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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder
Autoren: Helene Tursten
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diesen Bomben oder dem Mord an dem Papa von Knecht zu tun! Wir brauchen den Kies, um Geschäfte zu machen. Und sonst war da nichts.«
    »Und da war so ein Bildchen, das euch die fünfhunderttausend einbringen sollte, oder?«
    Ein leises Rascheln war zu vernehmen. Und dann konnte man deutlich hören, wie Lillis tief nach Luft schnappte, bevor er fauchte: »Woher zum Teufel habt ihr das? Dieses Arschloch hat doch gesagt, er würde sie verbrennen!«
    »Wie es aussieht, hat er das wohl nicht. Warum hat Richard von Knecht nicht bezahlt?«
    Das Murmeln verstummte. Dann ertönte es laut und deutlich: »Weil seine verfluchte Schweinefratze nicht zu sehen war. Wir konnten nicht beweisen, dass er es war.«
    »Und deshalb habt ihr versucht, stattdessen Henrik von Knecht zu erpressen?«
    »Eine saublöde Idee. Aber wir waren unter Zeitdruck. Wir hätten lieber eine Bank ausrauben sollen!«
    Da stellte Andersson das Band ab. Irene meinte vor sich hin lachend: »Ich kann mir die Diskussion zwischen den Cousins lebhaft vorstellen.«
    »Ich auch. Ich habe noch gefragt, wann sie an Henrik von Knecht herangetreten sind. Lillis war sich da nicht ganz sicher, weil Bobo den Part übernommen hatte. Aber wahrscheinlich an einem Donnerstag. Das muss zwei Tage vor dem Fest von Sylvia und Richard gewesen sein, ihrer Feier des dreißigjährigen Krieges. Und am Freitag hat Henrik die Bombe installiert, wenn alles so ablief, wie wir es uns denken.«
    »Eigentlich genial. Wenn er Glück gehabt hätte, wären sein Vater und Bobo Torsson gleichzeitig in die Luft geflogen! Daraus wurde ja nun nichts, aber man kann nachvollziehen, wie Henrik dachte. Er wusste, dass er seinen Erpressern nicht die geforderte Summe zahlen konnte. Und durch die Bilder erfuhr er gleichzeitig von dem Verhältnis zwischen Richard und Charlotte. Wenn die Bombe von Richard ausgelöst worden wäre, hätte Henrik mindestens eines seiner Probleme gelöst gehabt. Und im besten Fall sogar zwei.«
    »Warum wollte Henrik überhaupt bezahlen? Seine Rache hätte auch darin bestehen können, alle Welt die Bilder sehen zu lassen, auf denen seine untreue Frau und sein sexgeiler Vater zu sehen waren.«
    »Wahrscheinlich sorgte er sich um den Ruf der Familie. Und Sylvia wäre zusammengebrochen!«
    »Bleibt noch der Mord an Richard von Knecht.«
    »Damit fängt alles an und damit hört alles auf. Und diese letzte Nuss werden wir auch noch knacken.«
    »Noch was. Jonny hat Charlottes Telefon am Sonntag abgehört. Nach Lillis Besuch hat sie einmal telefoniert. Sie hat einen Tisch in der Brasseri Lipp bestellt.«
    Andersson beugte sich nach unten und zog die unterste Schreibtischschublade auf. Gedämpft sagte er: »Hier sind die Fotos von der Pathologie, die du haben wolltest. Grauslich. Er ist zwar ein Mörder und Brandschatzer, aber trotzdem bleibt die Frage, ob er das verdient hat. Er hatte ja keinen heilen Knochen mehr im Leib. Man hätte ihn zum Chopsuey-Tagesgericht beim nächsten Chinesen verwenden können. O Scheiße!«
    Irene nahm die Bilder und schob sie in einen Hauspostumschlag, zusammen mit den anderen Bildern, die sie morgens vom Labor bekommen hatte.
    Um halb neun ging Irene in den Verhörraum, in dem Jonny mit Charlotte saß. Jonny liebte die ganze Inszenierung. Er konnte seine Paraderolle spielen, den ekligen Polizisten. Da es eine Sünde wäre, einen begnadeten Schauspieler bei seinem Auftritt zu stören, setzte Irene sich zunächst passiv in die Ecke und machte sich unsichtbar. Es würde schon der Zeitpunkt für ihren Auftritt kommen. Die Entwicklung des Verhörs würde ihn bestimmen. Nichts durfte schief gehen. Charlotte war zwar nicht übermäßig intelligent, aber sie war gerissen und nur auf sich selbst bezogen. Das waren gefährliche Eigenschaften in einem schönen Körper. Sie ignorierte Irenes Ankunft im Zimmer und konzentrierte sich voll und ganz auf Jonny. Die Türkise schimmerten feucht, und sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Vorsichtig, um nicht den Lippenstift wegzuwischen. Verärgert stellte Irene fest, dass sie es geschafft hatte, die Kontaktlinsen einzusetzen und Make-up aufzulegen. Es duftete schwer nach Cartier im Zimmer. Charlotte legte den Kopf schräg und zwinkerte Jonny türkis zu.
    »Bitte, mein Lieber, ich möchte meinen Anwalt, und außerdem brauche ich auch gar nicht auf diese widerlichen Fragen zu antworten. Ich weiß sowieso nichts! Und ich brauche ein Frühstück. Ich bin schwanger«, fügte sie erklärend hinzu.
    Jonny zeigte seine
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