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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht
Autoren: David J. Schow
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der Lampenfassung stieß. Der ganze Ort war instabil und gefährlich. Er hörte Wasser tropfen.
    Als die schwarze Katze sich an seinem Bein rieb, bekam er fast einen Herzinfarkt.
    Du bist völlig zugeschmiert.
    Cruz zuckte zusammen. Der Schreck war ein tiefer physischer Schmerz direkt in seinem Gehirn. Wie konnte das sein? Das Gehirn war nicht dazu ausgelegt, Nerven zu haben, mit denen es Schmerzen empfinden konnte.
    Aufgebracht weigerte er sich, weiter sinnlos in diesem Rattenloch herumzustehen, blödsinnig mit einer Katze zu reden und auf den nächsten Ruck zu warten, unter dem das ganze Gebäude einstürzen würde. Sein Nervensystem tanzte Tango mit der Weißen Lady, er wünschte, er hätte etwas Zeit und könnte ein wenig Base schlucken, um wieder runterzukommen. Er erinnerte sich daran, das Ersatzmagazin der Sig Sauer zu laden.
    Und dann dachte er sogar daran, es auch in die Waffe zu stecken.
    Er hatte das Dope verloren, aber nicht die Schlacht. Schließlich war er immer noch bewaffnet.
    Sein pfeifender Atem, seine verwaschene Sprache, das war in den Tunneln zurückgeblieben. Er fühlte sich aufgeputscht und wieder voll da. Damals in Dade hatte er Kumpel gehabt – Cobalt, Dice, Klondike –, die sich fünf Gramm am Tag reinzogen und jedem die Knarre vor die Nase hielten, der etwas dagegen sagte. Das war uncool. Verdammt uncool.
    Er hörte Stimmen im Flur. Schritte auf den Treppen.
    Er schob sich langsam um die innere Tür der Luftschleuse. Die Katze bestand darauf, sich vor ihm hindurchzuquetschen.
    »Verpiss dich, Flohtiger«, wisperte er.
    Vielleicht solltest du mal an dir selbst riechen, Großkotz.
    Cruz ließ – leise – den Sicherungshebel zurückgleiten, öffnete die Außentür von 207 und trat hinaus.
     
    »Ich bin klar. Du kannst dein verficktes Leben darauf verwetten, dass ich das bin.« Aber Bauhaus schlaffte immer weiter ab. Emilios Cocktail konnte nur begrenzte Zeit arbeiten, bevor er durch das Konglomerat von Drogen wieder aus den Adern gespült wurde, die Bauhaus’ Zustand in Sekundenschnelle immer wieder ins Gegenteil verkehrten.
    »Halts Maul.«
    Es bewegte sich nichts im Korridor des zweiten Stocks. Emilio duckte sich an die Wand und schwang dann herum, wobei er mit der Waffe den unbekannten Raum dahinter abdeckte. Nichts. Seine Augen bewegten sich im Einklang mit der Pistolenmündung, suchend.
    Der Fahrstuhl klingelte, und die Kabine öffnete sich. Emilio wirbelte herum und hätte beinahe abgedrückt.
    Die Kabine war leer. Im Innern sah er Blutflecken.
    Er ging rückwärts zu Bauhaus zurück, der immer noch schwer auf der Treppe saß, bevor dieser durchgeknallte Oberjunkie wirkliche Schmerzen fühlen konnte und einen Aufstand veranstaltete.
    Emilio ging davon aus, dass die Wohnungen im dritten Stock genauso geschnitten waren wie die im zweiten.
    Bauhaus schob sich auf den Treppenvorsprung hoch, wo er mehr Platz zum Sitzen hatte. Er sah aus wie ein geprügeltes und schmollendes Kind, ein Jammerlappen. Emilio dachte: Nur weil ich gerade keinen Schalldämpfer habe, darfst du noch ein wenig länger leben.
    Er dachte dabei nicht an seine Pumpgun, sondern an seine Reserve, eine mattschwarze Bren Ten, die er sich auch aus dem Waffenschrank besorgt hatte. Nur Trottel nehmen sich keine Reserve mit, und er hatte zusätzlich zwei volle Clips mit fieser Zehn-Millimeter-Munition.
    Er schob sich an die Wand. Es war eng, aber er hatte ein freies Schussfeld.
    »Lass sie ihre eigenen Titten fressen«, murmelte Bauhaus hinter ihm. »Was für ein extravagantes Mahl. Verfickte Fotze.«
    Er sah, dass die Außentür von 307 offen stand. Er näherte sich ihr vorsichtig und fasste unter den Türgriff, damit die Tür nicht hörbar über den Boden schleifte, wenn er sie weiter aufzog.
    Die Gestalt in dem Raum drehte sich um, als Emilio die innere Tür mit einem Fußtritt aufwarf und mit der Pumpgun losballerte. Als die Schießerei unten begann, war er zu beschäftigt, um das zu hören.
     
    Die verdammte Katze musste vor ihm herausschlüpfen. Verdammte Mistviecher. Kleine schwanzwedelnde Monster.
    Bauhaus starrte schon in seine Richtung, die Aufmerksamkeit von der Katze geweckt, und da stand dann Cruz in voller Größe, mitten im Türrahmen von 207.
    Dieses gottverdammte Mistviech! Er hätte ihr einen Tritt in den schwarzen Arsch geben sollen, als er noch die Möglichkeit dazu hatte.
    Wenn Bauhaus jetzt die Waffe gehoben hätte, dann wäre alles vorbei gewesen. Als der fette Knabe sich aber nur aufregte, statt
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