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Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe
Autoren: Jonathan Kellerman
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dann zu Boden.
    Der immer noch summende Laser war ihm aus der Hand geglitten. Der rote Strahl richtete sich auf die Kleider in der Ecke. Setzte sie in Brand. Drang durch die Kleidung und traf auf die Wand aus Stein, an der er zischte, spuckte und erstarb.
    Nein, nicht von selbst. Eine große Hand hatte das Kabel herausgerissen.
    Es wurde still.
    Jeremy lief hinüber zu Angela und drehte sie um.
    Erblickte das Gesicht einer Fremden.
    Detective Bob Doresh zog ihn am Arm hoch. »Doktor, Doktor, als ich Ihnen gefolgt bin, hätte ich nie gedacht, dass es so interessant werden würde.«

53
    Als er um Mitternacht in einem zivilen Einsatzwagen, der nach Kartoffelchips roch, aufs Polizeirevier fuhr, sagte Bob Doresh: »Ich bin ein ziemlich guter Schütze, was? Ich hab Ihnen doch gesagt, dass die Zeit beim Militär nicht vergeudet ist.«
    »Wo ist Angela?«, fragte Jeremy.
    »Trotzdem«, sagte Doresh, »weiß man nie, wie man reagiert, wenn der Ernstfall eintritt. Ich arbeite jetzt seit dreiundzwanzig Jahren bei der Polizei, und es ist das erste Mal, dass ich das verdammte Ding abfeuern musste. Man sagt, dass es eine traumatische Erfahrung sein kann, jemanden zu töten, selbst wenn es gerechtfertigt war. Ich muss sagen, dass es mir im Augenblick ziemlich gut geht. Glauben Sie, ich werde später Hilfe brauchen, Doc?«
    »Wo ist Angela?«
    Doresh hatte eine Hand am Steuer. Die andere lag auf der Rückenlehne. Er fuhr langsam und selbstsicher. Während all die Polizeibeamten, die Spurensicherungsexperten und die Mitarbeiter des Gerichtsmediziners angerückt waren, hatte er Jeremy auf der Herrentoilette des Tivoli Arms versteckt. Ein uniformierter Cop hatte Wache gestanden, stumm wie Renfrew.
    Niemand hatte mit ihm geredet.
    »Ich habe Sie etwas gefragt, Detective.«
    »Okay«, erwiderte Doresh, »dann sage ich Ihnen mal, wie es um Dr. Rios steht. Alles der Reihe nach: Sie ist in Sicherheit, hat mit meinem Partner Steve Hoker als Leibwächter die ganze Zeit in ihrer Wohnung gesessen. In Schutzhaft, wenn Sie so wollen.«
    »
Sie
haben sie von der Station weggeholt?«, fragte Jeremy.
    »Das ist der zweite Punkt, Doc. Meine Motivation. Steves und meine. Wir haben sie aus dem Krankenhaus rausgeholt, weil wir mit ihr über Sie reden wollten. Wir hielten Sie für gefährlich – okay, wir haben uns geirrt, aber angesichts der Art, wie Sie sich benommen haben … besonders gestern in der Kapelle.« Er zuckte mit den Achseln. »Ganz allein in einem Motelzimmer zu sitzen. Das ist ein bisschen … komisch, finden Sie nicht auch? Ich meine, ich verstehe jetzt, Sie haben diesen anderen Typ beobachtet, aber sehen Sie es mal aus meiner Perspektive.«
    »Sie haben ihr gesagt, dass ich ein psychopathischer Mörder bin?«
    Doresh fasste sich an die Schläfe und nahm den Fuß ein wenig vom Gas. Die Nacht war frisch und klar, und die Heizung des zivilen Einsatzwagens war überraschend leistungsstark. »Wir haben in ihrem Interesse gehandelt.«
    »Danke.«
    Doresh warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Meinen Sie das sarkastisch?«
    »Nein, das meine ich ernst. Danke. Sie waren auf ihre Sicherheit bedacht. Danke, dass Sie sie beschützt haben.«
    »Okay … gern geschehen. Und entschuldigen Sie, dass ich kurz gezweifelt habe, aber machen wir uns nichts vor, Sie können ziemlich sarkastisch sein.«
    »Ich hatte gewisse Anflüge.«
    »Die hatten Sie«, sagte Doresh. »Aber es ist ja nichts Schlimmes passiert. Es war niemals persönlich, nicht wahr? Am Ende standen wir beide auf der gleichen Seite.«
    »Das ist wahr.«
    Doresh lächelte und streckte sein großes Kinn vor. »Der Unterschied bestand darin, dass ich meine Arbeit getan habe, während Sie … improvisiert haben.«
    »Soll ich mich jetzt dafür entschuldigen?«
    »Da treten wir uns ja schon wieder gegenseitig vors Schienbein. Muss irgendwie daran liegen, dass wir … grundverschiedene Charaktere haben. Nee, keine Entschuldigung erforderlich. Sie haben sich ein bisschen mitreißen lassen. Am Ende hat es prima hingehauen. Besser als prima – hey, Doc, Ihre Hände zittern ja ganz schön. Wenn wir ankommen, mach ich Ihnen zuerst mal einen Kaffee – meiner ist um Klassen besser als Ihrer. Mein Partner Steve Hoker bringt Dr. Rios vorbei, damit Sie sich sehen können. Ich hab ihm erkärt, was Sache ist. Sie wird keine Angst vor Ihnen haben.«
    »Sie hatte Angst vor mir?«
    »Bei den Sachen, die ich ihr erzählt habe? Sicher, sie ist fast gestorben vor Angst. Und ich entschuldige mich nicht
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