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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht
Autoren: Judith McNaught
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jemanden etwas gesagt?«
    »Über wen denn?« fragte ihre Tochter in gespielter Ahnungslosigkeit.
    »Zum Beispiel über mich, als ob du das nicht ganz genau wüßtest!«
    »Hm, mal nachdenken ... Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein: Sie meinte, du hättest etwas Tückisches an dir und einen bösen Blick. Diana fürchtet, du wirst sie zwingen, zu Hause zu bleiben und den Fußboden zu schrubben, während ich mich auf Bällen vergnüge und mit Prinzen tanze. Ich habe ihr geantwortet, daß sie das ganz richtig erkannt habe, aber ich wollte dich fragen, ob sie den Glasschuh wenigstens auch tragen darf, wenn sie im Haus putzt.«
    »Corey!«
    Der Teenager lachte übermütig, beugte sich vor, umarmte Mary und erzählte ihr endlich die Wahrheit. »Diana hat gesagt, du seist sehr nett, und sie würde dich mögen. Dann hat sie noch gefragt, ob du sehr streng wärst. Ich habe ihr geantwortet, manchmal schon, aber dann bekämst du ein schlechtes Gewissen und würdest Berge von Plätzchen backen, um alles wiedergutzumachen.«
    »Hat sie wirklich gesagt, sie mag mich?«
    Corey nickte zustimmend. »Ihre Mutter ist gestorben, als sie erst fünf war. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich dich nicht hätte, Mom...«
    Mary umarmte ihre Tochter, drückte sie an sich und legte ihre Wange an das blonde Haar des Mädchens. »Diana fehlt so einiges, was du bekommen hast, vergiß das nicht. Einen Schrank voller Kleider und ein großes eigenes Zimmer zu besitzen ist noch lange nicht dasselbe wie eine Großmutter und einen Großvater zu haben, die dich lieben und dir soviel beibringen können wie damals, als wir bei ihnen gelebt haben.«
    Coreys Lächeln erstarb. »Ich glaube, ich werde die beiden furchtbar vermissen.«
    »Ich auch.«
    »Heute nachmittag habe ich Diana von ihnen erzählt, und sie wollte sie gern kennenlernen. Darf ich sie irgendwann mal nach Long Valley mitnehmen, damit sie meine Großeltern sehen kann?«
    »Ja, sicher. Oder wir könnten Robert bitten, sie hierher zu uns einzuladen.«
    Die Mutter erhob sich und wollte gehen, aber Coreys zögernde Stimme hielt sie zurück. »Mom, Diana hat gesagt, ich könne Robert Dad nennen. Glaubst du, das wäre ihm recht?«
    »Ich wette, das würde ihm sehr gut gefallen!« Unvermittelt wirkte Mary etwas traurig und fügte dann leise hinzu: »Vielleicht möchte Diana ja auch irgendwann Mom zu mir sagen.«
    »Morgen«, erklärte der Teenager mit einem wissenden Lächeln.
    »Was ist morgen?«
    »Morgen wird sie damit anfangen, Mom zu dir zu sagen.«
    »Ach, Corey, ist sie nicht wundervoll?« rief die Mutter, und Tränen traten ihr in die Augen.
    Ihre Tochter verdrehte die Augen, widersprach aber nicht. »Eigentlich habe ich ihr das ja vorgeschlagen, und sie hat nur gemeint, daß sie das gern tun würde.«
    »Du bist eben auch wundervoll!« lachte Mary und küßte ihre Tochter. Dann knipste sie das Licht aus, verließ das Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Corey lag wach, dachte über das Gespräch mit ihrer Mutter nach und fragte sich, ob Diana wohl schon schlief. Nachdem sie einige Augenblicke darüber gegrübelt hatte, sprang sie aus dem Bett und zog sich einen einfachen karierten Flanellmorgenmantel über das Nachthemd, auf dessen Vorderseite die Aufschrift prangte: RETTET DIE SCHILDKRÖTEN.
    Auf dem Flur war es stockfinster, als sie sich zum Zimmer ihrer neuen Stiefschwester entlangtastete. Ihre Fingerspitzen berührten endlich den richtigen Türrahmen, und sie hob die Hand, um anzuklopfen. Doch im selben Moment flog die Tür auf, und Corey stieß einen unterdrückten Schrei aus.
    »Ich war gerade auf dem Weg zu dir, um festzustellen, ob du noch wach bist«, flüsterte Diana, trat einen Schritt zurück und wies einladend in ihr Zimmer.
    »Hast du heute abend ein Gespräch mit deinem Vater gehabt?« fragte Corey, hockte sich auf die Bettkante und bewunderte die cremefarbenen Spitzenrüschen am Hals und an den Ärmeln von Dianas hochtailliertem zartrosafarbenen Nachthemd und die zierlichen Stickereien auf den dazu passenden, gefütterten Pantoffeln.
    Diana nickte und hockte sich neben sie. »Ja. Und du mit deiner Mom?«
    »Klaro.«
    »Ich glaube, sie haben befürchtet, wir beide würden uns nicht mögen.«
    Corey biß sich auf die Unterlippe, und dann platzte es aus ihr heraus: »Bist du dazu gekommen, deinen Vater zu fragen, was er davon hält, wenn ich ihn Dad nenne?«
    »Ja, bin ich, und er war begeistert«, antwortete Diana leise, damit
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