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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden
Autoren: Alexandra Sellers
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betrachtete.
    „Warum nicht?" entgegnete sie, da sie ihm auf keinen Fall die Wahrheit gestehen wollte.
    Er war sichtlich verärgert.
    „Ich bin wirklich sicher, es ist nur ein Waschbär", sagte sie beschwichtigend. „Wir müssen uns beeilen, ehe er alles in Stücke reißt. Waschbären können schlimmer sein als Diebe."
    Jalal nickte, schien aber nicht überzeugt.
    „Hast du Angst? Einbrecher hier in der Gegend sind nicht ge walttätig, sie stehlen nur."
    Er schüttelte den Kopf. „Wie oft bist solchen Leuten begegnet, die nur ein Ferienhaus ausrauben wollen?"
    Sie war verblüfft. Allerdings hatte sie ja tatsächlich zu unüberlegt reagiert. Doch das war Jalals Schuld. Wenn er sie zuvor nicht so verwirrt hätte, wäre ihr das wohl nicht passiert. Was sollte sie also machen, wenn es kein Waschbär war? Sie blickte auf seinen Brustkorb, deren Muskeln sich unter dem Polohemd deutlich abzeichneten, und fühlte sich unwillkürlich erleichtert.
    „Ich glaube, Dad hat einmal ein paar Kerle überrascht, aber sie hatte sein Boot gehört und machten sich davon, ehe er angelegt hatte."
    Darauf erwiderte Jalal nichts. Stattdessen schaute er sich im Boot um. „Wo ist das Werkzeug?"
    „Ein paar Sachen sind unter Deck in Schränken und ein paar befinden sich unter der Bank am Heck."
    Jalal wandte sich zum Heck, und Clio fiel nicht zum ersten Mal auf, wie geschmeidig, kraftvoll und zielgerichtet er sich bewegte. Wie ein Panther, dachte sie. Dass er den Tiger als Plakette gewählt hatte, war wirklich passend gewesen, auch wenn er das bestimmt nur getan hatte, um sie zu reizen.
    Inzwischen hatte er mehrere Schränke geöffnet und ein Paddel gefunden, dessen Stiel er abwägend umfasste. Er hob es prüfend an und kehrte zufrieden zum Cockpit zurück, wo er sich neben sie setzte.
    Er verschwendete keine Energie, und es ging keine Nervosität von ihm aus. Er war nur aufmerksam und lauerte wie eine Raubkatze auf den Augenblick, in dem sein voller Einsatz verlangt wurde.
    Gleichgültig was sie antreffen würden, Clio fühlte sich absolut sicher in seiner Gegenwart.
    „Wie sieht es um Solitaire herum aus?" fragte er.
    Sie beschrieb ihm die Umgebung: eine Insel in einem schmalen Fluss, mitten im Waldgebiet.
    Oberhalb der Insel wurde der Fluss unpassierbar. Es gab nur einen Weg, um zur Insel zu gelangen und von ihr wegzukommen. Eine malerische Holzbrücke führte auf die andere Seite, und der Pfad dort erstreckte sich kilometerlang durch den Wald, ehe man das nächste Haus erreichte.
    Schweigend hörte er sich ihre Schilderung an, und sie merkte, dass er sich im Geist ein Bild davon machte. Bemüht, wichtige Kleinigkeiten nicht zu vergessen, beschrieb sie ihm auch die Anlegestelle, den Weg zum Haus und das Umfeld.
    „Hier ist die Flussmündung", sagte sie schließlich.
    „Du bleibst im Boot, bis ich alles überprüft habe, Clio. Lass den Motor laufen. Falls es eine Gefahr gibt, machst du sofort kehrt, wenn ich es dir sage, und suchst deinen Vater oder holst die Polizei. Hast du verstanden?"
    Clio straffte sich. „Du bist hier nicht in deinem Rebellenlager, Prinz Jalal! Und ich bin keiner deiner Anhänger."
    „Nein", erwiderte er ruhig. „Keiner meiner Anhänger wäre so dumm gewesen wie du. Jedenfalls wirst du mir gehorchen. Falls dich jemand gefangen nimmt, kann ich nämlich nichts machen. Wenn sie drohen, dich zu verletzen, müsste ich nachgeben."

4. KAPITEL
    Wegen seiner Form hieß der Fluss „gebogene Nadel". Ein schmaler Streifen Wasser schlang sich wie ein Nadelöhr um die Insel. Am Fuß der Insel hatte er eine so starke Krümmung, dass er aus der Luft wie eine Polsternadel aussah. Hinter der Insel erstreckte sich über mehrere hundert Meter ein schmaler Bach, der wie ein Faden schien, der aus einem Nadelöhr hängt.
    Das Haus lag auf der anderen Seite der Insel. Das Geräusch des Motorbootes wurde vom Laub der Bäume und des Unterholzes stark gedämpft. Clio musste erst um die Biegung fahren und fast die Anlegestelle erreichen, ehe jemand sie hören könnte. Sie näherte sich dem Platz langsam. Der Kanal war nicht abgesteckt, und zu beiden Seiten war das Wasser niedrig.
    Ein kleines Motorboot schaukelte am Anlegesteg im Wasser. Verschiedene Sachen waren am Steg aufgestapelt. Clio sah einen Fernseher, einen Videorecorder und einen Karton. Die Eingangs tür des Ferienhauses war aus den Angeln gehoben. Auch auf der Veranda befand sich Diebesgut.
    Also kein Waschbär. Clio erschrak über die Gefahr, in die sie sich begeben
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