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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman
Autoren: Elsebeth Egholm
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immer in dem Gebäude befinden könnte. |430| Darauf, so folgerte er, deutete vieles hin, insbesondere die bewaffneten Wächter.
    Endlich kam die Antwort des Leiters:
    »Zwei der gegnerischen Wächter und einer von unseren Männern wurden getroffen. Wir brauchen drei Krankenwagen. Das Gebäude ist gesichert.«
    »Wie schlimm steht es?«
    »Schwer zu sagen. Unser Beamter wurde ins Bein getroffen, eine massive Blutung, die wir zu stoppen versuchen. Die zwei anderen sind nur oberflächlich verletzt, in Schulter und Fuß, glaube ich. Wir haben sie entwaffnet und ihnen Handschellen angelegt. Es wurden zwei Schusswaffen, vier Messer und ein Schlagring beschlagnahmt.«
    Jan Hansen hatte in der Zwischenzeit die Krankenwagen gerufen, und zwei Minuten später hörten sie, wie sich die Sirenen von der Ringgade her näherten.
    »Sonst befindet sich niemand im Gebäude?«, fragte Wagner hoffnungsvoll.
    »Nein.«
    »Auch keine Geiseln?«
    »Auch das nicht.«
    »Dürfen wir kommen?«
    »Yes. Kommt nur rein«, sagte der andere. »Wir werden euch schon nicht beschießen.«
    »Dafür wären wir euch sehr dankbar.«
     
    Das Gebäude von StemBank wirkte auf den ersten Blick geradezu gespenstisch leer. Die Büros und Labore, in denen die Türen aufgestoßen worden waren, lagen bis auf die Geräte und Möbel vollkommen verlassen da. Das gesamte Gebäude war in kaltes Neonlicht getaucht.
    Dann hörte man vor der Tür die Sirenen, und die Sanitäter kamen mit drei Tragen angerannt.
    »Dort unten«, rief Jan Hansen und wies mit einer Handbewegung auf die Treppe.
    |431| Sie verschwanden in die gezeigte Richtung, und Wagner und Hansen folgten ihnen mit den Journalisten im Schlepptau. Der Fotograf knipste unterwegs jedes noch so unwichtige Detail. Wagner wünschte, er würde es seinlassen.
    Endlich gelangten sie in den großen Raum, wo die Tiefkühlanlage summte. Ein weißer Schrank neben dem anderen blies warme Luft durch die Lüftung hinaus. Einige der Schränke waren nicht mehr ganz weiß. Jemand musste sich blutend gegen die Türen und an die Kacheln gepresst haben. Auch der Fußboden war von Blutspuren besudelt. Schon bald kamen sie an dem Ort an, wo zwei Hooligans gefesselt auf dem Boden lagen und jammerten. Einen von ihnen erkannte Wagner, es war Martin Brøgger, einer der drei engsten Kumpane Arne Bays. Den anderen hatte er noch nie gesehen.
    Der Einsatzleiter hatte seinen Helm abgenommen und nickte ihnen zu. Der verletzte Kollege wurde bereits auf einer Trage nach draußen befördert. Er war bei Bewusstsein, und Wagner trat zu ihm.
    »Gute Arbeit geleistet. Geht es einigermaßen?«
    Der Mann war blass und nickte verbissen. Seine Zähne klapperten.
    »Ich glaube schon. Immerhin haben wir sie gefasst.«
    Wagner nickte.
    »Ja, das stimmt.«
    Er sah sich im Raum um, dann zu Hansen. Sie begannen, die Gefrierfächer zu öffnen. Die meisten waren leer, womit sie auch gerechnet hatten. So viel also zu den dreitausend Kunden, dachte er.
    »Seht mal her.«
    Hansen war an einem der letzten Schränke angelangt. Er holte eine Tüte heraus.
    »Knochenmark«, las er. »Und dann steht hier noch was auf Latein.«
    Er hielt eine zweite Tüte hoch.
    »Haut. Und noch mehr lateinische Begriffe.«
    |432| Der Inhalt einer dritten Tüte musste nicht erst durch die Aufschrift identifiziert werden.
    »Schenkelknochen.«
    Und noch eine.
    »Hornhäute.«
    In dem Raum herrschte nun völlige Stille. Die Sanitäter hatten die beiden verletzten Hooligans mit einer Eskorte von vier Polizisten hinausgebracht.
    Wagner starrte auf die Tüten in Hansens Hand und wollte nicht daran denken, wo sie eigentlich herstammten.
    »Versiegelt das ganze Gebäude. Unsere Aufgabe ist hiermit wohl erledigt«, sagte er und rief die Spurensicherung an.

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    Kapitel 70
    Dictes Orientierungssinn hatte längst versagt, und ihr Körper tat weh von den vielen unvorhersehbaren Stößen und Kurven, als der schwarze Lieferwagen scharf rechts abbog in etwas, das wie ein Kiesweg klang, woraufhin er abrupt abbremste. Der Motor wurde ausgestellt, und sie hörte, wie die Fahrertür geöffnet wurde und sich kurz darauf Schritte auf einem vermutlich gepflasterten Weg entfernten. Dann wurde es still – wenn man angesichts des Gewitters überhaupt von Stille sprechen konnte.
    Sie blieb minutenlang sitzen und lauschte dem Trommeln des Regens auf dem Autodach, bis sie auch andere Geräusche unterscheiden konnte: das ferne Brummen einer befahrenen Straße. Ein Hund, der irgendwo bellte. Etwas, dass
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