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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon
Autoren: Charlotte MacLeod
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hätte
mir einen falschen Schnurrbart kaufen können und wäre herumgehüpft in — «
    »Froschteichen?« schlug Jeremy Kelling
mit Unschuldsmiene vor. »Du bist mir ja verdammt viel herumgesprungen, du
dicker Fettkloß. Sarah, woher weißt du das mit dem Detektiv? Warum hätte
Quiffen so etwas machen sollen?«
    »Weil er mich auf den Tod nicht
ausstehen konnte«, erwiderte Dolph sofort, »hab’ ihn doch aus dem Komitee für
Sauberkeit im Boston Common geworfen. Mußte ich. Hat versucht, mir eins
auszuwischen und ein Riesentrara gemacht, daß ich angeblich Gelder veruntreut
hätte, weil ich bei dieser verfluchten Schnapsidee von Onkel Fred nicht
mitmachen wollte. Man soll die Toten ruhen lassen, weiß ich ja, und mir ist
auch klar, daß Onkel Fred ein großer Mann war, aber, verdammt nochmal, er hat
wirklich im Alter ziemlich seltsame Ideen gehabt. Ist bei Woolworth
reingegangen und hat gesehen, daß ein paar Sittiche Windeln anhatten, und hat
daraufhin 15 000 von den Dingern bestellt.«
    »Von den Sittichen?«
    »Nein, verdammt nochmal, von den
Windeln. Wollt’ er den Tauben anziehen.«
    »Was?« schrie Sarah. »Dolph, willst du
uns ernsthaft weismachen, daß Onkel Frederick allen Tauben im Boston Common
Windeln anziehen wollte?«
    »Hölle auch, natürlich nicht. Er selbst
wollte sie ihnen nicht anziehen, das sollte ich machen. Und da war bei mir
Schluß. Zum Teufel, ich hätte mir ja vielleicht noch ein paar Tonnen Popcorn
schnappen und die verdammten Vögel fangen können, aber was dann? Müssen ja
schließlich gewechselt werden, diese Windeln, oder? Und wer glaubt, daß ich den
Rest meines Lebens im Common rumhängen will und irgendwelchen dämlichen Tauben
den Hintern pudere, der sollte sich das besser nochmal überlegen, und das hab’
ich auch dem Richter erzählt, als ich hingegangen bin, um Onkel Fred für
unmündig erklären zu lassen. Und er hat mir zugestimmt«, fügte Dolph
triumphierend hinzu.
    »Aber Quiffen hat mir ständig mit
diesen 15 000 Windeln in den Ohren gelegen, bis ich ihm gesagt habe, er soll
seinen Mund halten und verschwinden. Seitdem hatte er mich auf dem Kieker.
Wollte mir nicht persönlich unter die Augen kommen, deshalb hat er diesen
Detektiv eingeschaltet. Ich hätte ihm schon gezeigt, daß mit mir nicht gut
Kirschenessen ist. Darauf mußt du gefaßt sein, Mary. Mary Kelling. Klingt gut,
was? Wo zum Teufel hast du bloß mein ganzes Leben lang gesteckt?«
    Während Miss Smith sich ziemlich
aufgeregt von Mr. Bittersohn verabschiedete und Mr. Bittersohn ihr anbot, zu
ihrer Wohnung zu fahren und ihr beim Ausräumen des Zimmers zu helfen, das sie
jetzt nicht mehr benötigte, betrat Mrs. Sorpende das Haus. Die beiden
ehemaligen Stadtstreicherinnen tauschten zuerst erstaunte Blicke aus und
lächelten sich dann freundlich an.
    »Ich freue mich, daß wir offenbar
dieselben Bekannten haben! Ich glaube nicht, daß wir einander schon vorgestellt
worden sind, obwohl ich das Gefühl habe, Sie zu kennen. Ich heiße Theonia
Sorpende.«
    »Und ich bin Mary Smith.«
    »Aber nicht mehr lange«, sagte Dolph
stolz. »Komm schon, Mary. Verdammt nochmal, es ist immerhin ein wichtiges
Ereignis. Ein Mann verlobt sich schließlich nicht jeden Tag.«
    »Wenn du dich mit mir verloben willst,
dann mußt du dir zuerst einmal deine Flüche abgewöhnen.« Mary Smith fing es
richtig an.
    Als sie gingen, verwandelte sich Mrs.
Sorpendes charmantes Lächeln in ein höfliches, amüsiertes Zwinkern. »Ach
herrjeh, offenbar habe ich ihm nichts weiter bedeutet, ich war nur ein
Spielzeug für langweilige Stunden. Wie schön, daß sich die beiden gefunden haben!
Miss Smith ist wirklich eine ausgeprägte Persönlichkeit.«
    »Die muß sie auch sein, wenn sie Dolph
heiraten will«, erwiderte Sarah. »Aber das Zusammenleben mit ihm kann wohl kaum
schlimmer sein als das Herumwühlen in Abfalleimern.«
    »Oh, dann wissen Sie also Bescheid?«
    »Natürlich. Was meinen Sie wohl, wie
ich die Sache mit Ihnen herausgefunden habe? Wir müssen alle versuchen, so gut
wie möglich zu überleben, nicht wahr? Warum flitzen Sie nicht schnell nach oben
und ziehen sich für das Abendessen um? Bitte seien Sie doch so lieb, und tragen
Sie das hübsche Kleid mit dieser hinreißenden roten Mohnblüte, ja? Ich muß
unbedingt zur Abwechslung etwas Farbenfrohes und Fröhliches sehen. Jetzt muß
ich mich aber sputen. Ich bin Chefkoch und stellvertretender Tellerwäscher
hier, falls Sie es noch nicht bemerkt haben, und wir sind mit dem Essen
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