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Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Titel: Der Regen in deinem Zimmer - Roman
Autoren: Aufbau
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oder besser die Aperitifs, dann Pizza, Bier und Verdauungsschnäpschen. Als wir ins Mouse kommen, sind wir schon recht angeheitert und machen fröhlich weiter, ich mit Wodka, Marco mit Tequila. Quatschend und trinkend stehen wir an der Bar, als plötzlich Mara auftaucht, mir einen vernichtenden Blick zuwirft und Marco etwas ins Ohr schreit. Sofort kriegen sie sich in die Haare, sie rauscht ab, er hastet hinterher und lässt mich wie eine Blöde an der Bar stehen. Als ich mich suchend nach einem bekannten Gesicht umblicke, umarmt mich jemand von hinten und raunt mir ein Ciao direkt in die Ohrmuschel. Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer es ist. Giovanni ist beschwipst, aber immer noch entschieden besser dran als ich. Er fragt mich, ob ich mich amüsiere und haucht mir mit seiner warmen Verführerstimme ins Ohr, er sei böse auf mich, denn er habe mit mir auf die Party gehen wollen, doch Marco sei ihm zuvorgekommen. Ich will ihm sagen, dass er ein Lügner ist, aber als ich mich umdrehe und ihm in die Augen sehe, gefällt mir diese Lüge plötzlich ziemlich gut. Er redet auf mich ein, sein Körper an meinen geschmiegt, seine Hände auf meinen Hüften, und ich bin wie hypnotisiert von seiner Stimme und diesem Parfum, das ich schon öfter an ihm gerochen habe und das perfekt zu seinem weißen Hemd und den grünen Augen passt. Der ganze Wodka in mir ruft ihm das zu, auch wenn es mich Mühe kostet, die Worte zusammenzukriegen.Als er noch zwei bestellt, denke ich, dass ich besser aufhören sollte, doch kaum steht das Glas vor mir, leere ich es in einem Zug. Die Musik ist krachlaut, die Kneipe brechend voll, und Giovanni redet weiter, auch wenn ich nur die Hälfte mitkriege: Ich sei süß, aber zu schüchtern (?), und das, was mit meiner Mutter passiert sei, tue ihm leid. Mich überfällt der unerträgliche Gedanke, dass sie nicht mehr da ist, um bis tief in die Nacht aufzubleiben und auf mich zu warten, und ich habe Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Die Traurigkeit, die ich mir mit Wodka vom Leib halten wollte, stürmt wie ein reißender Fluss, der über die Ufer getreten ist, auf mich ein. Das Einzige, was ich noch wahrnehme, ist die ohrenbetäubende Musik und Giovannis Körper, der mich fast erdrückt. Ich fange an zu schwitzen, mein Magen brennt. Energisch stoße ich ihn zurück und drängele mich auf der Suche nach einem Sitzplatz durch die Menge. Ich bin so betrunken, dass ich kaum einen Fuß vor den anderen setzen kann. Ich rempele zwei Jungs an, die mich unwirsch zurückschubsen, doch zum Glück ist Giovanni noch hinter mir, hält mich am Arm fest und führt mich zu einem der Sofas im hintersten Teil der Kneipe. Ich setze mich, lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Als ich sie ein paar Sekunden später wieder öffne, sehe ich Giovannis Gesicht über mir. Er fängt an, mir durchs Haar zu streichen und mich zu küssen. Mechanisch und passiv erwidere ich seine Küsse, auch als er mir die Hand unter Pulli und BH schiebt und sie nach unten bis zwischen meine Beine wandern lässt. Ich versuche ihn zu stoppen, doch er macht einfach weiter, seine Lippen an meinem Ohr raunen, ich solle stillhalten. Irgendwann hält er inne, rückt ein wenig ab, fährt mir mit einer linkischen, möchtegernzärtlichen Geste durchs Haar undsagt: »Steh auf, lass uns rausgehen.« Gespielt verständnislos pliere ich ihn mit halboffenen Lidern und betrunkenem Grinsen an und rühre mich nicht. Genervt packt er mich am Arm. »Na los, hoch mit dir.« Je länger ich ihn ansehe, desto weniger will ich mich rühren. Ich sage es ihm, genauso wie ich ihm vorhin gesagt habe, dass ich sein Parfum mag: »Ich gehe nicht mit dir raus, für wen hältst du dich eigentlich?« Der Satz geht mir über die Lippen, als hätte ihn der Alkohol eigens zu dieser Gelegenheit aus irgendeinem hintersten Winkel meines Gehirns gespült. Sein Mund verzieht sich zu einem strahlenden Lächeln, doch sein Blick schlägt Funken: »Fick dich, depressive Schlampe.« Dann haut er ab. Ich bin allein, aber wirklich verdammt allein auf dieser elenden Couch mit diesen elenden Leuten, und mir ist so elend schlecht, dass ich schon auf den dunkelroten Teppichboden vom Mouse kotze.

Aufzählung der Dinge,
die ich nicht für dich getan habe
    Du liebtest Flohmärkte und Jahrmärkte und dergleichen, aber es lässt sich an einer Hand abzählen, wie oft ich dich begleitet habe, und das erst nach langem Bitten und dem Versprechen, dass ich etwas geschenkt bekomme oder
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