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Der magische Zirkel - Der Verrat

Titel: Der magische Zirkel - Der Verrat
Autoren: L Smith
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worden. Das rostige V orhängeschloss fehlte und die eiserne Tür war mit W ucht gegen den Zementblock geschleudert und aufgerissen worden. A ber das war noch nicht alles. Die Spitze des Hügels, vorher von spärlichem Gras bedeckt, war aufgeplatzt wie eine überreife Pflaume. W ie die Hülle eines Insekts, das sich aus seinem zu klein gewordenen Gefängnis den W eg in die Freiheit gebahnt hat.
    Und die Grabsteine der Gräber beim Zaun standen schief. Diejenigen, die dem Hügel am nächsten gewesen waren, die mit den Namen der Eltern aus der Crowhaven Road, waren zersplittert und geborsten.
    Aus dem Erdhügel drang ein entsetzlicher Gestank.
    »D as muss ich mir doch mal näher ansehen«, murmelte Deborah.
    Cassie hatte noch nie in ihrem Leben jemanden so sehr bewundert wie Deborah in diesem A ugenblick, als sie zu dem offenen Hügel stolperte. Ich kenne niemanden, der mehr Mut besitzt, dachte Cassie. Benommen krabbelte sie auf die Füße, machte ein paar unsichere Schritte und fiel neben Deborah vor dem stinkenden Loch auf die Knie.
    Beim Mondschein, der hereinfiel, konnten sie erkennen, dass die Höhle leer war. A n Boden und W änden befand sich eine widerlich glänzende Schicht. Das konnte einfache, nackte, feuchte Erde sein– oder Schleim.
    Dann sah Cassie aus dem A ugenwinkel ein A ufleuchten und eine Bewegung am nordöstlichen Himmel und wurde abgelenkt.
    War das ein Lichterkranz, wie er sich manchmal um Sonne oder Mond bildete? Nein, denn es flackerte in unregelmäßigen A bständen und war feuerrot.
    »D as ist genau über der Crowhaven Road«, bemerkte Nick.
    »O h Gott. W as geschieht dort?«, rief Laurel.
    »S cheint Feuer zu sein«, stieß Deborah, immer noch heiser, hervor.
    »W as es auch ist, lasst uns am besten schnell nachsehen«, drängte Nick.
    Adam hielt Diana in seinen A rmen und versuchte, sie wiederzubeleben. Suzan und Sean klammerten sich voller Panik aneinander. Chris und Doug waren immer noch wie benommen. A ber Melanie und Laurel standen, wenn auch auf wackeligen Beinen.
    »N ick hat recht«, stimmte Melanie zu. »A dam kann sich hier um alles kümmern. Da unten tut sich was.«
    Cassie warf einen verächtlichen Blick auf Faye, ihre Meisterin, die noch am Boden lag. Dann wandte sie sich um und folgte Melanie ohne ein W ort.
    Es war völlig gleichgültig, dass die fünf, die jetzt mit unsicheren Schritten den W eg hinuntergingen, erst kurz zuvor erbitterte Gegner gewesen waren. Jetzt war keine Zeit, sich um solche Belanglosigkeiten zu kümmern. Cassie sprang hinten bei Deborah auf das Motorrad, Melanie und Laurel stiegen zu Nick ins A uto. Die anderen würden eben nachkommen müssen, wenn sie es wollten.
    Der W ind rauschte in Cassies Ohren wie das Meer. A ber das Gefühl von Macht, das sie vorhin gespürt hatte, diese V erbindung zu den Elementen war abgebrochen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen– ihr V erstand war benebelt wie bei einer schweren Erkältung. Sie wusste nur, dass sie so schnell wie möglich zur Crowhaven Road musste.
    »E s ist kein Feuer«, schrie Deborah, als sie sich näherten. »K ein Rauch!«
    Dunkle Häuser flogen vorbei– Dianas, Deborahs. Das leere georgianische Haus Nummer drei. Melanies, Laurels, Fayes. Das unbewohnte viktorianische Haus, das der Hendersons, A dams, Suzans, Seans…
    »D as ist bei dir zu Hause, Cassie«, brüllte Deborah gegen den W ind an.
    Ja. Cassie hatte es geahnt. Etwas in ihr hatte es gewusst, noch bevor sie losgefahren waren.
    Ein A hornbaum hob sich wie ein schwarzes Gerippe gegen das rote Licht ab, in das Haus Nummer zwölf getaucht war. Doch es war kein Feuer, sondern eine A rt Hexenlicht, eine purpurrote A ura des Bösen.
    Cassie erinnerte sich jetzt daran, wie sehr sie das Gebäude gehasst hatte, als sie es zum ersten Mal sah. Sie hatte es gehasst, weil es so groß war und so hässlich mit seiner abblätternden Farbe, den schmutzigen Fenstern und den sich senkenden Dachsparren. A ber inzwischen liebte sie es. Das Haus war seit Urzeiten das Heim ihrer Familie; es gehörte zu ihr. Und wichtiger als alles andere war, dass ihre Großmutter und ihre Mutter sich darin befanden.

Kapitel Fünfzehn
    Cassie sprang vom Motorrad und rannte die Einfahrt hinauf. Bevor sie jedoch in das rote Licht eintauchte, verlangsamte sie ihren Schritt. So merkwürdig es klang, der gespenstische Schein war schwer zu durchdringen. Er legte sich wie eine heiße, erstickende Decke über sie. Cassie konnte kaum atmen. Die Luft schien klebrig wie
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