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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schluchzend die Hände gefaltet. Aber wie merkwürdig, ausgerechnet das klägliche Winseln dieses schleimigen Hehlers wurde erhört. Noch während er sich unter den brutalen Griffen Joseph Hattans wand, waren seine Retter schon unterwegs. Sie stießen die Ladentür
    auf und drangen in die Trödelstube ein. Mit entsicherten Pistolen näherten sie sich der erleuchteten Kammer. Hell glänzten ihre Uniformen im Lichtschein. In ihrer Mitte ging ein einzelner Zivilist. Es war Kommissar Morry.
    „Nehmen Sie die Hände hoch, Hattan!“ rief er schneidend durch den breiten Türspalt. „Es sind sechs Pistolen auf Sie gerichtet. Machen Sie Schluß. Das Spiel ist aus. Sie haben zum zweitenmal verloren.“
    Joseph Hattan nahm zögernd die Hände hoch. Seine Augen waren nur noch ein schmaler Spalt. Kalt und haßerfüllt starrten die Pupillen auf den gefürchteten Kommissar. Dann eine blitzschnelle Bewegung, ein harter Schlag der erhobenen Arme gegen das Fenster. Ein waghalsiger Hechtsprung durch das offene Viereck in das schwarze Nichts hinaus. Unter ihm lag das ölig schimmernde Wasser des Hoxton Canals. Er stürzte klatschend in die Fluten. Das schmutzige Wasser zog ihn nieder.
    „Aufpassen!“ schrie Kommissar Morry seinen Beamten zu. „Warten Sie, bis er wieder auftaucht. Eröffnen Sie dann gleichzeitig das Feuer. Diesmal darf er nicht entkommen.“  
    Sechs Augenpaare suchten die dunkle Wasserfläche ab. Sechs Männer beobachteten jede Bewegung der schmutzigen Fluten. Ein Handscheinwerfer huschte suchend über den Canal. Zehn Meter unterhalb des Hauses bildete sich ein leichter Strudel. Ein Kopf erhob sich über die Wasserfläche. Zwei Arme ruderten verzweifelt auf das gegenüberliegende Ufer zu.
    „Feuer frei!“ rief der Kommissar.
    Fast gleichzeitig peitschten glühende Garben durch die Nacht und wühlten das ruhige Wasser auf. Schäumende Fontänen spritzten hoch. Dumpf rollte das Echo der Schüsse über die jenseitige Böschung.
    „Er ist verschwunden, Sir“, meldete ein Sergeant. „Ich sah ihn untergehen. Glaube nicht, daß er noch einmal auftauchen wird. Er ist sicher durchlöchert wie ein Sieb.“
    Sie warteten noch fünf Minuten. Sie ließen das schwarze Wasser nicht aus den Augen. Von Joseph Hattan war nichts mehr zu sehen. Er blieb spurlos verschwunden.
    „Diesmal hat es ihn erwischt, Sir“, meinte ein Wachtmeister. „Er ist tot. Ich glaube, ich kann mich dafür verbürgen.“
    „Tun Sie das nicht, mein Lieber“, sagte der Kommissar skeptisch. „Ein Mann, der selbst dem Henker ein Schnippchen schlug, ist zu allem fähig. Dieser Teufel hat tausend Leben.“
     
    21
     
    Es war in der nächsten Nacht. Pünktlich um ein Uhr erschien Stanley Calvin vor der Sidney Bar, um Nadja Orban abzuholen. Er hatte seinen Wagen am Hoxton Gate geparkt. Ungeduldig ging er vor dem schäbigen Lokal auf und ab. Die letzten Gäste hatten inzwischen das Feld geräumt. Es wurde still hinter den hellen Fenstern. Dann erlosch ein Licht um das andere. Leichtfüßige Schritte näherten sich der Tür. Im nächsten Moment erschien Nadja Orban im Windfang. Ein glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie Stanley Calvin erblickte. Sie ging auf ihn zu. Sie schmiegte sich zärtlich an seinen Arm. Kurz nachher nahm sie neben ihm im Auto Platz. Die Heizung war eingeschaltet. Eine wohlige Wärme strömte durch den Innenraum.
    „Das ist nun schon die dritte Nacht, in der du mich abholst“, sagte Nadja Orban mit weicher Stimme. „Ich hätte nie geglaubt, daß ein Mann so zu seinem Wort steht.“
    Stanley Calvin wandte den Kopf. Er blickte zu ihr hin. „Oft werde ich nicht mehr kommen“, sagte er leise.
    „Warum nicht?“ fragte sie unruhig.
    „Ich denke, es wird nicht mehr nötig sein. Du wirst doch sicher nicht ewig Bedienung bleiben wollen?“
    „Was sollte ich sonst tun?“
    „Heiraten.“
    „Heiraten?“ fragte sie mit gerunzelten Brauen. „Wen denn?“
    „Mich.“
    „Dich?“
    Nadja Orban drehte sich hastig zu ihm um. Eine heiße Blutwelle schoß in ihr Gesicht. Sie war noch nie so verwirrt gewesen wie in diesem Augenblick.
    „Meinst du das im Ernst?“ fragte sie scheu.
    „Natürlich. Ich frage dich allen Ernstes, ob du mich heiraten willst.“
    „Ja“, sagte sie schlicht. „Du hast die Antwort sicher längst gewußt. Wie könnte ich nein sagen. Du bist der Mann, den ich mir immer erträumte. Daß diese Träume allerdings in Erfüllung gehen würden, das hätte ich nie zu hoffen gewagt.“
    „Ich bin so
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