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Der Milliardär und das Kindermädchen

Der Milliardär und das Kindermädchen

Titel: Der Milliardär und das Kindermädchen
Autoren: CRYSTAL GREEN
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kaum älter als vierzig sein. Zuerst hatte Melanie sie für wesentlich älter gehalten – wegen ihres Haarknotens, und weil sie kein Make-up trug. Ansonsten war sie schwer einzuschätzen.
    „Mr. Foley legt Wert darauf, dass seine Tochter vertieft, was sie in der Vorschule gelernt hat, indem sie sich Bilderbücher anschaut“, erklärte Mrs. Howe.
    „Was für eine schöne Kindheit“, bemerkte Melanie leichthin, um die Reaktion der Verwalterin zu testen.
    Diese wirkte überrascht.
    „Entschuldigen Sie bitte“, sagte Melanie schnell. „Es kommt mir bloß so vor, als wäre Mr. Foley ziemlich …“
    Sie suchte nach Worten.
    „… schwierig?“, schlug Mrs. Howe vor.
    Melanie grinste verlegen, und die andere Frau lächelte nachsichtig. „Na ja, es ist ihm eben wichtig, dass Livie in seine Fußstapfen tritt … und wir halten uns an seine Anweisungen, weil er ein wirklich fairer Arbeitgeber ist.“
    Bevor Melanie etwas erwidern konnte, sah Mrs. Howe in Richtung Flur, denn sie schien dort etwas entdeckt zu haben.
    Melanie wandte sich gerade noch rechtzeitig um, um einen geblümten Rockzipfel verschwinden zu sehen.
    „Da ist offenbar jemand neugierig auf Sie“, raunte ihr die Verwalterin zu.
    Melanie stockte das Herz. Livie!
    Sie ging zur Tür und schaute um die Ecke, aber das Mädchen war schon nicht mehr zu sehen. Mrs. Howe war inzwischen damit beschäftigt, die Bettdecke glatt zu ziehen, die durch die schweren Koffer ein paar Falten warf.
    Oje, dachte Melanie.
    Die Verwalterin strich sich über den grauen Rock und verließ das Zimmer. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um. „Livies Spielzimmer liegt übrigens ein Stockwerk höher, wenn Sie mal vorbeischauen wollen.“ Sie lächelte. „Viel Glück!“ Dann ging sie den Flur hinunter – und Melanie hätte schwören können, dass die Frau noch ein „Das werden Sie auch brauchen“ gemurmelt hatte.
    Melanie ließ sich nicht abschrecken. Sie ging in den ersten Stock und blieb dort vor einer verschlossenen Tür stehen, hinter der Licht brannte.
    An der Tür war ein Schild angebracht, auf dem in lilafarbenen Buntstift-Großbuchstaben „LIVIE“ stand.
    Melanie zögerte. Das Mädchen hatte so einen strengen Tagesablauf, dass sie dadurch bestimmt Zeit für sich brauchte. Da wollte Melanie nicht einfach in ihren Privatbereich eindringen.
    Schließlich klopfte sie doch an die Tür und wartete. Keine Reaktion.
    „Livie?“, rief sie. „Hier ist Miss Grandy, deine neue Nanny. Ich wollte dir nur kurz Hallo sagen.“
    Immer noch keine Antwort. War das Mädchen überhaupt in ihrem Zimmer?
    Vorsichtig drückte Melanie die Klinke herunter. Die Tür war nicht abgeschlossen – was Melanie auch verwundert hätte. So etwas gestattete Zane Foley bestimmt nicht.
    Ganz unvermittelt musste sie an ihr eigenes Zimmer in diesem Haus denken. Sie stellte sich vor, wie sie nachts unter der türkisfarbenen Decke lag, wie sich die Zimmertür öffnete und Mr. Foley hineinschaute …
    Sie erschauerte. Dann fasste sie sich schnell wieder und drückte die Kinderzimmertür auf. Ihr Blick fiel auf ein ordentliches, schmuckloses Dachzimmer. An den Wänden befanden sich Regale mit Spielsachen; dazwischen standen Kisten und niedrige Holztische.
    Als Melanie nach unten sah, bemerkte sie, dass ihr dort eine Gruppe von Stofftieren den Weg versperrte. Jemand hatte sie schnell im Halbkreis auf den Boden gesetzt.
    Von links hörte sie eine Mädchenstimme: „Sie wollen nicht, dass du reinkommst.“
    Melanie drehte den Kopf. Livie saß in einem Kinderschaukelstuhl; die Hände hatte sie im Schoß gefaltet. Sie trug Riemchenschuhe mit kurzen Söckchen. Ihre Haare waren mit einem Spitzenband zurückgebunden. Fehlte nur noch das Stofflamm, dann wäre sie ein Ebenbild des Mädchens auf dem Gemälde in Dallas gewesen. Allerdings fiel Melanie noch etwas an Livie auf, das auf dem Gemälde nicht richtig zur Geltung gekommen war: Das Mädchen hatte unendlich traurige große Augen …
    Melanie spürte einen Stich in der Brust. „Ich dachte, hier wäre niemand“, sagte sie und lächelte freundlich, dann wies sie auf die Stofftiere am Boden. „Du hast ja eine Riesensammlung.“
    Die Kleine musterte ihre neue Nanny in aller Seelenruhe. Ein wunderhübsches Kind, dachte Melanie. Wahrscheinlich genau wie ihre Mutter.
    Livie warf einen Blick auf die Stofftierversammlung. „Die hat mir Daddy alle dieses Jahr zum Geburtstag geschickt. Weil er diesmal nicht selbst da sein konnte.“
    Armes Kind, dachte Melanie.
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