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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher
Autoren: John Grisham
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daß sie mich beim Verlassen des Hauses sehen konnte. Was sie gehört hat, war vermutlich das Bersten der Holzfigur, als das Softball-As ausholte und Schlag Nummer eins fehlging. Die Polizei hat nicht mit ihr gesprochen. Butch hat sich drei Stunden in der Wohnanlage aufgehalten und keinerlei Anzeichen polizeilicher Tätigkeit entdeckt. Die Wohnung ist verschlossen und versiegelt und scheint einen Haufen Leute anzuziehen. Während er dort herumstand, gesellte sich eine Lastwagenladung von Arbeitskollegen zu zwei massiven jungen Männern, die allem Anschein nach mit Cliff verwandt waren. Die Gruppe stand hinter der polizeilichen Absperrung, starrte auf die Wohnungstür und schwor Rache. Es war eine rauhe Bande, versichert mir Butch.
    Er hat auch einen gewerblichen Kautionssteller aufgetrieben, einen Freund von ihm, der uns einen Gefallen tun will und anstelle der üblichen zehn Prozent Zinsen nur fünf berechnen wird. Das spart uns ein wenig Geld.
    Deck hat den größten Teil des Vormittags auf dem Polizeirevier verbracht und sich das Verhaftungsprotokoll verschafft und Kellys Papierkram ausfindig gemacht. Er und Smotherton kommen gut miteinander aus, vor allem, weil Deck behauptet hat, er könnte Anwälte nicht ausstehen. Im Augenblick ist er nur ein Ermittler und alles andere als ein Hilfsanwalt. Interessanterweise hat Smotherton ihm mitgeteilt, daß sie seit heute morgen Morddrohungen gegen Kelly erhalten hätten.
    Ich beschließe, zum Gefängnis zu fahren und nach ihr zu sehen. Deck wird einen Richter auftreiben, der ihre Kaution festsetzt. Butch wird mit seinem Kautionssteller zugegen sein. Als wir gerade das Büro verlassen wollen, läutet das Telefon. Deck nimmt den Hörer ab, dann gibt er ihn mir.
    Es ist Peter Corsa, Jackie Lemancyzks Anwalt in Cleveland. Ich habe zuletzt nach ihrer Aussage mit ihm gesprochen, ein Gespräch, bei dem ich ihm ausgiebig gedankt habe. Damals hat er mir erzählt, daß er selbst in wenigen Tagen seine Klage einreichen würde.
    Corsa gratuliert mir zu dem Urteil, sagt, es hätte große Schlagzeilen in der Sonntagszeitung von Cleveland gemacht.
    Und dann erzählt er mir, daß bei Great Benefit merkwürdige Dinge vorgingen. Heute morgen hätte das FBI, in Zusammenarbeit mit dem Generalstaatsanwalt von Ohio und der Versicherungsaufsicht des Staates, die Büros der Gesellschaft durchsucht und angefangen, Unterlagen zu beschlagnahmen. Mit Ausnahme der Computeranalytiker in der Buchhaltung wurden alle Angestellten nach Hause geschickt und angewiesen, für die nächsten beiden Tage ihren Arbeitsplatz zu meiden. Einem gerade erschienenen Zeitungsartikel zufolge ist PinnConn, die Muttergesellschaft, Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen und hat massenhaft Angestellte entlassen.
    Dazu kann ich nicht viel sagen. Vor achtzehn Stunden habe ich einen Mann umgebracht, und es fällt mir schwer, mich auf Dinge zu konzentrieren, die damit nichts zu tun haben. Wir plaudern. Ich danke ihm. Er verspricht, mich auf dem laufenden zu halten.
    Es kostet mich anderthalb Stunden, bis ich Kelly irgendwo im Labyrinth des Gefängnisses ausfindig gemacht und veranlaßt habe, daß man sie ins Besucherzimmer bringt. Wir sitzen auf beiden Seiten einer Glasscheibe und unterhalten uns über Telefone. Sie sagt mir, daß ich müde aussehe. Ich sage ihr, daß sie großartig aussieht. Sie hat eine Einzelzelle, aber es ist laut, und sie kann nicht schlafen. Sie möchte so schnell wie möglich hier raus. Ich sage ihr, daß ich tue, was ich kann. Ich erzähle ihr von meinem Gespräch mit Morgan Wilson und erkläre ihr, wie eine Kaution funktioniert. Von den Morddrohungen erzähle ich ihr nicht.
    Es gibt so vieles, worüber wir reden müßten, aber nicht hier.
    Als wir uns voneinander verabschiedet haben und ich das Besucherzimmer verlasse, ruft eine Wärterin in Uniform meinen Namen. Sie fragt, ob ich der Anwalt von Kelly Riker sei, dann gibt sie mir einen Ausdruck. »Das ist unser Telefonregister. In den letzten zwei Stunden hatten wir vier Anrufe wegen dieser Frau.«
    »Was für Anrufe?«
    »Morddrohungen. Von irgendwelchen Irren.«
    Richter Lonnie Shankle trifft um halb vier in seinem Büro ein. Deck und ich warten auf ihn. Er hat hundert Dinge zu tun, aber Booker hat angerufen und mit der Sekretärin des Richters geflirtet, also sind die Räder geölt. Ich gebe dem Richter einen Packen Papiere, liefere ihm einen Fünf-Minuten-Bericht über den Fall und ende mit der Bitte um eine niedrige Kaution, weil ich, der
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