Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der rollende Galgen

Der rollende Galgen

Titel: Der rollende Galgen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und streckte sie vor, als wollte er nach einem in der Luft schwebenden Gegenstand greifen.
    »Ich… ich habe es gespürt.«
    »Sind sie da?«
    »John kann es geschafft haben.«
    Suko änderte seine Haltung. Er baute sich breitbeinig auf und hörte auf einmal ein ihm bekanntes Geräusch.
    Ein Quietschen und Rollen, dazwischen das leise Poltern. Die Laute entstanden nur dann, wenn der Galgen fuhr.
    Er befand sich im Haus. Und nicht nur das, er war auch in der Nähe. Die zahlreichen Flure und Gänge veränderten die Geräusche. Für ein normales menschliches Ohr war es nicht festzustellen, aus welcher Richtung genau die Laute drangen. Suko und Joseph hatten das Gefühl, als würdene sie von überall her an ihre Ohren wehen.
    Dann sahen sie das Licht!
    Genau dort, wo sich der lange Flur dem Bereich des Eingangs näherte und breiter wurde.
    Es war kein direktes Leuchten, eher ein mattes, silbriges Abbild eines furchtbaren, in Nebel gehüllten Gegenstandes.
    Dort stand der Galgen.
    Leer war die Schlinge, nur Aconagua stand noch auf dem Gerüst. Eine Hand hielt er um die Schlinge gekrallt und bewegte sie leicht hin und her. Hinter ihm stand Nabila, noch immer gefesselt, aber lebend. Eines allerdings stieß Suko bitter auf. Die drei Helfer waren nicht zu sehen.
    Der Galgen stand still, als wäre er mit dem Boden des Flurs verwachsen. Nur Aconagua bewegte die Schlinge, und auch das Mädchen rührte sich nicht. Zu stark saßen die Fesseln.
    »Er ist gekommen, aber er ist nicht besiegt!« hauchte Joseph. »Er hat etwas vor, das spüre ich.«
    »Und was?«
    »Die drei anderen, Suko.«
    »Ja, die suche ich auch.« Der Inspektor holte seine Beretta hervor. Wenn Aconagua die Bewegung mitbekommen hatte, so ließ er sich davon nichts anmerken.
    Dafür geschah etwas anderes.
    Von einer Sekunde auf die andere brandete ein Höllenlärm durch den Flur. Zwei blendende Lichtspeere zuckten auf und fanden mit großer Sicherheit ihr Ziel.
    So wurden Suko und Joseph zur gleichen Zeit geblendet und bekamen mit, wie das Donnern zu einem furiosen Sturm anschwoll, als wollte es das gesamte Haus erschüttern.
    Suko hatte schon längst erkannt, was da auf sie beide zukam. Joseph aber schrie es heraus.
    »Das sind die beiden Motorräder. Verdammt, sie sitzen…«
    Seine weiteren Worte gingen im Höllenlärm unter, als die Maschinen rechts und links des Galgens vorbei und in den Gang schössen, direkt auf Suko und Joseph zu…
    Die Formel war gesprochen, mehr konnte ich nicht tun. Sie war ebenfalls uralt, der Prophet Hesekiel, Erschaffer meines Kreuzes, hatte damals schon weit in die Zukunft hineinschauen können und dementsprechend vorgebaut. Sie war geschaffen als Bollwerk gegen das Böse, und ich hoffte, daß ich auch hier in einem alten New Yorker Keller damit Erfolg hatte.
    Ich selbst stellte mich der Magie und veränderte meine Haltung nicht. Inmitten der dunklen Fläche blieb ich stehen und wartete darauf, daß etwas geschah. Plötzlich bekam ich den Eindruck, Mittelpunkt eines Erdbebens zu sein.
    Um mich herum spielten sich Szenen ab, die wie auf einer dreidimensionalen Leinwand liefen. — Der Boden riß auf. Auf mich fiel die aufgewühlte Erde in gewaltigen Brocken. Sie traf mich, und sie traf mich doch nicht. Stürzte über mir zusammen, ohne mich zu berühren.
    Eine zweite Welle hatte noch tiefer und stärker gewühlt. Qabei war es ihr gelungen, an die Gräber heranzukommen und sie aufzuschaufeln. Ich war umgeben von Schädeln und Gebeinen. Die bleichen Knochen umtanzten mich, als wären sie von zahlreichen Händen geschleudert worden. Sie prallten gegen mich, schlugen gegen meinen Kopf, ohne mich schmerzhaft zu treffen. Sie waren da, aber sie befanden sich in einer anderen Dimension. Die Aktivierung meines Kreuzes hatte es möglich gemacht, daß diese unheilige Stätte wieder normal wurde. Und eine dritte Woge rauschte heran.
    Diesmal sah ich nur eine Gestalt. Sie kam mir gewaltig und unheimlich vor.
    Ein fast nackter, leicht glänzender Körper mit einem sehr breiten Kopf, dessen Augen metallisch leuchteten und fast die gleiche Farbe aufwiesen wie die Haut.
    Ich schaute in die Fratze hinein und fragte mich, zu wem sie gehören konnte.
    Es gab nur einen Möglichkeit.
    Das war der echte, der gehängte Aconagua!
    Auch seine Gestalt kippte über mich, ohne mich zu berühren. Sie zerplatzte wie alles zuvor.
    Aber es blieb der Galgen.
    Er stieg vor mir hoch, ohne daß ich ihn stoppen konnte. Vier Gestalten und das Mädchen bevölkerten sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher