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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller
Autoren: Heyne
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müssen eines wissen, Jason«, fügte Carlo hinzu und schwenkte dabei seinen Zeigefinger. »Sie müssen wissen, dass dieses Mädchen an jedem Tag seines Lebens geliebt wurde. Sie hat alles bekommen, aber vor allem unsere... unsere Liebe.« Er stockte. »Ja, extreme Mittel. Wir haben zu extremen Mitteln gegriffen, das ist wahr. Aber es ging um Leben und Tod. Ich hätte mir selbst jedes Organ aus dem Leib gerissen.« Er krallte die Hände in seinen Bauch. »Das hätte ich getan, um sie zu retten. Und meine Jungs auch. Wir hätten einfach alles unternommen.«
    »Alles, nur kein Verbrechen gestanden. Dadurch hätten Sie die Sache schon vor Monaten beenden können.«
    »Ja. Ich gebe es zu. Aber jetzt werde ich alles sagen. Verständigen Sie die Polizei. Holen Sie einen Beamten her.«
    »Genau das werde ich tun.« Ich klappte mein Handy auf, ging mein Adressbuch durch und drückte die Nummer. »Detective Carruthers«, sagte ich. »Hier ist Jason Kolarich. Sie müssen dieses Foto von Audrey Cutler nicht länger aufbewahren.«
    Dann gab ich ihm einen kleinen Vorgeschmack auf die Details, bevor ich auflegte.
    »Sie wollten mich heute ermorden lassen«, sagte ich zu Carlo.
Ich dachte, dieser Umstand wäre vielleicht noch der Erwähnung wert.
    Er nickte. »Ich wusste, dass es vorüber war. Ich war bereit, mich den Cops zu stellen. Aber ich wollte meine Familie schützen. Nur darum ging es mir. Ich wollte die Schuld bezahlen. Ich allein.« Carlo erhob sich mit Mühe aus dem Sessel und kam auf mich zugewankt. Er packte mich am Arm, während er die Fassung zu verlieren begann; Tränen strömten ihm übers Gesicht, und er zitterte am ganzen Leib. »Ich bitte Sie, Jason. Ich flehe Sie an. Der Bruder... er wird mich hassen. Er wird uns alle hassen. Und er hat jedes Recht dazu. Aber bitte, bitte, überzeugen Sie ihren Bruder, dass er eine Niere spendet.«
     
    Mein Bruder traf etwa zur selben Zeit im Krankenhaus ein wie die Polizei. Er war ohne Begleitung, man hatte ihn vor dem Hospital abgesetzt, mit der Anweisung, in den sechsten Stock zu fahren. Seine linke Hand war bandagiert, dort, wo er den Finger verloren hatte; und er sah aus, als käme er frisch aus der Hölle. Ansonsten wirkte er jedoch relativ intakt, und die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Mein Bruder und ich hatten nie besonders viel für familiäre Zärtlichkeiten übriggehabt, aber nun schlossen wir uns lange in die Arme. Anschließend musterte ich ihn von Kopf bis Fuß, mit einer Hand auf seiner Schulter. »Ich bin okay«, erklärte er. »Abgesehen von dem Finger haben sie mir kein Haar gekrümmt. Um ehrlich zu sein, sie haben mich eher ignoriert.«
    Ich klopfte ihm auf die Brust. »Du bist so viel tapferer als ich.«
    Polizeibeamte strömten herein. Carlo hatte Audreys Zimmer verlassen, und Carruthers und ein paar andere Cops verhörten
ihn in einem Raum am Ende des Flurs. Der ganze Laden verwandelte sich langsam in ein Tollhaus.
    »Lass uns von hier verschwinden«, schlug ich vor. Pete musste noch seine Hand untersuchen lassen - zumindest dafür waren wir hier am richtigen Ort. Aber danach wollte ich Pete von diesem Schauplatz, von dieser ganzen Geschichte weghaben, so rasch es irgend ging. Und wenn ich ihn erst mal von hier weggeschafft hatte, gab es noch jemanden, dem ich dringend einen Besuch abstatten musste.

61
    Sein Name war nicht Smith. Er hieß Raymond Hertzberg, und war als Anwalt auf Transaktionsgeschäfte spezialisiert, eine interessante Bezeichnung für diese Art von Tätigkeit. Seine Klienten rekrutierten sich aus der Prominenz der Halbund Unterwelt - ihre Namen und Fotos fanden sich auf Fahndungslisten in FBI-Büros, viele von ihnen waren zwar nicht direkt Mafiosi, hatten aber gute Kontakte zum organisierten Verbrechen.
    Er traf kurz nach zehn Uhr in seinem Büro ein. Dort stopf te er eine Reihe von Dokumenten in einen alten Reisekoffer. Für den Rest, der nicht hineinpasste, hatte er eine Sporttasche mitgebracht. Er plante eine längere Reise in ein sonniges Land, eines ohne Auslieferungsabkommen.
    In einer Innentasche seines Anzugs trug er die Pistole, die er normalerweise in seiner Schreibtischschublade verwahrte.
Nur noch ein paar Stunden, und er wäre eine Zeit lang untergetaucht, bis die Dinge sich in einer für ihn vorteilhaften Weise geregelt hatten, notfalls auch für immer.
    Er vertraute Carlo mehr als jedem anderen Menschen auf der Welt. Er wusste, Carlos würde ihn nicht hinhängen. Aber das hieß noch lange nicht, dass
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