George Wellman geschickt?“
    „Webster“, sagte er und starrte sie verwundert an, als ob er nicht wusste, was er von einer Person halten sollte, die nicht einmal den Namen ihres eigenen Hausbesitzers kannte. „Herr George Webster von Silver Key Properties. Ich erledige viele Arbeiten für ihn. Ich heiße Walter.“
    „Natürlich“, sagte sie. Sie nahm ihren Mut zusammen und trat etwas näher. Sie schauten beide zur roten Pfefferspraydose hin, die auf dem Boden lag. Sein gezwungenes Lächeln glich eher einer verlegenen Grimasse. Seine leicht geröteten Wangen verzogen sich zu Falten. Sie beugte sich nieder, hob den Pfefferspray auf und stieß einen der hölzernen Spielklötze mit dem Fuß weg.
    „Haben Sie Kinder?“ fragte er.
    „Sie schüttelte den Kopf und vermied es, ihm in die Augen zu schauen. Wie sollte sie ihm erklären, dass die Bauklötze nicht ihr gehörten, ohne dass er sie für verrückt hielt? Zudem war sie selbst nicht sicher, ob die Klötze ihr gehörten oder ob sie tatsächlich den Verstand verloren  hatte.
    „Hören Sie, ich kann auch später wieder kommen“, sagte er. „Ich hole mir einen Schlüssel bei Herrn Webster und erledige es, während Sie an der Arbeit sind.“
    „Nein, ist schon in Ordnung. Wirklich.“ Sie strich sich die Haare aus den Augen, ihre Finger waren feucht vor Schweiß. Sie versuchte, ihre Nervosität mit einer Lüge zu verbergen. „Ich rannte durch das Haus, ich hörte das
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