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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Autoren: Stephen Booth
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Höhlensystem geflüchtet ist?«
    »Ich wüsste nicht, wie, Ben. Aber falls doch, dann wird er schon irgendwo auftauchen.«

    »Eine Möglichkeit gibt es noch. Vielleicht bekommt Neil Moss bald Gesellschaft.«
     
     
    Formationen, Anordnungen oder Arrangements – das waren die Begriffe, mit denen Höhlenforscher die Kalkspatablagerungen in den Höhlen bezeichneten. Irgendwo gab es vielleicht sogar so genannte »Höhlenperlen«, winzige Kalkspat-Kugeln, die in ihrem eigenen Nest lagen. Mansell Quinn erinnerte sich an das fossile Vogelnest mit seinen versteinerten Eiern, das sein Vater ihm gezeigt hatte. Doch hier unten war echtes Gestein, Millionen von Tonnen davon. Vom langsamen Ersticken neuen Lebens konnte keine Rede sein. Hier konnte Leben von einem Augenblick zum nächsten zerquetscht werden.
    Er hielt den Leuchtstab über den Kopf und betrachtete die durchsichtig gelbliche Gesteinsschicht, die den Fels überzog. Sie wurde als Sinterkruste oder Fließstein bezeichnet. Vielleicht war er irgendwann einmal geflossen, vor vielen Jahrtausenden, doch jetzt war er fest und hart und floss nirgendwohin. Wenn er einen Brocken aus der Wand herausmeißelte, würde dann der Kalkspat darüberfließen, um das Loch aufzufüllen? Nicht in einer Million Jahren. Das Loch würde so bleiben, wie es war, und der Brocken würde in seiner Hand zerfallen. Der Sinter hing in großen toten Schichten in der Dunkelheit, unberührt von der Außenwelt. In dieser Tiefe atmete die Höhle nicht mehr.
    Quinn machte einen Schritt zum Rand der schwarzen Leere. Er nahm die Armbrust am Schaft und warf sie in die Dunkelheit. Sie verschwand sofort aus seinem Blickfeld, fiel jedoch lange. Er lauschte geduldig in die Stille hinein, bis die Waffe mit einem entfernten Klatschen auf dem Wasser aufschlug. Dann folgten der Rucksack, die Regenjacke und das blutbefleckte Hemd. Er hatte für diese Dinge keine Verwendung mehr.
    Er dachte an die Pioniere der Höhlenforschung, die damals
in den 1950er-Jahren primitive Taucherausrüstung benutzten und mit beschwerten Stiefeln durch die gefluteten Gänge stapften. In einem Siphon konnte man nicht auftauchen, um Luft zu schnappen. Es gab nur einen Weg nach draußen – den Weg, auf dem man gekommen war. Quinn wusste, dass Panik das Einzige war, worüber man sich in solchen Situationen Sorgen machen musste. Man konnte sterben, ohne irgendetwas falsch gemacht zu haben, aus dem einfachen Grund, weil man in Panik geraten war.
    Er hatte damit gerechnet zu frieren, doch inzwischen war ihm nicht mehr kalt. Die Temperaturen hier unten reichten aus, um neues Leben in das Höhlensystem zu locken: Fledermäuse, Spinnen und Insekten. Einige von ihnen waren allerdings nur zufällig hier, wie er selbst. Sie fielen durch Spalten im Fels herein, wurden von den unterirdischen Flüssen hereingespült oder von dem Wasser, das im Hügel versickerte. Andere folgten einfach der Luftbewegung, dem unwiderstehlichen Atem der Höhle. Sie nahmen die einfachste Route und ließen sich von der Strömung treiben – bis sie feststellten, dass sie sich von ihrem Lebensraum entfernt hatten und von ihrer eigenen Welt abgeschottet waren. Sie waren eingeatmet worden. Und es gab kein Zurück mehr.
    Quinn hob die Arme wie ein Turmspringer über den Kopf. Er spürte, wie die Wunde über seiner Hüfte aufbrach und erneut blutete, doch er ignorierte sie. Schließlich ließ das gelbliche Leuchten nach. Das Licht war fast erloschen.
    Dann tat Mansell Quinn einen letzten Atemzug. Und die Dunkelheit stieg auf, um ihn zu empfangen.

45
    Montag, 19. Juli
     
     
    Simon Lowe konnte wahrlich von Glück reden, dieses Haus bekommen zu haben. Diane Fry hatte keinen Zweifel daran, dass ihn viele Immobilien-Interessenten in North Derbyshire darum beneiden würden.
    Das Haus stand in der Mitte einer traditionellen Häuserreihe in einer Seitenstraße der Meadow Road, die sich in einem der Ortsteile von Edendale befand, in dem die Immobilienpreise noch kein astronomisches Preisniveau erreicht hatten. Die Straße endete an einem Zaun, der den Sportplatz einer Schule umgab. Wie in allen älteren Stadtteilen gab es auch hier kaum Parkplätze.
    Seit Fry am Tag zuvor bei seiner Tante mit Simon gesprochen hatte, schien ein großer Teil seiner Anspannung und Wut gewichen zu sein. Als sie ihn dabei beobachtete, wie er eine Teppichrolle beiseiteräumte, damit sie sich durch den engen Flur ins Haus zwängen konnten, erinnerte sie sich daran, wie ähnlich er und seine Schwester sich
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