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Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner
Autoren: John Grisham
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ist.
    Er rief Eva jeden Nachmittag zwischen vier und sechs Uhr an. Jeden Tag. Sieben Tage die Woche.
    Keine Ausnahmen, sofern keine geplant waren. Er wusste tief im Inneren seines wie wild schlagenden Herzens, dass sie das Geld inzwischen transferiert und an mindestens zwei Dutzend Stellen überall in der Welt sicher versteckt hatte. Er selbst wusste nicht, wo das Geld war.
    Aber würden sie ihm das glauben?
    Die Tür öffnete sich, und zwei oder drei Leute verließen das Zimmer. Die Aktivitäten rings um seine Folterbank aus Sperrholz flauten ab. Dann war mit einem Mal alles still. Er öffnete die Augen und sah, dass der Tropf verschwunden war.
    Guy blickte auf ihn herab. Er ergriff eine Ecke des silbrigen Isolierbandes über Patricks Mund und zog es behutsam ab, so dass Patrick sprechen konnte, wenn er wollte.
    »Danke«, sagte Patrick.

    Linker Hand erschien abermals der brasilianische Arzt und stach eine Kanüle in Patricks Arm. Die Spritze war groß und enthielt nichts als gefärbtes Wasser, aber woher sollte Patrick das wissen?
    »Wo ist das Geld, Patrick?« fragte Guy.
    »Ich habe kein Geld«, erwiderte Patrick. Sein Kopf schmerzte, weil er auf das Sperrholz gepresst wurde. Das straff gespannte Plastikband auf seiner Stirn brannte. Er hatte sich seit Stunden nicht bewegt.
    »Sie werden es mir sagen, Patrick, ich verspreche Ihnen, dass Sie es mir sagen werden. Sie können es gleich tun oder in zehn Stunden, wenn Sie halbtot sind. Machen Sie es sich leicht.«
    »Ich will nicht sterben, okay?« sagte Patrick mit angsterfüllten Augen. Sie werden mich nicht umbringen, sagte er sich.
    Guy ergriff ein kleines, in seiner Schlichtheit um so hässlicher wirkendes Gerät, das neben Patrick auf der Sperrholzplatte gelegen hatte, und hielt es ihm vors Gesicht. Es war ein Chromhebel mit einer schwarzen Gummispitze, auf einem kleinen, quadratischen schwarzen Block montiert, von dem zwei Drähte ausgingen. »Sehen Sie sich das an«, sagte Guy, als ob Patrick eine andere Wahl gehabt hätte.
    »Wenn der Hebel oben ist, ist der Stromkreis unterbrochen.« Guy nahm die Gummispitze zwischen Daumen und Zeigefinger und senkte sie langsam herab. »Aber wenn er sich nach unten bewegt, wird der Stromkreis geschlossen, und der Strom fließt durch die Drähte zu den an Ihrer Haut befestigten Elektroden.« Er stoppte den Hebel ein paar Millimeter vom Kontakt entfernt. Patrick hielt den Atem an. Das Zimmer war still.
    »Möchten Sie erleben, was passiert, wenn …?« fragte Guy.
    »Nein.«
    »Also, wo ist das Geld?«
    »Ich weiß es nicht. Ich schwöre es.«
    Dreißig Zentimeter von Patricks Gesicht entfernt schob Guy den Hebel bis zum Kontakt. Der Schock kam übergangslos und war grauenhaft - heiße Stromstöße jagten in Patricks Fleisch. Durch seinen Körper ging ein Ruck, und die Nylonseile strafften sich. Er kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen, fest entschlossen, nicht zu schreien, gab es aber Sekundenbruchteile später wieder auf und stieß einen durchdringenden Schrei aus, der in der ganzen Hütte zu hören war.
    Guy zog den Hebel zurück, wartete ein paar Sekunden, bis Patrick wieder einigermaßen normal atmete und seine Augen öffnete, dann sagte er: »Das war der erste Grad, der schwächste. Ich habe fünf Grade, und ich werde sie alle benutzen, falls es erforderlich sein sollte. Acht Sekunden des fünften Grades töten Sie, und mir würde es nichts ausmachen, Sie sterben zu sehen, wenn es sich als nötig erweisen sollte. Hören Sie mir zu, Patrick?«
    Sein Fleisch brannte immer noch von der Brust bis zu den Knöcheln. Sein Herz raste wie verrückt, und er atmete flach, aber stoßweise aus.
    »Hören Sie mir zu?« wiederholte Guy.
    »Ja.«
    »Ihre Lage ist im Grunde sehr einfach. Sie sagen mir, wo das Geld ist, und Sie verlassen dieses Zimmer lebend. Irgendwann bringen wir Sie nach Ponta Porä zurück, und Sie können dort weiterleben wie bisher. Wir haben nicht die Absicht, das FBI zu informieren.« Guy machte um des Effekts willen eine Pause und spielte sachte mit dem Chromhebel. »Wenn Sie sich dagegen weigern sollten, mir zu sagen, wo das Geld ist, werden Sie dieses Zimmer nicht lebend verlassen. Haben Sie das verstanden, Patrick?«
    »Ja.«
    »Gut. Wo ist das Geld?«
    »Ich schwöre, ich weiß es nicht. Wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen sagen.«
    Guy drückte wortlos den Hebel herunter, und der Stromstoß traf ihn wie kochende Säure. »Ich weiß es nicht!« schrie Patrick gequält. »Ich schwöre, ich
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