Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Räuber Hotzenplotz

Der Räuber Hotzenplotz

Titel: Der Räuber Hotzenplotz
Autoren: Otfried Preußler
Vom Netzwerk:
blöden Lachen auf, sonst vergesse ich mich!«
    »Aber Zwackelmann, alter Freund, was ist los mit dir?«,
    fragte der Räuber Hotzenplotz. »Warum bist du so schrecklich grantig?«
    »Ich werde dir sagen, was los ist! Der Bursche, den du mir gestern verkauft hast, ist ausgerissen. Er war nicht der dumme Seppel, sondern der Kasperl!«
    »Das habe ich nicht gewusst«, sagte Hotzenplotz. »Aber du bist ja ein großer Zauberer! Warum zauberst du dir den Ausreißer nicht herbei?«

    »Das hätte ich längst getan, wenn ich könnte. Aber ich kann es nicht!«
    »Nein?«, fragte Hotzenplotz.
    »Nein!«, sagte Petrosilius Zwackelmann. »Und warum nicht? Weil du die Zipfelmütze verbrannt hast! Es ist zum Verrücktwerden! Oh, du Gimpel von einem Räuber, du Obergimpel!«
    Hotzenplotz zuckte zusammen.
    »Zwackelmann!«, rief er, »das lasse ich mir nicht bieten, das geht zu weit! Ich – ein Gimpel?! Das wirst du gefälligst zurücknehmen!«
    »Meinst du?« Der große Zauberer fletschte die Zähne und schnackelte mit den Fingern nach seinem Zauberstab. »Wenn ich dich einen Gimpel genannt habe, stimmt das. Ein Mann, ein Wort! – Abrakadabra . . .«
    Er brabbelte einen Zauberspruch und aus Hotzenplotz wurde ein Gimpel: ein richtiger kleiner Gimpel, der ängstlich piepsend und mit den Flügeln schlagend von einem Bein auf das andere hüpfte.
    »Das hast du dir wohl nicht träumen lassen?«, spottete Zwackelmann. »Aber warte, es kommt noch besser!«
    Er schnackelte aus der Luft einen Vogelkäfig herbei. Dann ergriff er den Gimpel und sperrte ihn darin ein.
    »So, mein Bester, da kannst du nun sitzen und drüber nachdenken, was aus dir werden soll. – Jetzt zu dir, Seppel!«
    Seppel hatte mit Zittern und Beben bei der Verwandlung des Räubers Hotzenplotz zugeschaut. Als sich der große Zauberer nun an ihn wandte, fiel ihm das Herz in die Hosen. Gewiss wollte Petrosilius Zwackelmann jetzt auch ihn verzaubern . . .
    Aber er täuschte sich.
    »Kannst du Kartoffeln schalen?«, fragte der große Zauberer.
    »Ja«, sagte Seppel und konnte sich nicht erklären, worauf er mit seiner Frage hinauswollte.
    »Gut so – dann marsch in die Schlossküche! Morgen früh, wenn ich heimkomme, wünsche ich Bratkartoffeln zu speisen. Den Vogelkäfig kannst du dir in der Küche aufhangen, lass dir von Hotzenplotz etwas vorzwitschern bei der Arbeit. Wenn du zwölf Eimer Kartoffeln geschält und klein geschnippelt hast, darfst du dich schlafen legen, aber nicht früher.«
    »Und Sie?«, fragte Seppel.
    »Ich fliege auf meinem Zaubermantel den Kasperl suchen. Der Kerl soll mir nicht durch die Lappen gehen! Ich werde ihn finden, so wahr ich der große Zauberer Petrosilius Zwackelmann bin – und dann mache ich kurzen Prozess mit ihm!«

Zauberer Zwackelmanns Ende

    Um bei der Dunkelheit besser sehen zu können, setzte der große Zauberer Petrosilius Zwackelmann seine Nachtbrille auf. Dann eilte er auf den Schlossturm, bestieg seinen Zaubermantel und sauste los. Doch so scharf er auch Ausschau hielt und so weit er auch flog und umherspähte: Es gelang ihm nicht, Kasperl zu finden.
    Inzwischen war nämlich über der Hohen Heide der Mond aufgegangen. Sogleich hatte unter den Wurzeln der alten Wetterfichte das Feenkraut silbern hervorgeleuchtet und rasch hatte Kasperl ein Büschel davon gepflückt. Nun war er für Petrosilius Zwackelmann unsichtbar, daran änderte auch die Nachtbrille auf des großen Zauberers Nase nichts.
    Das Feenkraut in der rechten Hand und die Hand in der Hosentasche, trat Kasperl den Rückweg an. Zwei-, dreimal geschah es, dass Zwackelmann auf dem Zaubermantel genau über ihn hinwegrauschte. Dann zog Kasperl erschrocken den Kopf ein und duckte sich. Aber auch wenn er sich nicht geduckt hätte, hätte ihn Zwackelmann nicht erspähen können, obgleich er so niedrig flog, dass Kasperl den Luftzug spürte.
    Das Feenkraut machte ihn übrigens nicht nur unsichtbar. Seit er es in der Tasche trug, war er auch nicht mehr müde! Seine Beine liefen wie von selbst und im Morgengrauen erreichte er wohlbehalten das Zauberschloss.
    Das Tor war verschlossen. Kasperl berührte es mit dem Feenkraut, da tat es sich vor ihm auf und er konnte eintreten. Aber in diesem Augenblick hörte er über sich in der Luft ein gewaltiges Sausen und Brausen und als er emporschaute, sah er, dass Zwackelmann eben jetzt auf dem Schlossturm gelandet war. Hoffentlich hatte er keinen Verdacht geschöpft!
    Doch dem großen und bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann war es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher