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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder
Autoren: Helene Tursten
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sie zur Lucia in unserer Klasse gewählt haben? Mich! Die fanden das saustark mit einer glatzköpfigen Lucia! Weißt du nicht, wo wir letztes Jahr die Lucia-Krone hingelegt haben?«
    »War da nicht ein Kurzschluss drin?«
    »Nein, nein. Das war in Katarinas Fensterleuchter. Was meinst du, sollte ich den Kopf noch mal rasieren? Ich meine, der Witz ist ja dabei, dass ich glatzköpfig bin!«
    »Nein. Bitte, liebe Jenny, nicht!«
    »O Mann, was bist du immer so meckrig, wenn du von der Arbeit kommst. Dauernd müde und schlecht gelaunt!«
    Sauer warf Jenny hinter sich die Tür zu ihrem Zimmer zu. Resigniert schaute Irene zu der geschlossenen Tür im ersten Stock. Jenny hatte ja Recht. Immer war sie müde und schlecht gelaunt, wenn sie nach Hause kam. Frisch und energisch musste sie oft genug bei ihrer Arbeit sein. Da gab es keine Reserven mehr, wenn sie bei ihrer Familie war.
    Jenny machte die Tür wieder auf.
    »Vielleicht wird deine Laune ja besser, wenn du das Paket im Wohnzimmer aufmachst. Es ist schon vor einer Weile mit einem Kurier gekommen. Und außerdem hättest du mir wenigstens gratulieren können! Nicht einmal Katarina hat es jemals geschafft, die Lucia in der Klasse zu werden!«
    »Herzlichen Glückwunsch, mein Schätzchen.«
    Das sagte sie schon wieder zu einer geschlossenen Tür. Mit einem Seufzer ging sie ins Wohnzimmer. Sofort kam ihr der Gedanke: eine Bombe. Sie hatte sich gewiss genügend Schwierigkeiten mit den Hell’s Angels eingehandelt und war sich durchaus bewusst, wozu diese in der Lage sein konnten, wenn sie die Wahrheit erfuhren.
    Das Paket war groß und flach. Absender Mona Söder, Stockholm.
    Sie nahm den fertig gerahmten Miró-Druck von der Wand.
     
    Zwei große gelbe Schmetterlinge mit schwarzer Zeichnung auf den Flügeln flogen über eine atemlose Landschaft, mit einem funkelnden Wasserlauf unten im Tal und blau getönten Bergen in der Ferne. Im Vordergrund waren hübsche Wiesenblumen zu sehen. Die blauen Vergissmeinnicht dominierten, aber es gab auch Tupfer von weißen und rosa Blumen, die sie zwar kannte, aber deren Namen sie nicht wusste. Sie kamen dem Betrachter so nahe, dass man das Gefühl hatte, man läge auf dem Bauch zwischen den Wiesenblumen und schaute über den Felsrand hinunter in das Tal, auf die beiden prachtvollen Schmetterlinge. Der Himmel war nicht blau, sondern ein silberweißes Gewölbe über den Bergen, das ein kräftiges Licht verbreitete, das an den Rändern in warmrosa Töne überging. Das waren weder Sonne noch Mond. Das war das Licht an sich.
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