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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag
Autoren: Mary Higgins Clark
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könnte.
«Warum machen Sie sich nicht lieber zu Hause was
zurecht?» meinte Ned ungeduldig.
«Weil man eben in Stuarts Küche nicht herummurkst»,
antwortete sie lachend.
Er fuhr zu einem einschlägigen Lokal, aus dem
ohrenbetäubende Rockmusik drang. «Warten Sie hier im
Wagen», sagte er. Das war ein Befehl, wie Cynthia später
klar wurde.
Sie kurbelte das Fenster herunter und beobachtete
amüsiert die korpulente Frau im Auto nebenan, die sie
nicht bemerkte und ihrem Herzen Luft machte: «Diese
Rotznasen töten einem noch den letzten Nerv mit ihrem
Radau. Vierzig Jahre am Kap, und von Tag zu Tag wird’s
schlimmer mit dem Krach.»
Bei diesen Worten stieß sie ihre Wagentür auf, die
seitwärts gegen Neds Buick knallte. Die Frau steckte den
Kopf durch das offene Wagenfenster. «Also das tut mir
ehrlich leid. Bei dem ewigen Rock-and-Roll-Getöse möcht
ich ja am liebsten jemand umbringen, aber ich lasse meine
Wut sicher nicht an fremdem Eigentum aus.» Sie zog den
Kopf zurück und untersuchte die Seitenfront von Neds
Wagen gründlich. «Nicht mal ’ne Delle. Ehrenwort.»
«Das glaub’ ich auch», erwiderte Cynthia. Sie blickte
der Frau nach, als sie auf die Tür des Lokals zuging. Mitte
bis Ende Vierzig, untersetzt, orangerot gefärbtes Haar,
Stufenschnitt, Kittelbluse, Lastexhose, energischer,
zielstrebiger Gang.
Ned kam sichtlich verärgert zurück, in der Hand eine
Schachtel.
«Diese verdammten Gören können sich einfach nicht
entschließen, was sie bestellen sollen. Falls ihr
Spatzenhirn überhaupt so weit reicht.»
Aus irgendeinem Grund entschied Cynthia, ihm nichts
von der Begegnung mit der Frau zu erzählen. Die
Stimmung war sowieso verflogen. Ned gab ihr die
Schachtel mit dem Hamburger und erklärte barsch, er habe
keinen Hunger. Für sich hatte er nichts gekauft.
Die Rückfahrt nach Dennis über unbekannte Straßen
dauerte fünfundvierzig Minuten. Ned öffnete ihr die
Wagentür, als sie vor Stuarts Haus hielten. «Das war toll,
Cynthia», verabschiedete er sich hastig.
Die Unhöflichkeit, sie nicht zur Haustür zu begleiten,
konsternierte Cynthia ebenso, wie sie dieser fluchtartige
Aufbrach enttäuschte; sie betrat das stille Haus, bemerkte
das Licht in Stuarts Arbeitszimmer, klopfte an die einen
Spaltbreit geöffnete Tür und blickte dann hinein. Stuart
lag neben seinem Schreibtisch auf den Boden hingestreckt
– blutbedeckte Stirn, blutverkrustetes Gesicht,
blutgetränkter Teppich. Sie war zu ihm geeilt, in der
Annahme, es könnte ein Schlaganfall gewesen sein, der
ihn stürzen ließ. Als sie ihm die Hand auf den Kopf legte
und das Haar zurückstrich, sah sie die Einschußstelle an
der Stirn, dann die Waffe neben seiner Hand, hob sie wie
betäubt auf, legte sie auf den Schreibtisch und rief die
Polizei an. «Ich glaube, mein Stiefvater Stuart Richards
hat Selbstmord begangen.» Die Polizei fand Cynthia
neben dem Toten sitzend vor – im Schock.
Als man ihre Darstellung überprüfte, schwor Ned, nach
20 Uhr nicht mehr mit ihr zusammengewesen zu sein. «Ich
hab’ sie direkt vom Captain’s Table heimgebracht»,
erklärte er. «Ihr Stiefvater wollte Familienangelegenheiten
mit ihr besprechen.»
Cynthia schüttelte den Kopf. Schluß jetzt mit den
Erinnerungen an jene Nacht. Höchste Zeit, die friedliche
Stille hier auf sich wirken zu lassen und zu Bett zu gehen.
Sie ließ die Fenster weit geöffnet, so daß der
aufkommende heftige Nachtwind durch die Räume fegte,
die Kopfkissen aufplusterte, sie im Schlaf nötigte, sich
fester in die Bettdecke einzuwickeln. Sie wachte zeitig auf
und ging zum Strand, spürte den feuchten Sand unter den
Füßen und suchte Muscheln, wie sie es als Kind getan
hatte. Morgen … Morgen früh würde sie es noch einmal
probieren, innerlich aufzutanken und dann mit der Suche
zu beginnen, die wahrscheinlich aussichtslos war, der
Suche nach dem einzigen Menschen, der wußte, daß sie
die Wahrheit gesagt hatte.
    Am nächsten Morgen fuhr Willy ins Dorf, um die
Zeitungen zu holen, während Alvirah das Frühstück
zubereitete. Er brachte zusätzlich eine Tüte mit
ofenfrischen Blaubeer-Muffins mit. «Ich hab’
rumgefragt», erzählte er der entzückten Alvirah. «Ich soll
zu Just Desserts neben der Post gehen, dort gibt’s die
besten Muffins auf Cape Cod, das hat mir jeder gesagt.»
    Sie frühstückten im Vorgarten. Während sie genußvoll
das zweite Blaubeer-Muffin verspeiste, beobachtete
Alvirah die Frühaufsteher beim
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