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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao
Autoren: Jack Vance
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wurden in mit Ballast beschwerte Schläuche gesteckt, und dann stieß man sie in die stille See. Sie schlugen auf dem Wasser auf und versanken.
    Zwanzig Minuten später wurde auf Befehl des Ayndor-Seniors die Leiche Aiellos herbeigebracht, die Füße beschwert und ohne jegliches Zeremoniell ebenfalls in die Tiefe geworfen.
    Als die Sonne am Horizont im Meer zu versinken begann, schritt Bustamonte nervös auf der Terrasse hin und her.
    Lord Palafox saß in der Nähe. Am Ende der Terrasse stand ein Mamarone, den Feuerblitzer auf Palafox gerichtet, um einem etwaigen Angriff zuvorzukommen.
    Bustamonte blieb abrupt vor Palafox stehen. »Meine Entscheidung war weise, daran zweifle ich nicht.«
    »Welche Entscheidung?«
    »Die die Merkantilen betraf.«
    »Es dürfte die Handelsbeziehungen mit Merkantil erschweren«, gab Palafox zu bedenken.
    »Pah! Was zählen Menschenleben bei ihnen, solange sie verdienen können? Außerdem waren diese Kerle Betrüger. Sie haben es nicht besser verdient.«
    »Zudem«, sagte Palafox bedächtig, »folgte dem Verbrechen eine gebührende Strafe, die vollzogen wurde, ohne die Bevölkerung unnötig in Unruhe zu versetzen.«
    »Der Gerechtigkeit ist Genüge getan!« erklärte Bustamonte steif.
    Palafox nickte. »Der Zweck der Gerechtigkeit ist schließlich, andere davon abzuhalten, ähnliche Verbrechen zu verüben.«
    Bustamonte wirbelte auf dem Absatz herum und rannte erneut auf der Terrasse auf und ab. »Es stimmt, daß ich zum Teil aus dieser Überlegung heraus handelte.«
    Palafox schwieg.
    »Unter uns gesagt«, fuhr Bustamonte fort, »gebe ich zu, daß die Beweismittel auf einen anderen deuten. Das Hauptproblem besteht nach wie vor.«
    »Und welches Problem meinen Sie?«
    »Was mache ich mit Beran?«
    Palafox strich sich über das schmale Kinn. »Die Frage muß aus ihrer maßgebenden Perspektive betrachtet werden.«
    »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht.«
    »Wir müssen uns fragen, ob Beran tatsächlich den Panarchen getötet hat.«
    »Zweifellos!« beteuerte Bustamonte mit Vehemenz.
    »Was wäre sein Motiv?«
    Bustamonte zuckte die Schultern. »Aiello hatte keine väterlichen Gefühle für den Jungen. Es ist nicht einmal sicher, ob er das Kind gezeugt hat.«
    »Oh, wirklich?« murmelte Lord Palafox. »Und wer könnte dann der wirkliche Vater sein?«
    Wieder zuckte Bustamonte die Schultern. »Die Göttliche Petraia war nicht gerade wählerisch. Aber bedauerlicherweise werden wir die Wahrheit nie erfahren, denn vor etwa einem Jahr ordnete Aiello ihre Subaquäation an. Beran war vor Kummer untröstlich – vielleicht liegt darin die Ursache des Verbrechens.«
    »Sie halten mich doch nicht wirklich für einen Dummkopf?« fragte Palafox mit einem merkwürdigen Lächeln.
    Bustamonte blickte ihn verwirrt an. »Wa-as – was wollen Sie damit sagen?«
    »Die Ausführung des Verbrechens verlief genau nach Plan. Das Kind handelte sichtlich unter hypnotischem Zwang. Seine Hand wurde von einem berechnenden Gehirn gelenkt.«
    »Meinen Sie?« Bustamonte runzelte die Stirn. »Und wem könnte dieses ›berechnende Gehirn‹ gehören?«
    »Warum nicht dem Ayudor-Senior?«
    Bustamonte blieb stehen und stieß ein kurzes hartes Lachen aus. »Ein wahrhaft phantastischer Gedanke! Könnten nicht Sie es gewesen sein?«
    »Ich profitiere nichts durch Aiellos Tod«, erklärte Palafox. »Er bat mich aus einem ganz bestimmten Grund hierher. Jetzt ist er tot, und Ihre Politik strebt in eine andere Richtung. Ich werde hier nicht mehr gebraucht.«
    Bustamonte hob die Hand. »Nicht so eilig. Heute ist nicht gestern. Die Merkantilen, wie Sie selbst andeuteten, könnten möglicherweise Schwierigkeiten machen. Vielleicht überlegen Sie es sich, ob Sie nicht mir mit Rat und Tat zur Seite stehen wollen, wie Sie es für Aiello beabsichtigten?«
    Palafox stand schweigend auf. Die Sonne versank mit orangem Glühen in der See. Ein flackernder Streifen reinen Grüns verzauberte kurz den Horizont, wandelte sich in tiefes Blau, und die Sonne war verschwunden.
    Mit harter Stimme erklärte Bustamonte: »Beran muß sterben. Die Tatsache des Vatermords steht fest.«
    »Ihre Reaktion scheint mir übertrieben«, bemerkte Palafox milde. »Ihre Heilmethoden sind schlimmer als die Krankheit.«
    »Ich handle, wie ich es für notwendig erachte«, brauste Bustamonte auf.
    »Ich werde Ihnen die Sorge um das Kind abnehmen«, erklärte Palafox. »Beran kann mich nach Breakness begleiten.«
    Bustamonte betrachtete Palafox mit gespieltem Staunen.
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