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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht
Autoren: Poul Anderson
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ver­blen­det“, sag­te der Hin­du ent­schie­den. „Sie sieht die Wahr­heit nicht mehr. Ich selbst ha­be die Fä­hig­keit ver­lo­ren, einen klei­nen Teil des Ab­so­lu­ten zu schau­en, die ich ein­mal be­saß, ob­wohl ich im­mer­hin weiß, daß sie ver­lo­ren ist.“
    „Was Sie mei­nen“, er­wi­der­te Man­del­baum kalt, „ist, daß Ihr Ver­stand für Sie zu kraft­voll und zu scharf ge­wor­den ist, um in die Art von Tran­ce zu fal­len, die Ih­re ei­ge­ne Art von Welt­flucht war, nach der Sie aber im­mer noch großes Ver­lan­gen ha­ben.“
    Der Hin­du zuck­te ver­ächt­lich die Ach­seln.
    Gru­ne­wald blick­te Co­rinth an. „Ich dach­te, du seist mein Freund, Pe­te“, flüs­ter­te er. „Und nach dem, was die Ver­än­de­rung dei­ner Frau an­ge­tan hat, dach­te ich, du wür­dest ver­ste­hen, was …“
    „Er hat hier­mit nichts zu tun ge­habt“, er­klär­te Hel­ga, wäh­rend sie vor­trat und Co­rinths Arm er­griff. „Ich bin es, die euch auf die Schli­che ge­kom­men ist, Gru­ne­wald. Pe­te hat uns heu­te nacht nur in sei­ner Ei­gen­schaft als Phy­si­ker be­glei­tet, um sich eu­re Ap­pa­ra­te an­zu­se­hen und sie für et­was Nütz­li­che­res zu ret­ten. Be­schäf­ti­gungs­the­ra­pie – o Pe­te, Pe­te, es hat dir so weh ge­tan!“
    Co­rinth schüt­tel­te den Kopf und sag­te mit ei­ner kon­trol­lier­ten Wut, die neu für ihn war: „Es ist nicht nö­tig, daß du Ent­schul­di­gun­gen für mich fin­dest, Hel­ga. Ich hät­te das hier auch al­lein ge­tan, Gru­ne­wald, wenn ich ge­wußt hät­te, was du planst. Denn: was wür­de aus Shei­la wer­den, wenn wie­der die al­ten Zu­stän­de herrsch­ten?“
    „Ihr wer­det al­le ge­heilt wer­den“, sag­te Man­del­baum. „Eu­re Fäl­le sind nicht all­zu ernst, und ich glau­be, die neu­en psych­ia­tri­schen Tech­ni­ken wer­den euch ziem­lich schnell ku­rie­ren.“
    „Ich wür­de lie­ber ster­ben“, sag­te der Aus­tra­lier.
    Man­zel­li wein­te noch im­mer, das Schluch­zen schüt­tel­te sei­nen Kör­per.
    „Warum be­greift ihr es nicht?“ frag­te der Fran­zo­se. „Sol­len denn al­le bis­he­ri­gen Er­fol­ge und Ruh­me­staten des Men­schen sinn­los ge­wor­den sein? Wollt ihr Gott, noch be­vor wir ihn ge­fun­den ha­ben, zu ei­nem Kin­der­mär­chen wer­den las­sen? Was gebt ihr dem Men­schen da­für, daß er die Wun­der sei­ner Kunst, sei­ne Na­tür­lich­keit, sei­ne klei­nen All­tags­freu­den auf­gibt? Ihr habt ihn in ei­ne Re­chen­ma­schi­ne ver­wan­delt, und Kör­per und See­le ver­wel­ken zwi­schen sei­nen neu­en Glei­chun­gen.“
    Man­del­baum zuck­te die Ach­seln. „Die Ver­än­de­rung war nicht mei­ne Idee“, sag­te er. „Falls Sie an Gott glau­ben, so sieht das al­les mehr wie sei­ne Ar­beit aus, wie sei­ne Art, ei­ne neue Qua­li­tät von Fort­schritt ein­zu­lei­ten.“
    „Ein Fort­schritt vom in­tel­lek­tu­el­len Stand­punkt aus“, ent­geg­ne­te der Fran­zo­se. „Für einen kurz­sich­ti­gen, ge­fühls­kal­ten, auf­ge­bla­se­nen In­tel­lek­tu­el­len ist das zwei­fel­los ei­ne Wei­ter­ent­wick­lung.“
    „Se­he ich aus wie ein In­tel­lek­tu­el­ler?“ grunz­te Man­del­baum. „Ich ha­be Stahl ge­bo­gen, als Sie Ih­re ers­ten Bü­cher über die Schön­hei­ten der Na­tur la­sen. Un­ter­neh­mer­büt­tel ha­ben mir die Fres­se ein­ge­schla­gen, wäh­rend Sie über die Sünd­haf­tig­keit von Kampf und Stolz ge­schrie­ben ha­ben. Ih­re Sym­pa­thi­en gal­ten dem Ar­bei­ter, aber Sie hät­ten ihn nie an ih­ren Tisch ein­ge­la­den, oder? Als der klei­ne Jean-Pi­er­re – vor dem Krieg war er Theo­lo­gie­stu­dent ge­we­sen – als Spi­on für un­se­re Sei­te er­wi­scht wur­de, hielt er vier­und­zwan­zig Stun­den lang al­les aus, was die Deut­schen ihm an­ta­ten, und gab dem Rest von uns ei­ne Chan­ce zu ent­kom­men.
    Wäh­rend­des­sen wa­ren Sie, wenn ich mich recht er­in­ne­re, si­cher in den Staa­ten und schrie­ben Pro­pa­gan­da. Warum ei­gent­lich ver­su­chen Sie nie, die Din­ge zu tun, über die Sie so be­reit­wil­lig theo­re­ti­sie­ren?“
    Die drücken­de Mü­dig­keit hob sich von ihm, als ihn die al­te Freu­de am Kampf pack­te. Sei­ne Stim­me hob sich zu ei­nem har­ten,
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