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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
Autoren: Torsten Fink
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verteidigte Brüstung, hinter der sich weitere Männer verbargen. Es waren keine Krieger, aber Jamade hatte nicht vergessen, dass Kapitän Buda die Scholaren mit Waffen versorgt hatte. Sie überlegte einen Augenblick, ob sie die Seekrieger warnen sollte. Wären sie dankbar genug, ihr ein Schiff zur Verfügung zu stellen? Das war ungewiss, und sie entschloss sich zu bleiben, wo sie war. Das war nicht ihr Kampf, und sie hielt es für unsinnig, sich für eine Seite zu entscheiden, solange der Sieger nicht feststand.
    Sie reckte den Hals. Dem Verhalten der Scholaren nach zu urteilen, rechneten diese mit einem Angriff, doch wo steckte der Feind? Erwarteten sie den Angriff möglicherweise von der falschen Seite? Jamade leckte sich über die Lippen und wartete gespannt. Plötzlich ertönte vielstimmiges raues Gebrüll, dann ein dumpfes Stampfen im Takt. Die Westgarther marschierten aus der Finsternis heran. Sie kamen vom Hafen herauf, in einem dichten Pulk, ohne Fackeln. Die ersten drei Reihen schützten sich mit großen, runden Schilden. War das der Hauptangriff? Oder diente er nur zur Ablenkung, und der eigentliche Angriff kam von der Ostseite? Im dunklen Block der Krieger rief ein Mann Anweisungen, dessen Stimme Jamade sofort erkannte: Es war Prinz Askon! Wusste sein Vater nichts von den Ereignissen auf der Ebene? Ihr Führer Garwor musste es doch berichtet haben. Wieso durfte er dennoch diese Krieger kommandieren?
    Askon war ein Mann von sehr zweifelhafter Ehre, und er hatte ihnen an der Brücke aufgelauert, um sich skrupellos mit Gewalt zu nehmen, was Ela ihm verweigert hatte. Und auch die schöne Aina hätte nichts Gutes von ihm zu erwarten gehabt. Und dann dachte sie plötzlich, dass Askon vielleicht genau der Mann war, den sie brauchte. Sie reckte sich und versuchte, ihn in der Dunkelheit zu entdecken. Es wäre fatal, wenn er sich hier umbringen ließ. Sie war drauf und dran, die Westgarther doch noch zu warnen, aber gerade jetzt brüllten die Krieger ihren Schlachtruf und stampften weiter. Es waren vielleicht vierzig Mann, und in den hinteren Reihen führten sie Leitern mit. Jamade schüttelte den Kopf. Warum schickten sie dem Angriff keinen Hagel von Pfeilen voran? Warum waren keine Schützen oder wenigstens Späher auf den Mauern? Es war sicher nicht leicht, hier heraufzukommen, aber doch auch nicht unmöglich. Sollte das da etwa ein Überraschungsangriff werden? Dazu rückten die Krieger viel zu langsam vor. Dieser Marsch im Schildwall war keine schlechte Taktik, wenn man sich vor Bogen- oder Armbrustbeschuss schützen musste, aber Jamade hatte gesehen, was Kapitän Buda den Scholaren mitgebracht hatte. Ihre altmodischen Holzschilde würden den Westgarthern nicht viel nützen.
    Eine helle Stimme am Tor erteilte einen Befehl. Einige Köpfe tauchten auf, und im schwachen Schein der Kohlefeuer blinkte Metall. »W artet noch!«, rief die Stimme von Ghula Mischitu.
    Die Westgarther stampften heran, brüllten furchterregend, schlugen mit Schwertern und Äxten auf ihre Schilde und hielten sich dicht aneinandergedrängt. Jetzt hoben sie die Schilde an, um Kopf und Leib zu schützen. Endlich kamen von irgendwo weiter hinten ein paar Pfeile auf die Mauern zugeflogen. Aber die Schützen, die Jamade im Nachbarhaus gesehen hatte, schienen noch warten zu wollen– oder lag das Tor außerhalb ihres engen Schussfeldes? Die Scholaren zogen die Köpfe ein, und es sah nicht aus, als sei einer von ihnen getroffen.
    »J etzt!«, kommandierte die Ghula.
    Auf dem Wehrgang glommen Funken auf, und dann zündeten die schweren Büchsen mit lautem Knall. Jamade duckte sich unwillkürlich, obwohl sie weit aus der Schusslinie war.
    Die Westgarther hatten dieses Glück nicht. Dicht gedrängt boten sie ein Ziel, das man nicht verfehlen konnte. Die Kugeln durchschlugen ihre Schilde, rissen blutige Bahnen durch menschliches Fleisch und streckten drei oder vier Männer nieder. Der Schildwall wankte wie von einer Keule getroffen, seine Reihen gerieten in Unordnung, Schilde sanken, und dann sirrten Armbrustbolzen und Pfeile in das Knäuel dunkler Leiber, die sich beinahe schutzlos auf der Straße drängten. Helle, durchdringende Jubelschreie ertönten aus den Reihen der Scholaren. Offenbar waren auch Frauen unter den Schützen.
    Der Vormarsch der Westgarther stockte. Hinten brüllte Prinz Askon, dass sie weiter angreifen sollten, doch sie gehorchten nicht. Die Vorderen wichen zurück, die hinteren Reihen ließen die Leitern fallen und wandten sich
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