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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben
Autoren: Rachel Caine
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Gesicht ausdruckslos.
    Claire hätte sich am liebsten übergeben. Sie schaffte es nicht, ihren Blick von der sich windenden Hand, die blass wie ein Fisch war, abzuwenden.
    »Es war notwendig, diesen Weg zu nehmen«. sagte Amelie. »Gefährlich, aber notwendig.«
    »Wo sind wir?«, fragte Claire. Amelie warf ihr einen finsteren Blick zu und ignorierte sie, während sie wieder die Führung übernahm und den Gang entlangging. Dass sie dies alles durchmachen musste, gab ihr wohl nicht das Recht, Fragen zu stellen. Natürlich nicht. »Hannah? Sind Sie okay?«
    Hannah machte eine vage Handbewegung, was ganz und gar nicht vertrauensbildend war. Gérard, der Vampir, antwortete an ihrer Stelle. »Es geht ihr gut.« Klar, er konnte ja gut reden mit seiner bis auf den Knochen verbrannten Hand. Von sich selbst würde er wahrscheinlich auch behaupten, dass es ihm gut ginge. »Nimm sie«, befahl Gérard und schob Hannah in Richtung Claire, bevor er sich in Bewegung setzte, um Amelie zu folgen. Der andere Bodyguard - wie hieß er gleich noch mal? - war an seiner Seite, als wären sie ein seit Langem eingespieltes Team.
    Hannah war schwer, aber nach ein, zwei Atemzügen schaffte sie es, sich wieder selbst auf den Beinen zu halten. »Es geht schon«, sagte sie und grinste Claire beruhigend an. »Verdammt. Das war ja nicht gerade ein Spaziergang.«
    »Sie sollten meinen Freund kennenlernen«, sagte Claire. »Er ist genau wie Sie ein Meister der Untertreibung.«
    Sie dachte schon, Hannah würde anfangen zu lachen, aber stattdessen nickte sie nur und klopfte Claire auf die Schulter.
    »Achte auf die Seiten«, sagte sie. »Das war nur der Anfang.«
    Das war einfach, denn an den Seiten gab es nichts zu beachten.
    Schließlich waren sie in einem Tunnel. So wie es aussah, bildete Hannah die Nachhut, und das schien sie sehr ernst zu nehmen, auch wenn es so aussah, als hätte Amelie die Tür hinter ihnen ziemlich fest zugeschlagen, und zwar absichtlich. Ich hoffe, wir müssen den Weg nicht auch zurück , dachte Claire und schauderte beim Anblick der abgetrennten weißen Hand hinter ihnen. Die Hand hatte nun endlich aufgehört, sich zu bewegen. Ich hoffe wirklich, dass wir nicht dorthin zurückkehren müssen.
    Am Eingang des Tunnels schien Amelie einen Moment innezuhalten und dann verschwand sie nach rechts um die Ecke -  ihre beiden Vampir-Bodyguards waren ihr wie im Formationsflug auf den Fersen. Hannah und Claire beeilten sich, sie einzuholen, und betraten einen weiteren Korridor, der nicht gewölbt, sondern viereckig und mit edlem dunklem Holz getäfelt war. An den Wänden hingen Gemälde - Claire nahm an, dass sie alt waren -, auf denen bleiche Leute im Kerzenschein zu sehen waren, die ungefähr tausend Kilo schwere Kostüme trugen, schneeweiß geschminkt waren und Perücken aufhatten.
    Sie hielt an und trat zurück, um eines davon anzustarren.
    »Was?«, knurrte Hannah.
    »Das ist Amelie.« Sie war es definitiv, nur dass sie nicht diese Kelly-Klamotten trug, wie heute, sondern ein raffiniertes himmelblaues Satinkleid, das über ihren Brüsten sehr tief ausgeschnitten war. Sie trug eine große weiße Perücke und schaute auf gespenstische Art vertraut von der Leinwand herunter.
    »Den Kunstgenuss verschieben wir auf später, Claire. Wir müssen weiter.«
    Zweifellos stimmte das, aber Claire warf beim Vorbeigehen trotzdem den einen oder anderen Blick auf die Gemälde. Eines davon zeigte jemanden, der aussah wie Oliver vor ungefähr vierhundert Jahren. Ein etwas moderneres sah fast wie Myrnin aus. Das ist das Vampirmuseum , stellte sie fest. Das ist ihre Geschichte. Der folgende Saal enthielt Schaukästen mit Büchern und Papieren, Schmuck, Kleidung und Musikinstrumenten. All die schönen und fabelhaften Dinge, die sich in ihren langen, langen Leben angesammelt hatten.
    Die drei Vampire vor ihnen blieben abrupt stehen und Hannah packte Claire am Arm, um sie an die Wand und damit aus dem Weg zu ziehen. »Was ist los?«, flüsterte Claire.
    »Formalitäten austauschen.«
    Claire wusste nicht genau, was das bedeutete, aber als sie einen Schritt in den Raum riskierte, um zu sehen, was vor sich ging, sah sie, dass viele andere Vampire hier drin waren - es waren etwa hundert. Einige davon saßen auf dem Boden und waren offensichtlich verletzt. Menschen waren auch da, die meisten standen beisammen und sahen nervös aus, was nachvollziehbar erschien.
    Wenn das Bishops Leute waren, dann war ihr kleiner Rettungstrupp in ernsten
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