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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Autoren: Julian Altmann
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gehabt. Die Ausbildung, die mir deine Mutter ermöglichte, hat mich richtig weit gebracht.«
    Marc unterbrach ihn heftig. »Nicht meine Mutter, du hast was draus gemacht. Aber mich beschäftigt ganz was anderes.«
    Rachen schaute ihn fragend an.
    »Warum hast du mir das nicht schon längst erzählt? Rachen, ich dachte, wir sind Freunde? Was habe ich falsch gemacht, wenn du mir nicht zutraust, mit diesen Dingen umgehen zu können? Was habe ich falsch gemacht, dass du mich nicht fragst, ob ich ihr nicht auch helfen will?«
    Rachen antwortete geradeheraus. »Weil du durch deinen Ehrgeiz so eine Härte an den Tag gelegt hast, dass es mir gar nicht in den Sinn gekommen wäre. Jedes Mal wenn wir telefoniert haben, hatte ich das Gefühl, die Regeln, die du dir auferlegt hast, erwartest du von der ganzen Welt. Aber jetzt bist du da. Und jetzt bist du wieder der Marc, den ich mag. Der Marc, der mir schon als kleiner Junge aufgefallen ist. Keine Ahnung. Ich bin echt froh, dass du der Alte bist!«
    Marc verwirrten diese Aussagen. Einerseits war er glücklich, wieder in seiner alten Welt zu sein, andererseits wollte er sich hier erholen und nicht sein Leben analysieren. Plötzlich überkam ihn ein seltsames Gefühl. Er sprang auf, sagte, er sei müde, und dass er ins Bett müsse.
    Auf den Weg in sein Zimmer kam ihm Mary entgegen – in ihrer Arbeitskleidung. Marc blieb ganz verwirrt stehen. Sie sah fantastisch aus. »Wow«, war das Einzige, was er herausbrachte. Er gab ihr einen Kuss und machte schnell seine Zimmertür zu.
    Endlich wieder alleine! Dem Himmel sei Dank. Er nahm sein Telefon und wählte Willmas Nummer. Sie war der einzige Mensch, der ihn so nahm, wie er war. Sie wusste alles über ihn, fast alles. Er hatte das Bedürfnis, sofort mit ihr zu sprechen. Dreimal, viermal klingelte es und jetzt die verdammte Mailbox. Er beschimpfte sie, halb im Spaß, über die Box: »Du sagst doch immer, wir müssen jederzeit füreinander da sein, und wo bist du jetzt?« Er legte auf. Er wählte nochmals ihre Nummer und wartete den Ton ab, nachdem er sprechen konnte. »Ich liebe dich, trotzdem!« Und legte wieder auf. Seit Willma als Turnusärztin arbeitete, hatte sie verdammt wenig Zeit für ihn, und das nervte ihn.
    Langsam wird er ruhiger. Es ist heiß. An die Hitze muss er sich erst wieder gewöhnen. Alles klebt an ihm. Er liegt nackt im Bett, und von draußen scheint es, kommt noch mehr Hitze rein. Im Grunde könnte er sich ja ein Hotelzimmer mit Klimaanlage leisten. Ach was, im Grunde könnte er hier eine Luxusvilla anmieten. Aber genau das will er nicht. Also liegt er verklebt in seinem Bett und ist froh.
    Er dachte an Mary und Rachen. Die beiden hatte er total vernachlässigt. Er hatte Jahre lang nur an sich gedacht, an seine Karriere. Und die beiden brachten ihm nach über zehn Jahren dieselbe Herzlichkeit entgegen, als wäre er nie weg gewesen.
    Mary ging ihm nicht aus dem Kopf. Wie konnte er ihr das Geld für die Operation geben, ohne ihre Freundschaft zu gefährden? Er war sich sicher, dass sie in Bangkok für ein paar Hormone auf den Strich gegangen war. Er hatte mal im Fernsehen so einen Beitrag gesehen. Und Rachen, er stellte ihm so selbstverständlich alles zu Verfügung: sein Haus, seine Zeit, seine Freundschaft … Diese Gedanken hielten ihn noch lange wach.
    Am nächsten Tag wachte Marc so fit wie schon lange nicht mehr auf. Duschte sich, zog seine Shorts und seine Laufschuhe an und machte sich auf zum Strand. Er liebte diese Insel, obwohl sie schon ziemlich touristisch geworden war. Er lief den Strand entlang, atmete das Meer ein, der warme Wind streichelte über seine Haut. Zu Hause, zu Hause, zu Hause. Das war das Einzige, was er in diesem Moment dachte. Nach einiger Zeit tauchte vor ihm ein Palmenwald auf. Er erkannte ihn sofort wieder. Hinter diesem Wald lag eine Felsformation, auf die hatte er sich schon als kleiner Junge immer zurückgezogen, wenn er sich verletzt fühlte oder nachdenken wollte. Schnell bahnte er sich den Weg durch die Palmen dorthin. Er kletterte über die Steine zur äußersten Spitze und setzte sich auf den warmen Felsen. Das Wasser spritzte bis zu ihm hoch, und so kühlte er sich ein wenig ab. Marc dachte an die vergangene Saison. Sie war außergewöhnlich gut für ihn verlaufen. Seine Mannschaft hatte sich in diesem Jahr den Bundesligapokal geholt. Er, als Stürmer, wurde sogar noch Torschützenkönig. Aber irgendetwas lief bei ihm nicht rund. Sein Vater, der Manager, pushte seine Karriere
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