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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte
Autoren: Manfred Köhler
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abgeschoben wird und die Zeit bis dahin nicht in Freiheit verbringt.
    Zweitens: neue Haustür einbauen lassen, am besten eine mit Stah lkern.
    Drittens: freilaufende Hunde auf dem Gelände oder Wachdienst e ngagieren, so lange der Kerl auf freiem Fuß ist.
    Mit Listen hatte mein Vater auf Probleme zu reagieren g epflegt, und wenn es ihm je ein Anliegen gewesen war, mir etwas mit auf den Weg zu geben, dann das Listenschreiben. Dies war seine Bibliothek, nicht meine. Er hatte all die Bücher hier zusammengetragen und katalogisiert, in erster Linie Reiseberichte und populärwissenschaftliche Manager-Ratgeber, von mir stammte kein einziges. Er hatte den Schreibtisch und die Sitzgruppe unter der alten Stehlampe arrangiert. Den Computer hatte später Melanie aufstellen lassen. Nichts in diesem Raum war von mir, ich fühlte mich hier mehr als in allen anderen Zimmern als Gast im eigenen Haus. Auch daran würde ich etwas ändern. „Umzug oder Umbau; weniger Protz“, notierte ich als vierten Punkt auf meine Liste.
    Ich ging die Stic hpunkte noch einmal durch, fühlte mich dadurch motiviert, voll Tatkraft und beinahe unangreifbar, faltete die Liste zusammen und tastete mich hoch in mein Schlafzimmer, das früher eines der Gästezimmer gewesen war und das ich mir mit Surfpostern, einem eigenen Kühlschrank, dem einzigen Fernseher im Haus, den ich mir aus dem Zimmer meines Sohnes geborgt hatte, und einem wohnlichen Durcheinander aus wild verstreuten Klamotten wie eine Junggesellenbude eingerichtet hatte.
    Ich zog mich aus bis auf die Unterhose, kroch unter die Decke und verzichtete erstmals seit langem auf Schlaftabletten, d amit ich zur Stelle wäre, sollte der Kerl es in dieser Nacht noch einmal versuchen. Ohne Barbiturate rechnete ich damit, bis zum Morgen durchs Fenster auf die Bäume zu starren, aber schlief so rasch ein, dass ich zum Grübeln nicht kam.
    Es war noch nicht mal neun Uhr, als ich am nächsten Morgen grob aus dem Schlaf gerissen wurde.

Kapitel 2
     
    Silke zog mir die Decke weg.
    „Was soll denn das?!“
    Ich konnte es nicht ausstehen, beim Schlafen gestört zu werden. Der Wecker auf meinem Nachtkästchen hatte noch nie eine andere Funktion erfüllt als die, mir die Zeit anzuzeigen.
    „Telefon. Die Polizei. Dringend.“
    Ich wollte mich aufsetzen, aber der Hexenschuss fuhr mir derart in den Nacken, dass ich mich stöhnend wieder auf die Matratze sinken ließ.
    „Ich habe mir gestern den Rücken verrenkt.“
    Silke verfolgte meine Schmerzattacke mitleidlos.
    „Stellst du mir den Anruf bitte hoch?“
    Sie verließ das Zimmer ohne eine Antwort. Ich hörte sie die Treppe hinuntergehen, leise etwas sagen, dann klingelte das Telefon an meinem Bett. Ich drückte die Freisprechfunktion.
    „Fercher.“
    „Guten Morgen. Da habe ich Ihnen ja was Schönes eingebrockt.“
    Ich erkannte die Stimme des Polizisten aus dem CbT.
    „Allerdings. Haben Sie ihn erwischt?“
    „Nein. Aber wir sind dran.“
    „Meine Frau ist außer sich wegen der Sache. Ich möchte Sie bitten, sich dafür stark zu machen, dass er nicht mehr freigelassen wird bis zu seiner Verhandlung und dann umgehend abgeschoben.“
    „Wieso denn abgeschoben?“
    „Na, weil er hier straffällig geworden ist.“
    „Na und?“
    „Ich dachte, der Akzent klingt nach Osteuropa.“
    „Er kommt zwar aus Kasachstan, aber er hat den deutschen Pass. Er kann nicht abgesch oben werden.“
    „Aber er hat selbst zu mir gesagt...“
    „Was der sagt und die Kuh macht... Entschuldigen Sie, aber solchen Leuten dürfen Sie kein Wort glauben.“
    „Soll das heißen, der wird ein paar Wochen eingesperrt, und d anach kann er uns jederzeit wieder auflauern?“
    „Hören Sie, ich würde mir da nicht zu viele Gedanken machen. Der hat gestern versucht, eine Nummer bei Ihnen abzuziehen. Sie haben ganz richtig re agiert, ihm nichts zu geben. Der sucht sich jetzt leichtere Möglichkeiten, zu Geld zu kommen. Vielleicht hat er die Stadt längst verlassen. Nach menschlichem Ermessen ist die Sache für Sie ausgestanden.“
    „Das habe ich nach der Aktion mit Ihnen auch gedacht, bis er dann vor meiner Tür stand. Der hat mir gestern im CbT kaltschnä uzig meine Papiere geklaut, verstehen Sie, das muss man sich mal vorstellen: wird von mir abgeführt und langt mir dabei frech in die Tasche. Und jetzt weiß er, dass bei uns eine Menge zu holen ist.“
    „Ja, aber er kann sich auch denken, dass Ihr Grundstück in näc hster Zeit das bestbewachte der Stadt ist.“
    „Trotzdem,
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