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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken
Autoren: Edmund Crispin
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Felder, Hecken, Bäume, Bäche, Fußwege und auch Nutztiere. An einem einigermaßen klaren Tag konnte man auf der rechten Seite einen Teil der südöstlichen Landstufe des Hochmoores sehen. Zur Linken gewahrte man die Fassade von Aller House aus dem achtzehnten Jahrhundert. Geradeaus – ungefähr eine Meile entfernt, wo der Weg zu einer Reihe enger Kurven anstieg und die Hecken hohen Steinmauern und Böschungen wichen lag das Dorf Aller. Dort wohnte der Pfarrer, und dort hatte Fen für die drei Monate seines Aufenthalts ein kleines Landhaus gemietet. Wenn man Aller hinter sich ließ, erreichte man nach etwa fünf Meilen Glazebridge, die kleine, aber wohlhabende Marktstadt, die Mittelpunkt des Bezirks war.
    Infolge der Hüfte des Majors kamen sie nur langsam voran, aber Fens Sack war auch schwer genug, so daß Fen froh war, nicht so schnell gehen zu müssen. Und Padmore war selbst zu seinen besten Zeiten kein Sportler gewesen. Sie begegneten Leuten, die grüppchenweise von den Vorbereitungen für das Pfarrfest zurückkehrten. Ein, zwei Meter vor den dreien lief Fred und drehte häufig den Kopf, um sich zu vergewissern, daß sie noch da waren. Er schien zu befürchten, daß, wenn seine Wachsamkeit nur einen Augenblick nachließ, an der Straße wie durch Zauberei eine Gastwirtschaft emporschießen und den Major verschlucken werde.
    Padmore legte Rechenschaft über sich ab.
    Er war, wie sich herausstellte, genaugenommen gar kein Polizeireporter. In Wirklichkeit war er Fachmann für afrikanische Fragen und vor drei Monaten mit der unliebsamen Auszeichnung vom schwarzen Kontinent zurückgekehrt, von mehr Entwicklungsländern schneller ausgewiesen worden zu sein als jeder andere Journalist jeder beliebigen Nationalität irgendwo sonst.
    »Unterentwickelte Länder mit überentwickelter Empfindlichkeit«, sagte Padmore verdrießlich.
    Da seine Zeitung, die >Gazette<, es müde geworden war, aufgebrachte Meldungen über die diversen Ausweisungen ihres Sonderkorrespondenten zu bringen, hatte sie ihn schließlich nach London zurückbeordert, ein Ruf, dem er gefolgt war, sobald er das Gefängnis in Sambia hatte verlassen können, in das man ihn wegen eines Artikels gesteckt hatte, der die Aufmerksamkeit der Welt darauf lenkte, wie gut Präsident Kaunda stets gekleidet sei (das war als Versuch gewertet worden, Verschwendung höheren Orts anzudeuten). Man hat ihm bei der >Gazette< keine Schuld zugemessen, aber nicht viel Beschäftigung für ihn gefunden, bis zu dem Abend, als Chief Superintendent Mashman seine Pensionierung nach dreißig Dienstjahren bei der Kriminalpolizei feierte. Alle vier Polizei- und Gerichtsreporter der >Gazette< hatten teilgenommen und auf der Rückfahrt einen Lastwagen von Bird’s-Eye-Kühlkost gerammt, worauf sie ins Krankenhaus gebracht worden waren. Als am folgenden Morgen die sensationelle Nachricht von Rouths Ermordung eingegangen war, hatte man deshalb Padmore beauftragt, darüber zu schreiben; nicht (wie er zugab) weil er dafür besonders qualifiziert gewesen wäre, sondern weil sein Umherirren in der Redaktion allen auf die Nerven zu gehen begonnen hatte.
    »In Afrika werden Sie wohl viel Schlimmeres gesehen haben«, hatte sein Redakteur gesagt.
    »So fuhr ich nach Glazebridge und blieb eine Woche im >Seven Tuns<«, erzählte Padmore, »und da kam ich auf den Gedanken…. warum werden wir plötzlich so schnell?«
    Der Major erklärte, sie beeilten sich so, weil sie im Begriff seien, am Pisser vorbeizukommen.
    Padmore antwortete: »Aha.«
    »Hören Sie das«, sagte der Major. »Er läßt sich wieder vernehmen.«
    Es war tatsächlich etwas zu hören, erkannte Padmore, und zwar etwas Beunruhigendes. Es wurde erzeugt von einem großen altmodischen Mast nahe der linken Wegseite; und es sei auf die Grundnatur dieses Geräusches zurückzuführen, erläuterte der Major, daß dieser Mast, der es hervorbrachte, in der ganzen Gegend als der >Pisser< bekannt war. (Selbst überaus achtbare ältere Damen, so behauptete der Major wahrheitsgemäß, pflegten einander anzurufen und zu sagen: »Der Nachmittag ist so herrlich, warum treffen wir uns nicht am Gatter beim Pisser und gehen bis Worthington’s Steep spazieren?«) Lange Vertrautheit mit dem Pisser hatte jedoch nicht zur Gleichgültigkeit geführt. Im Gegenteil, es herrschte allgemein die Ansicht, daß das Geräusch des Pissers eines Tages zu einer Detonation führen würde, so daß die Leitungen herunterfallen würden, die er trägt, und diese auf jeden in
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