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Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition)

Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition)

Titel: Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition)
Autoren: Joseph Stiglitz
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ankämpfen.
    Die Globalisierungsbefürworter sollten einsehen, dass es sogar in ihrem Interesse ist, der Globalisierung Zügel anzulegen. Denn wenn die Globalisierung nicht in wohlgeordneten Bahnen verläuft, besteht das
sehr reale Risiko eines Rückfalls in Protektionismus oder andere Formen der Beggar-thy-neighbour -Politik, die darauf hinausläuft, dass durch hohe Exportüberschüsse auch Arbeitslosigkeit exportiert, der Nachbar »an den Bettelstab« gebracht wird.
    Die Vereinigten Staaten können einige konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Globalisierung in einer Weise neu auszurichten, die weltweit für mehr Gerechtigkeit und Effizienz sorgen wird. So fördert etwa das geltende US-Steuerrecht, demzufolge (internationale) Gewinne von US-Aktiengesellschaften erst dann zu versteuern sind, wenn sie ins Inland transferiert werden, die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Unser globales Wettbewerbssystem ermuntert Unternehmen, ihre Standorte nicht nach Maßgabe einer Optimierung ihrer globalen Effizienz, sondern nach den niedrigsten Steuersätzen auszuwählen; dass sich Unternehmen so verhalten, mag verständlich sein, da der Steuerwettbewerb ihren Nachsteuer-Gewinn erhöht, aber dieser Unterbietungswettstreit verzerrt die Weltwirtschaft und untergräbt die Fähigkeit der Staaten, Kapital angemessen zu besteuern. Die Vereinigten Staaten zum Beispiel könnten Unternehmen, die auf ihrem Hoheitsgebiet geschäftlich aktiv sind, nach der vollen Höhe ihres Gewinns, den sie mit ihrem Umsatz in den Vereinigten Staaten erzielen, besteuern, unabhängig davon, wo diese Unternehmen produzieren. 13

Ein neuer Gesellschaftsvertrag
    Kollektives Handeln von Arbeitnehmern und Bürgern unterstützen . Die Spielregeln wirken sich auf die Verhandlungsstärke der verschiedenen Beteiligten aus. Wir haben Spielregeln geschaffen, die die Verhandlungsposition der Arbeiter gegenüber dem Kapital schwächen, und dies führte dazu, dass sich die Lage der Arbeiter verschlechterte. Der Mangel an Arbeitsplätzen und die strukturellen Asymmetrien im Globalisierungsprozess lösten einen Wettbewerb um Arbeitsplätze aus, bei dem die Arbeitnehmer verloren und die Kapitaleigner gewannen. Unabhängig davon, ob dies das Ergebnis einer zufälligen Entwicklung oder einer gezielten Strategie ist, müssen wir den Tatbestand anerkennen und das Ruder herumreißen. Eine Gesellschaftsordnung und ein Regierungssystem,
die dem Gemeinwohl dienen – in Einklang mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit, des Fairplay und der Chancengleichheit –, erhalten sich nicht von selbst aufrecht. Jemand muss sich darum kümmern. Andernfalls werden unsere Regierung und unsere Institutionen von Sonderinteressen vereinnahmt. Zumindest brauchen wir Gegenmächte. Doch unsere Gesellschaft und unser politisches System sind aus dem Gleichgewicht geraten. Alle von Menschen geschaffenen Institutionen sind fehlbar; alle haben ihre Schwächen. Niemand käme auf die Idee, Großunternehmen deshalb abschaffen zu wollen, weil viele von ihnen ihre Mitarbeiter ausbeuten oder die Umwelt schädigen oder sich wettbewerbswidrig verhalten. Vielmehr erkennen wir die Gefahren, regulieren den entsprechenden Sektor, versuchen Verhaltensänderungen zu bewirken – auch wenn wir wissen, dass uns dies niemals hundertprozentig gelingen wird. Aber diese Eingriffe können immerhin das Verhalten verbessern .
    Gewerkschaften treten wir jedoch vollkommen anders gegenüber. Sie werden verunglimpft, und in vielen Bundesstaaten gibt es unverhohlene Bestrebungen, sie weiter zu schwächen, während die wichtige Rolle negiert wird, die sie als Korrektiv zu anderen Sonderinteressen und als Verteidigerinnen jener grundlegenden sozialen Absicherung spielen, die unabdingbar ist, wenn Arbeitnehmer Veränderungen akzeptieren und bereit sein sollen, sich an den Wandel der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen. 19
     
    Positive Diskriminierung, um das Erbe der Diskriminierung zu überwinden . Eine der ärgerlichsten – und am schwersten auszumerzenden  – Ursachen der Ungleichheit ist Diskriminierung, sowohl die fortdauernde Diskriminierung der Gegenwart als auch die Altlasten vergangener Diskriminierung. In verschiedenen Ländern nimmt die Diskriminierung unterschiedliche Formen an, aber fast überall gibt es Rassen- und Geschlechterdiskriminierung. Von sich aus beseitigen Marktkräfte diese Benachteiligung nicht. Wir haben gesehen, wie die Marktkräfte, zusammen mit sozialen Kräften, Diskriminierung
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